Ude enttäuscht über Olympia-Nein

München (dpa) - Mit Enttäuschung hat Münchens Oberbürgermeister Christian Ude auf das Olympia-Nein der Bürger reagiert.

„Ich bin der Ansicht, dass es nicht am Konzept gelegen hat. Es ist eher eine zunehmend kritische Einstellung von Bevölkerungsteilen gegen Sport-Großereignisse“, sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend in München. „Wir haben mit großer Überraschung zu Kenntnis genommen, dass im Landkreis Traunstein, der unbedingt beteiligt werden wollte, die Ablehnung noch größer ausgefallen ist“, sagte Ude.

Reaktionen auf die Bürgerentscheide:

Michael Vesper, DOSB-Generaldirektor: „Ich bin sehr enttäuscht. Das ist sehr bitter für den deutschen Sport, dass wir nicht die Chance bekommen haben, der Welt zu zeigen, wie man heutzutage nachhaltige Olympische Winterspiele veranstalten kann. Ausschlaggebend ist für mich die zunehmende Skepsis in Deutschland gegenüber Großereignissen.“

Josef Fendt, Präsident des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL): „Ich bin sehr enttäuscht. Das hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, viele Bürger waren nicht richtig informiert. Für die olympische Bewegung ist es bedenklich. Wenn sich solche traditionellen Länder wie die Schweiz oder Deutschland als Ausrichter zurückziehen, ist dies eine gefährliche Entwicklung.“

Maria Höfl-Riesch, Ski-Olympiasiegerin: „Ich weiß nicht, woran es lag. Es ist traurig, aber wahr. Wir haben in den letzten zwei Wochen noch einmal alles mobilisiert. Wir müssen jetzt in der Niederlage Größe bewiesen. Der eine oder andere wird es später vielleicht noch bereuen.“

Severin Freund, Skispringer: „Ich bedauere es sehr, dass sich keine Mehrheit für die Bewerbung Münchens gefunden hat. Dennoch akzeptiere ich das Ergebnis. Ich persönlich finde das Bewerbungskonzept sehr stark, weil nachhaltig und durchdacht. Ein Votum für die Bewerbung hätte die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports sicherlich gestärkt. Um Kinder und Jugendliche für den Sport zu begeistern, braucht es Impulse und die Olympischen Spiele im eigenen Land hätten ein solcher sein können.“

Ludwig Hartmann, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag: „Das Votum ist kein Zeichen gegen den Sport, aber gegen die Profitgier des IOC. Ich glaube, in ganz Deutschland sind Olympia-Bewerbungen mit dem heutigen Tag vom Tisch. Die Menschen im Ballungsraum München und die Natur in den bayerischen Alpen haben einen wichtigen Sieg errungen. Dass wir uns gegen die ganzen anderen Parteien durchgesetzt haben, freut mich natürlich.“

Thomas Schmid, Bürgermeister Garmisch-Partenkirchen: „Das ist eine Entscheidung, die ein klares Meinungsbild über die Stimmung in unserem Ort zeigt. Ich hoffe sehr, dass diese demokratische Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger von allen Seiten akzeptiert wird. Ich möchte in diesem Kontext nicht verhehlen, dass ich mir ein anderes Ergebnis gewünscht hätte, zumal die dringend notwendigen Infrastrukturmaßnahmen, die Grundlage einer möglichen Bewerbung gewesen wären, nun in weite Ferne rutschen. Ich persönlich glaube, dass es unsere letzte Chance war, Winterspiele zu bekommen.“ “

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern: „Ökologisches Bewusstsein und Heimatliebe der Bürger haben über Kommerz und Gigantismus gesiegt. Dies ist ein Weckruf an das Internationale Olympische Komitee und den Deutschen Olympischen Sportbund, wieder zum Ursprung der olympischen Idee zurückzukehren und sich von einseitigen Knebelverträgen zu verabschieden. Den Alpen und der betroffenen Bevölkerung bleiben Schuldenberge und Landschaftseingriffe erspart.“

Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef im Bayerischen Landtag: „Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Bürgerentscheide keine Mehrheit für eine Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 gebracht haben. Wir werden dieses Ergebnis akzeptieren. Ich hätte mich auf die sportlichen Spitzenwettbewerbe in unserer Heimat gefreut, die Welt geht deswegen aber nicht unter.“

Georg Grabner (CSU), Landrat im Kreis Berchtesgadener Land: „Ich bin natürlich enttäuscht. Es wäre die einmalige Chance gewesen, der Welt und dem Internationalen Olympischen Komitee zu zeigen, dass man Olympische Winterspiele auch ohne Gigantismus und Naturzerstörung durchführen kann. Offensichtlich wird es immer schwieriger, große Projekte noch umsetzen zu können. Und es ist schwierig, mit Argumenten gegen Stimmungen anzukämpfen.“

Sven Hannawald, früherer Skisprung-Star: „Das ist eine Klatsche, wie ich sie im Leben nie erwartet hätte, ein 0:4 Debakel. Wie will man so ein Highlight wie Olympische Spiele jetzt noch nach Deutschland bringen?“

Pat Cortina, Eishockey-Bundestrainer: „Das ist sehr schade. Deutschland ist ein tolles Sportland.“

Hauptgeschäftsführer Peter Driessen von der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern: „Die Olympischen Winterspiele 2022 in der bayerischen Landeshauptstadt, in Garmisch, Ruhpolding und im Berchtesgadener Land auszurichten, hätten dem Wirtschaftsstandort enormen Rückenwind geben. Diese Riesen-Chance ist nun perdu. Jetzt ist es wichtig, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und weiter an der Zukunft des Standorts Oberbayern zu arbeiten.“