Menschenrechtler kritisieren Vergabe an China

Peking (dpa) - Mit scharfer Kritik haben Menschenrechtsorganisationen auf die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022 an Peking reagiert.

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„Die Vergabe der Spiele ist ein Schlag ins Gesicht von Chinas Menschenrechtsaktivisten. Das olympische Motto 'Höher, schneller, stärker' ist die perfekte Beschreibung für den Angriff der chinesischen Regierung auf die Zivilbevölkerung“, sagte Sophie Richardson, die China-Direktorin von Human Rights Watch.

In Reaktionen wurde am Freitag auch vor verschärfter Verfolgung von Bürgerrechtlern und Unterdrückung von Minderheiten gewarnt. „Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erweist der olympischen Idee und den Menschenrechten in China damit einen Bärendienst“, fand die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen.

„Hunderte Menschenrechtler in China werden diese Fehlentscheidung mit Haft oder sogar ihrem Leben bezahlen müssen, da die Volksrepublik vor den Spielen erneut ihre Verfolgung von Uiguren, Tibetern, Mongolen und Anhängern der Demokratiebewegung verstärken wird“, sagte der GfbV-Experte Ulrich Delius. IOC-Präsident Thomas Bach müsse sich für verfolgte Journalisten, Blogger und Anwälte in China einsetzen und einen Missbrauch der Spiele für Pekings Propaganda verhindern.

„Das IOC hat die falsche Botschaft an die falschen Leute zur falschen Zeit gesendet“, kritisierte die Tibet Initiative Deutschland. „Die chinesische Regierung hat es einmal mehr geschafft, dass die Welt ihre verheerenden Menschenrechtsverletzungen einfach so hinnimmt.“

Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei der Antikorruptionsorganisation Transparency, hegt die Hoffnung, dass mit der Olympia-Vergabe bei den Menschenrechten in China „wenigstens etwas erreicht“ werde, sagte die frühere Rad-Präsidentin dem TV-Sender Sky. „Man darf aber nicht nur schauen, was während der Spiele passiert, sondern auch in der Vorbereitung.“