Olympia-Baustelle nicht fertig: Rabotaj, Rabotaj!
Sotschi (dpa) - Rabotaj, rabotaj! - Arbeite, arbeite! - in der Olympia-Region in und um Sotschi gibt es noch viel zu tun, bis das Feuer am Freitag entflammt wird.
Noch erhitzen vor der Eröffnung der ersten Winterspiele in Russland nicht bezugsfertige Hotels, verdreckte Zimmer, fehlende Fußgängerwege, lärmende Baustellen und Irrfahrten mit Bussen die Gemüter. Betroffen sind nicht nur Gäste, Journalisten und Volunteers, sondern zuweilen auch Athleten. Und der große Ansturm kommt erst noch: Am Montag werden allein knapp 6000 Journalisten erwartet.
Eine Odyssee erlebten ein paar australische Athleten, die nach der Ankunft sieben Stunden mit dem Bus in der Gegend herumgefahren wurden, bis der Fahrer das Ziel fand. Dies berichtete Österreichs Chef de Mission Hannes Maschkan der Nachrichtenagentur APA. Auch seine Snowboard-Freestyler wurden vom Flugplatz Adler in Sotschi nicht auf direktem Weg ins Quartier in Krasjana Poljana gebracht: Statt ins „Mountain Village“ mussten sie einen einstündigen, unfreiwilligen Umweg über das „Endurance Village“ in Kauf nehmen, wo die Biathleten und Langläufer ein kleines Olympiadorf bewohnen. „Das ist halt blöd, wenn Du Durst und Hunger hast“, sagte Maschkan.
Aus den Wänden ragende Kabel, Matratzen, die noch in verstaubten Garagen lagern, oder bezogene Hotelzimmer, in denen im Bad das Wasser aus undichten Rohren läuft und Schranktüren an der Wand lehnen, trüben das olympische Wohlfühl-Erlebnis. Glücklich können jene sein, die eine Bleibe bekommen haben - wenn auch nicht immer in dem Hotel, das gebucht wurde. Wer sich in Krasjana Poljana auf Shopping im neuen Einkaufcenter „Gorki Gorod“ gefreut hat, steht vor verschlossenen Türen: Das Leben der im Akkord schuftenden Arbeiter spielt sich auch dort auf einer Baustelle ab.
Die Organisatoren von Sotschi 2014 geben einzelne Probleme zu, beteuern aber täglich, dass alles rechtzeitig fertig werde. Nicht jeder glaubt das. Tag und Nacht wird gearbeitet, tuckern die Bagger hin und her. Am Sonntag war dennoch ein großes Loch, das sich auf dem Weg zur Gondel zum „Laura“-Skigebiet auftut, noch nicht zugeschüttet, sondern nur provisorisch abgedeckt. Auch sonst sind an vielen Ecken Schutthaufen und sich türmende Kartons und Kisten zu sehen.
Nur sechs von neun Medienhotels in der Bergregion Krasnaja Poljana seien voll funktionsfähig, räumte das Organisationskomitee ein. Die Athleten-Unterkünfte seien davon nicht betroffen. Es werde mit Nachdruck an einer Verbesserung der Situation gearbeitet, betonte Komitee-Chef Dmitri Tschernyschenko. Die Auffassungen darüber, was als fertig gilt, gehen zwischen russischen Gastgebern und den bisweilen verwöhnten Gästen aus dem Westen auseinander.
Der Welt-Journalistenverband AIPS hat für das „Mountain Cluster“ - wie das Wintersportgebiet in den Bergen heißt - eine andere Zahl recherchiert: Drei von 25 Gebäuden seien komplett fertig. „Ich habe davor gewarnt“, sagte selbst Kevan Gosper, Vorsitzender der IOC-Medienkommission.
IOC-Präsident Thomas Bach reagierte dagegen gelassen. „Wir stehen in Kontakt mit den Organisatoren und sind zuversichtlich, dass die Probleme in den kommenden zwei Tagen gelöst werden“, sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Das ist vor den Spielen immer so. Die Bühne ist bereitet für die besten Wintersport-Athleten der Welt.“
Für den krisenerprobten Bach sind es keine „Chaos-Spiele“ („Bild“), denn den Hauptdarstellern geht es gut: Nämlich den etwa 3000 Athleten aus 88 Ländern. Sie sind in den drei olympischen Dörfern gut untergebracht und können sich auf Wettkämpfe in exzellenten Arenen freuen.
„So großzügige Unterkünfte hatten wir noch nie“, berichtete Bernhard Schwank, der stellvertretende Chef de Mission, über das Hauptdorf direkt an der Küste des Schwarzen Meeres. Dort wohnen 52 der 153 deutsche Olympioniken. Auch Freestyle-Bundestrainer Trainer Thomas Hlawitschka zeigte sich mit dem olympischen Bergdorf zufrieden: „Schaut gut aus, und ist alles fertig. Die Zimmer sind hübsch.“ Auch von Rodel-Olympiasieger Felix Loch gab es keine Klagen, sondern nach dem flotten Transfer ins Olympia-Quartier die fröhliche Kunde auf Facebook: „Servus in die Heimat - Mia san jetzt do!“