Putins gefeierter Liebling Subkow im Fadenkreuz
Leipzig (dpa) - Bobpilot Alexander Subkow wurde nach seinem ersten Olympiasieg im Zweier gefeiert wie ein Popstar - trotz seiner 39 Jahre.
Russlands Fahnenträger der Winterspiele 2014 logierte nach seinem Doppel-Gold bei der Abschlussfeier im Stadion „Fischt“ sogar direkt neben Kremlchef Wladimir Putin. Immerhin hatte der Präsident persönlich Druck ausgeübt, dass der bereits nach Vancouver 2010 zurückgetretene Subkow, der in Irkutsk schon als Minister für Kultur, Sport und Jugend arbeitete, sein Comeback gab.
Nach den Dopingvorwürfen in einem Bericht der „New York Times“, wo der ehemalige Chef des russischen Doping-Kontrolllabors, Grigori Rodschenkow, detailliert die schmutzige Vorgehensweise schildert, strahlen die gewonnene Goldmedaillen in einem anderen Licht. Auch wenn der viermalige Olympiasieger Kevin Kuske der Deutschen Presse-Agentur sagte: „Subkow hatte die beste Fahrlinie und das am besten abgestimmte Material auf der Bahn in Sotschi.“ Zu den Vorwürfen sagte der langjährige Anschieber von André Lange: „Das wäre natürlich enttäuschend. Ich habe die Russen immer fair erlebt.“
Subkow - der bei seinem Sotschi-Sieg im Viererbob dank Manuel Machata mit geliehenen deutschen Kufen unterwegs war - wies die Anschuldigungen zurück. „Das ist eine absolute Verleumdung der Sportler der russischen Nationalmannschaft und auch von mir“, sagte er der russischen Zeitung „Sport Express“.
Hinter den Kulissen im Kufenlager war der Prestigeerfolg im „Sliding Center Sanki“ trotz der historischen Pleite der Deutschen längst Gesprächsstoff. Hinter vorgehaltener Hand waren die ausländischen Athleten auch sauer auf das Verhalten von Subkow-Anschieber Alexej Wojewoda, der immer wieder mit einem überheblichen Lächeln am Start stand. Dabei war er fast die komplette Saison verletzt und tauchte erst bei den olympischen Rennen in den Bobs von Subkow auf. Erstaunlicherweise hielt dessen Crew gegen die spurtstarken Letten um Oskars Melbardis und die Amerikaner mit Steven Holcomb gut auf den ersten 50 Metern mit - ehe sie ihren Heimvorteil ausspielten.
Generell findet Kuske die internationalen Dopingkontrollen in seiner Sportart „unfair“. Tagtäglich erfolgen An- und Abmeldungen bei der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA). „Wir stehen immer für einen Test bereit. Daher kann ich ein klares Gesicht im Spiegel haben“, betonte Kuske, der sich dieses Vorgehen auch bei seinen Gegnern wünscht.
Deutschlands derzeit bester Bobpilot, der dreimalige Zweierbob-Weltmeister Francesco Friedrich, hatte nach den Sotschi-Spielen 13 bis 14 Kontrollen in nur einem Jahr. „Wir stehen für sauberen Sport. Und wenn man sich bis auf die Hundertstelsekunde gegenseitig im Eiskanal bekämpft, ist es schön zu wissen, dass alle Starter sauber sind“, sagte Friedrich am Freitag. Daher wird über das Thema schon diskutiert, alles kritisch beäugt und auch angeklagt. So postete der Viererbob-Weltmeister von 2013, Marko Hübenbecker, spontan in Richtung Russen: „Das sind alles Arschlöscher. Aber ist jetzt auch nicht so das es mich überraschen würde ...“, schrieb er bei Facebook und verabschiedete sich in den Kraftraum.