Winterspiele 2018 Olympischer Frieden in Korea
Seoul (dpa) - Der olympische Frieden auf der koreanischen Halbinsel ist für IOC-Präsident Thomas Bach ein Geschenk zur rechten Zeit - doch in der Heimat könnten in der brisanten Russland-Causa bald Negativschlagzeilen drohen.
Der Internationale Sportgerichtshof (CAS), der eigens von Lausanne nach Genf umzog, verhandelt von Montag an die Einsprüche von 39 russischen Wintersportlern gegen ihre lebenslangen Dopingsperren für Olympia. Der in die USA geflüchtete Whistleblower Grigori Rodschenkow und der kanadische Sonderermittler Richard McLaren sollen per Video oder Telefon aussagen. Gut zwei Wochen vor den Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) könnten die CAS-Richter die Sanktionen kippen.
Nach der Einigung mit Südkorea über seine Teilnahme an den Winterspielen hat Nordkorea eine siebenköpfige Vorausdelegation ins Nachbarland geschickt. Die Abordnung traf am Sonntag zu einem zweitägigen Besuch ein, um die Bedingungen für geplante Auftritte eines nordkoreanischen Orchesters im Rahmenprogramm der Spiele zu inspizieren, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit.
Bei der Anreise der Delegation wurde zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren auch wieder ein Verkehrskorridor im westlichen Grenzabschnitt geöffnet. Nach der Überquerung der stark befestigten innerkoreanischen Grenze wurde die Delegation mit einem von der Polizei eskortierten Bus nach Seoul gebracht.
Insgesamt 22 Sportler aus dem isolierten Norden dürfen bei den Wettkämpfen auf Eis und Schnee antreten, hatte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees am Samstag verkündet. Angesichts der Teilnahme Nordkoreas sprach Bach von einer „schwierigen Reise“. Es sei jedoch „ein großer Tag, weil der olympische Geist beide Seiten zusammengebracht hat“, sagte der deutsche IOC-Chef nach einem Treffen mit Vertretern beider Länder in Lausanne.
Die nordkoreanischen Sportler werden in fünf Disziplinen antreten. Darunter ist auch erstmals ein mit Südkorea gemeinsam gebildetes Frauen-Eishockeyteam. Außerdem starten Nordkoreaner im Eiskunstlauf, Shorttrack, Ski Alpin und Skilanglauf. Sie werden von 24 Trainern und Funktionären begleitet.
Beide Länder hatten sich erst vor Kurzem nach langer Funkstille wieder angenähert. Trotz des Streits um das nordkoreanische Atomprogramm hatten sie sich darauf geeinigt, dass Nordkorea neben einer Regierungsdelegation und Athleten auch eine Fangruppe, Künstler sowie ein Taekwondo-Showteam zu den Winterspielen schicken kann.
Bei der Eröffnungsfeier werden die Delegationen beider Länder unter dem Namen Korea und mit der „Vereinigungs-Flagge“ in das Stadion einlaufen. In der Vergangenheit waren nord- und südkoreanische Athleten bereits zusammen - unter neutraler Flagge - bei olympischen Eröffnungsfeiern wie 2000 in Sydney, 2004 in Athen oder 2006 in Turin aufgetreten. Die Flagge zeigt die koreanische Halbinsel in Blau vor weißem Hintergrund.
Nordkoreas Machthaber hatte in seiner Neujahrsansprache angeboten, eine Delegation ins westlich geprägte Südkorea zu entsenden. Die jüngsten Signale der Annäherung zwischen beiden Koreas hatten die Angst vor einer Eskalation des Atomstreits mit Pjöngjang verringert.