Olympia abgelehnt - Kein „Hintertürchen“ für München
München (dpa) - Nach dem klaren „Nein“ der Bürger zu einer weiteren Münchner Olympia-Bewerbung rätseln Politiker und Sportfunktionäre über die Gründe der Ablehnung.
„Ich glaube, es ist eine generelle Skepsis gegenüber sportlichen Großereignissen“, sagte Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „Es ging nicht mehr um Teile der Bewerbung, sondern plötzlich um die Generalkritik“, vermutete auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) nach der heftigen Niederlage der Befürworter bei den vier Bürgerentscheiden in den geplanten bayerischen Wettkampfregionen.
In München, Garmisch-Partenkirchen sowie den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden gewannen jeweils die Olympia-Gegner. Auch sie bewerteten die Ablehnung als eine Grundsatzentscheidung der Deutschen. „Ich glaube, in ganz Deutschland sind Olympia-Bewerbungen mit dem heutigen Tag vom Tisch“, sagte Ludwig Hartmann, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag.
Zuerst müsse sich das Internationale Olympische Komitee (IOC), das seit kurzem vom Deutschen Thomas Bach als Präsident angeführt wird, ändern, meinte der Wortführer des Bündnisses „NOlympia“. Nicht die Städte müssten sich dem IOC anpassen, sondern umgekehrt, sagte Hartmann. Auf der Siegerparty in München herrschte ausgelassene Stimmung. Jedes Ergebnis wurde lautstark bejubelt.
In München, wo fast 1,1 Millionen Bürger stimmberechtigt waren, votierten nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 52,1 Prozent mit Nein. Die höchste Abfuhr kassierten die Befürworter ausgerechnet rund um den extra neu eingebundenen Wettkampfort Ruhpolding im Landkreis Traunstein mit 59,67 Prozent. Im Berchtesgadener Land betrug die Ablehnung 54,02 Prozent, in Garmisch-Partenkirchen 51,56 Prozent.
Der Anforderungsbogen sei von den Olympia-Gegnern spätestens dann überspannt gewesen, „wenn plötzlich das IOC für die russische oder chinesische Politik verantwortlich gemacht wird“, kritisierte Ude. Auch er selbst finde im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) durchaus „Persönlichkeiten, mit denen ich ganz und gar nicht einverstanden bin“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa: „Aber so ist das, wenn man sich um einen Kontinent oder auf der ganzen Welt bemüht.“
Um olympische Medaillen wurde in Deutschland letztmals 1972 bei den Sommerspielen gekämpft - in München, wo es jetzt ein halbes Jahrhundert später kein Winter-Spektakel auf Schnee und Eis geben wird. Die Befürworter erkannten ihre bittere Niederlage an. „Nein, es gibt keine Hintertürchen. Es ist die Aussage der Bürger“, antwortete DOSB-Generaldirektor Vesper auf die Frage, ob es noch eine Chance gebe, Olympia 2022 doch nach München zu bringen.