Doping-Kronzeuge Rodschenkow-Anwalt: Bach schaut zu, wie Olympia brennt

New York (dpa) - Trotz der Furcht um seine Sicherheit will Doping-Kronzeuge Grigori Rodschenkow den Internationalen Sportgerichtshof CAS von der Schuld der für Olympia gesperrten russischen Wintersportler überzeugen.

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„Er weiß, dass die Zukunft vieler sauberer Athleten auf der Kippe steht, denn ohne seine Aussage würden die Olympia-Sperren für russische Athleten sicherlich rückgängig gemacht werden“, sagte Rodschenkows Anwalt Jim Walden der Deutschen Presse-Agentur. Die Anhörungen von 39 Athleten aus Russland, die vom Internationalen Olympischen Komitee lebenslang von Olympia ausgeschlossen wurden, beginnen am Montag in Genf.

Rodschenkow war früher Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, ehe er in die USA flüchtete. Der 59-Jährige hält sich an einem geheimen Ort auf. „Er fühlt sich dazu verpflichtet, das zu Ende zu bringen, was er angefangen hat, und das, obwohl ihm das IOC keinerlei Unterstützung entgegenbringt“, sagte der New Yorker Anwalt Walden.

Im Stich gelassen fühlt sich Rodschenkow demnach vor allem vom IOC-Präsidenten Thomas Bach. Der Deutsche unterbinde die verbalen Attacken und angeblichen Falschaussagen von russischer Seite in der Affäre um den organisierten Sportbetrug vor allem bei den Winterspielen 2014 nicht. „In der Zwischenzeit spielt Thomas Bach auf seiner Geige und schaut zu, wie die Olympischen Spiele brennen“, sagte Walden.

Bach hatte zuletzt die IOC-Beschlüsse im Fall Russland verteidigt. Das IOC hatte entschieden, russische Einzelsportler unter der Bezeichnung „Olympische Athleten aus Russland“ (OAR) bei Olympia in Pyeongchang starten zu lassen und nur die Mannschaft auszuschließen.

Zudem wurde eine Reihe von Athleten lebenslang für Olympia gesperrt, weil sie nach Ansicht des IOC vom russischen Dopingsystem profitiert hatten. Die These, man habe mit den Beschlüssen Russlands Präsident Wladimir Putin nicht verärgern wollen, sei „eine haltlose Theorie“ und werde vornehmlich in Deutschland vertreten, sagte Bach jüngst.

Rodschenkow-Anwalt Walden hält das IOC indes für zu schwach im Kampf gegen organisiertes Doping. „Das IOC ist zu harmlos, um dagegen vorzugehen“, sagte der New Yorker Anwalt. „Im Moment bin ich überhaupt nicht zuversichtlich, dass sich etwas ändern wird. Die Menschen in den großen internationalen Sportverbänden haben kein Interesse an einer härteren Vorgehensweise gegenüber Dopingsündern“, sagte Walden. Doch vor allem die Verbände hätten die Mittel, um die Welt-Anti-Doping-Agentur im Kampf gegen Manipulationen besser auszustatten.

Kronzeuge Rodschenkow fühle sich weiter von russischer Seite bedroht und verfolgt. „Er ist sich darüber im Klaren, dass er weit oben - vielleicht sogar an der Spitze - der russischen Todesliste geführt wird. Ihm ist bewusst, dass er den Rest seiner Tage mit einem offenen Auge schlafen müssen wird“, sagte Walden.

Dennoch habe sich Rodschenkow zur Aussage vor dem CAS entschlossen. Bei den Anhörungen soll er per Video oder Telefon zugeschaltet werden. „Ganz egal wie das Urteil am Ende ausfällt, er will zu sich selbst sagen können, dass er alles versucht hat, um die Welt in die richtige Richtung zu bewegen“, sagte sein Anwalt.

Der CAS teilte mit, dass mit Entscheidungen erst Anfang Februar zu rechnen sei. Die Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang starten bereits wenige Tage später am 9. Februar.