Superstar gesucht: White, Höfl-Riesch oder Björndalen?
Sotschi (dpa) - Nur noch einmal Edelmetall braucht Ole Einar Björndalen, um zu Björn Dählie auf den olympischen Medaillenthron zu steigen. In Sotschi gibt es neben dem Biathlon-Altmeister mehrere Anwärter auf den Titel des Superstars dieser Winterspiele - auch aus Deutschland.
Ein Superstar hatte seinen ersten großen Auftritt schon vor der Eröffnungsfeier von Sotschi. Stolz präsentierte der russische Eishockey-Nationalheld Alex Owetschkin zu Beginn des Fackellaufs in Olympia mit weißer Bommelmütze die Flamme - und startete damit auch das Rennen um den Titel des prägenden Gesichts beim Ringe-Spektakel an der Schwarzmeerküste.
Die Snowboard-Ikone Shaun White, Alpin-Ass Maria Höfl-Riesch mit gleich mehreren Edelmetallchancen, der viermalige Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann oder doch noch einmal Biathlet Ole Einar Björndalen auf der Jagd nach dem ultimativen Rekord - wer wird der herausragende Olympionike der XXII. Winterspiele?
Sechsmal Gold, viermal Silber und einmal Bronze - angesichts seiner beeindruckenden Sammlung benötigt der norwegische Ausnahme- Biathlet Björndalen nur noch eine Plakette, um bei der Gesamtzahl mit seinem Landsmann Björn Dählie gleichzuziehen. Zwei Olympiasiege fehlen Björndalen zudem noch, damit er die Langlauf-Legende im ewigen Medaillenranking überflügelt. „Es sind sehr schwere Bedingungen dort“, sagte der 39-Jährige mit Blick auf das „große Saisonziel“, für das er einige Weltcuprennen auslässt. „Olympia ordne ich alles unter.“
Trotz seines Status als Über-Snowboarder bleiben die Winterspiele auch für den zweimaligen Halfpipe-Sieger White etwas ganz Besonderes. Erstmals bei Olympia will der Rotschopf aus den USA auch in der neu eingeführten Disziplin Slopestyle sein Extrakönnen beweisen. „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass dies nicht die härteste Herausforderung in meinem Leben wäre - beide Disziplinen bei den Olympischen Spielen zu bestreiten“, sagte der 27 Jahre alte White. Vor den Wettkämpfen im Rosa Khutor Extreme Park stehen aber noch die abschließenden nationalen Qualifikationen an.
Das Ticket für Sotschi hat Höfl-Riesch schon lange in der Tasche - und darf mit dem Gefühl einer gelungenen Generalprobe anreisen: Vor zwei Jahren gewann die Partenkirchenerin bereits die Weltcup-Abfahrt von Krasnaja Poljana. „Natürlich wäre es noch mal eine Krönung meiner Karriere, wenn ich in Sotschi erfolgreich sein würde“, betonte die 29-Jährige. „Noch einmal eine Medaille gewinnen, das wäre super und vielleicht ein toller Abschluss.“
Die zweimalige Siegerin von Vancouver 2010 geht erneut im Slalom sowie in der Super-Kombination als Mitfavoritin an den Start und peilt auch in den Speed-Disziplinen vordere Plätze an. Dauer-Rivalin Lindsey Vonn wird ihr das sportliche Rampenlicht nicht streitig machen. Ein erneuter Kreuzbandriss zwang den US-Star, ihre Teilnahme abzusagen.
Große Ambitionen besitzt das deutsche Team auch bei den Wettkämpfen der Nordischen Kombinierer. Dabei stand Eric Frenzel diesen Winter mehrfach ganz oben auf dem Weltcup-Podest und soll mit den starken Norwegern und Frankreichs Jason Lamy Chappuis mithalten.
Nachdem Claudia Pechstein während Olympia 2010 noch wegen erhöhter Retikulozyten-Blutwerte durch den Weltverband ISU gesperrt gewesen war, könnte sich die Eisschnellläuferin in Sotschi mit 41 Jahren zur ältesten Winter-Olympiasiegerin der Geschichte krönen. Vancouver- Triumphator Felix Loch will als dritter Rodler nach Georg Hackl und Armin Zöggeler sein zweites Einzel-Gold einfahren.
Schon nach seinem fünften Olympia-Titel strebt der Schweizer Ammann, der damit auch den Sprung unter die erfolgreichsten zehn Teilnehmer der Olympia-Geschichte schaffen würde. Er wird sich in Sotschi vor allem dem starken österreichischen Team erwehren müssen und hob vorab die persönliche Bedeutung der Spiele hervor: „Meine russische Frau und ich habe eine emotionale Verbindung mit dem Gastgeberland.“
Für den Ausrichter soll eigentlich auch Jewgeni Pluschenko helfen, die mäßige Bilanz von Vancouver mit nur drei Triumphen und Platz elf im Medaillenspiegel vergessen zu lassen. Die Eiskunstlauf-Legende bangte aber nach seiner verpatzten Kür bei den nationalen Meisterschaften bis zuletzt noch um sein Ticket für die vierte Olympia-Teilnahme.
So fiebert der Gastgeber besonders auf das erwartete Duell der Eishockey-Großmächte Russland und Kanada hin - und damit den Showdown zwischen Owetschkin und Sidney Crosby. In ihrer Heimat hatten die Nordamerikaner vor vier Jahren das Viertelfinale mit 7:3 gewonnen. „Es ist wie ein Wettlauf im Weltall zwischen zwei Nationen anzuschauen, nachdem eine bereits auf dem Mars gelandet ist“, schrieb „Yahoo Sports!“. Owetschkin sinnt auf Revanche: „Natürlich ist es in meinem Hinterkopf“, sagte der Angreifer der Washington Capitals bereits während der laufenden Saison: „Und natürlich denke ich bereits daran.“