IOC schlägt Alarm: Warnung für Rios Olympia-Macher

Rio de Janeiro (dpa) - Das IOC schlägt Alarm: 829 Tage vor den Rio-Spielen 2016 hat Vizepräsident John Coates die schleppenden Vorbereitungen auf das Olympia-Spektakel an der Copacabana als „die schlechtesten, die ich je erlebt habe“ kritisiert.

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Wenige Wochen vor der problembeladenen Fußball-WM erhöhte Coates den Druck auf die brasilianischen Olympia-Macher damit weiter.

Die Metropole am Zuckerhut sei in „vielen, vielen Bereichen“ nicht bereit, mahnte der Australier, der als Mitglied der IOC-Koordinierungskommission für Rio 2016 bereits sechsmal dort war. Trotz der kritischen Verzögerungen gebe es aber keinen Alternativplan, sagte Coates am Dienstag auf einem Olympia-Forum in Sydney. „Das hat es beim IOC noch nie gegeben, aber wir haben keinen Plan B. Wir gehen auf jeden Fall nach Rio.“

Das einheimische Organisationskomitee bekräftigte indessen, es würden alle Sportstätten im Rahmen der vereinbarten Zeitpläne und Etats fertig werden. Rio werde „ausgezeichnete“ Spiele liefern, heißt es in einer Pressemitteilung vom Dienstag. Es sei Zeit, den Fokus auf die noch bevorstehende Arbeit zu legen, die allgemeine Debatte über die Fortschritte bei der Vorbereitung der Spiele sei vorbei, wehrte sich das Organisationskomitee gegen die Kritik von Coates.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte Anfang April im türkischen Belek die Gründung einer Task Force beschlossen, die den Bau der Wettkampfstätten überwachen soll. Zudem wurde Gilbert Felli, der als geschäftsführender Direktor innerhalb des IOC für die Abwicklung zahlreicher Olympischer Spiele mitverantwortlich war, als Sonderbotschafter und Problemlöser nach Rio geschickt.

Bei einer gemeinsamen Sitzung des IOC mit der Vereinigung der olympischen Sommersportverbände (ASOIF) waren sogar Rufe nach einer „Roten Karte„ für Rio laut geworden. 18 Vertreter der 28 olympischen Sommersportverbände hatten ein besorgniserregendes Bild vom Stand der Vorbereitungen in ihren Sportarten skizziert. Die Baumaßnahmen für die Sportstätten seien stark in Verzug. Die Arbeiten am Deodoro-Komplex, in dem während Olympia acht Sportstätten untergebracht werden sollen, haben noch nicht einmal begonnen. Probleme in den Punkten Infrastruktur, Hotelsituation, Transport und Wasserqualität belasten das Großprojekt zusätzlich.

Erhebliche Verzögerungen beim Bau diverser Stadien haben bereits den Vorlauf der am 12. Juni beginnenden Fußball-WM in Brasilien erschwert. „Wir sind sehr besorgt“, räumte Coates ein. „Die Situation ist schlimmer als vor Athen 2004.“ Vor den Olympischen Spielen in Athen hatte der damalige IOC-Chef Juan Antonio Samaranch wegen gewaltiger Verspätungen bei der Konstruktion verschiedener Sportstätten eine Verwarnung an die Organisatoren ausgesprochen.

In Rio sei die Ausgangslage bedrohlicher als in der griechischen Hauptstadt, weil es laut Coates neben störender Bürokratie „wenig Absprachen zwischen der Staatsregierung, der regionalen Regierung und der Stadt gibt, die für die Baumaßnahmen verantwortlich ist“. Zudem würden Regierungsgelder nicht schnell genug weitergereicht.

ASOIF-Präsident Francesco Ricci Bitti sprach gar von der „kritischsten Situation“ seit mindestens 20 Jahren und forderte das IOC zum Handeln auf. „Wir können nicht weitere sechs Monate warten und noch mehr Zeit verschwenden“, ergänzte Ricci Bitti auch mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen in Brasilien im Oktober dieses Jahres, womit es zu weiterem Stillstand kommen könnte.

Rios Bürgermeister Eduardo Paes wehrte sich gegen die kollektive Kritik. Die Verbände wollten zu viele „große Dinge“, die die Stadt nach Olympia nicht mehr gebrauchen könne, betonte er in der vergangenen Woche. Für IOC-Präsident Thomas Bach ist die Olympia-Premiere auf südamerikanischem Boden nach den belasteten Winterspielen in Sotschi auf jeden Fall die nächste Herausforderung. Seine Sorgen werden größer.