Rios Wasser besteht Triathlon-Test - Sicherheitssorgen
Rio de Janeiro (dpa) - Das ist halt die Copacabana. Die Zuschauer stehen in Bikinis oder Badehose einfach im Wasser und feuern die Triathleten an, die sich in die Wellen stürzen. Logenplätze quasi.
Die Einwohner Rio de Janeiros, Cariocas genannt, verfolgen die heftigen Debatten um mögliche Gesundheitsgefahren in den Buchten vor Rio amüsiert. Hier ist jeden Tag Strandtag - zur Generalprobe der Triathleten für Olympia 2016 ist das Wasser rappelvoll. Aber etwas ist trotzdem anders. In der Bucht liege Kriegsschiffe, Propellerlärm der Hubschrauber stört das Treiben, bewaffnete Polizei patrouilliert.
Bis zum 24. August laufen mehrere Testwettbewerbe an der Copacabana - damit zur Eröffnung der ersten olympischen Spiele in Südamerika am 5. August 2016 alles glatt läuft. Von den Deutschen konnte sich am Sonntag nur Anne Haug ein Olympia-Ticket sichern, die drei Herren Gregor Buchholz, Steffen Justus und Justus Nieschlag gingen leer aus - und müssen nun auf die weiteren Olympia-Qualifikationschancen setzen.
Der völlig ausgepumpte Gregor Buchholz kommt als 22. als bester Deutscher ins Ziel. Und wie war das Wasser? „Ehrlich gesagt, war mir nicht ganz Wohl zumute. Aber was haben wir für eine Wahl?“ Man müsse da halt ein Risiko eingehen „und hoffen, dass alles gut ausgeht“. Er glaube aber, dass alles in Ordnung war, meint Buchholz.
Ein Sprecher des Organisationskomitees sagt, vor dem Test sei mit der Umweltbehörde des Staates Rio de Janeiro (INEA) die Wasserqualität gemessen worden. „Sie war völlig in Ordnung“. Die Behörde betont: „Seit 37 Jahren messen und garantieren wir die Qualität in diesen Gewässern.“ Dabei würden europäische und amerikanische Standards angewendet. Man ist etwas genervt von jüngsten „Kloaken“-Vorhaltungen - und stellt die Seriosität von Messungen eines anderen brasilianischen Instituts im Auftrag der US-Nachrichtenagentur AP offen infrage.
Das Problem ist: Es kommt oft darauf an, wann und wo gemessen wird. In Copacabana kann eigentlich fast jeden Tag geschwommen werden - die Qualität hängt von den Strömungsverhältnissen ab, die mitunter Chemikalien oder Schadstoffe durch den Schiffsverkehr in die Bucht treiben können. Steffen Justus, 25. bei der Olympia-Quali, sagt: „Im Wettkampf merkt man gar nichts. Es gibt hierzu drei verschiedene Meinungen, ich weiß nicht, worauf ich mich verlassen kann.“ Aber seit Freitag seien alle Teilnehmer hier geschwommen - und keiner erkrankt. „Wenn alle gesund sind, sollte eigentlich nichts drin sein“ meint er.
Die Bilder schwimmender, radelnder und laufender Triathleten vor Bucht und Zuckerhut sind in jedem Fall beeindruckend, das wird auch 2016 so sein - und die Fan-Unterstützung war auch schon ganz gut.
So richtig ernst wird es für die in der „W-Frage“ schwer unter Druck geratenen Organisatoren vom 15. bis 22. August, wenn nach dem von viel Unrat in der Bucht und Klagen begleitetem Test 2014 bereits der zweite Test-Wettbewerb der Segler anstehen wird. Die weltberühmte Guanabara-Bucht liegt einige Kilometer von Copacabana entfernt - und ist in beklagenswertem Zustand, das sieht jeder, der hier mit einem Boot durchfährt. Ein klares Signal: Hier schwimmt auch kein Carioca.
Die Weltgesundheitsorganisation hat dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) empfohlen, die Untersuchungen intensivieren. Das IOC leistet dem Folge und will die verschmutzen Gewässer vor den Spielen auf gesundheitsgefährdende Bakterien und Viren testen lassen. Bis zu den Spielen wird die Bucht sicher nicht sauber, aber der Zustand soll so sein, dass ein ins Wasser gefallener Olympia-Segler nicht um seine Gesundheit fürchten muss. Bisher gibt es keine Verlegungspläne.
Doch die Triathleten verlassen Rio für Erste nicht nur wegen der Wasser-Frage mit gemischten Gefühlen. Der Cheftrainer der Deutschen Triathleten-Union, Ralf Ebli, meint: „Es ist nicht sicher hier.“
Eine fünfköpfige Gruppe um Bundestrainer Dan Lorang sei auf dem Weg zur Schwimmstrecke in Copacabana attackiert worden. Es sei versucht worden, dem Bundestrainer eine Halskette abzureißen. Der Angriff ging aber ins Leere. „Ein Schock- und Schreckmoment“, berichtet Ebli.
85 000 Sicherheitskräfte sollen die Spiele 2016 sichern. Denn Rio will nach dem Vorbild Barcelona 1992 dank Olympia einen deutlichen Sprung nach vorne bei den Touristenzahlen schaffen - und das Image als unsichere Stadt ablegen. Es ist immer subjektiv, aber für Ebli steht fest: „Wir haben uns nie hundertprozentig sicher gefühlt.“