Pechstein ohne Angst nach Sotschi
Hamar (dpa) - Nach der nicht ganz geglückten Generalprobe bei der Europameisterschaft in Hamar hat für Claudia Pechstein der Schlussspurt ihrer „Mission Sotschi 2014“ begonnen.
Konzentriert will die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin das letzte Trainingslager in Inzell angehen, um bis zum 9. Februar die nötige Lockerheit aufs Eis zu bringen. An diesem Tag findet der 3000-Meter-Lauf in der Adler-Arena von Sotschi statt, und schon da möchte sich die 41 Jahre alte Ausnahmeathletin ihren Traum von der zehnten Medaille bei den sechsten Olympischen Spielen erfüllen.
Sorge, dass nach den Anschlägen von islamistischen Attentätern in Wolgograd auch in Sotschi die Sicherheitslage bedrohlich werden könnte, hat die Berlinerin nicht. „Ich habe 2002 Olympia in Salt Lake City nach dem Anschlag in New York von 9/11 erlebt. Dort gab es für uns Sportler Sicherheitsmaßnahmen wie nirgends zuvor“, erinnert sich Pechstein. „Das wird auch in Russland nicht anders werden. Sotschi wird während Olympia der sicherste Ort der Welt sein“, meint sie.
„Zwischenfälle können überall auf der Welt passieren“, räumt sie ein. „Ich habe aber gar keine Zeit, darüber nachzudenken, ob ich vielleicht zur falschen Zeit am falschen Ort bin. Ich konzentriere mich voll auf meine sportliche Leistung und lasse mich durch nichts beirren.“ Ihre Serie von vier Podestplätzen in diesem Winter war in Hamar über 5000 (4.) und 3000 Meter (5.) gerissen. Pechstein sieht sich aber weiter im Plan und hofft, dass - wie fünfmal zuvor seit 1992 - der Februar ihr Glücksmonat im Olympia-Jahr wird.
Natürlich seien Olympische Spiele wie jedes sportliche Großereignis auch immer ein Politikum. „Ich mache mir darüber gar keine Gedanken, wie Putin das inszeniert. Denn Herr Putin inszeniert das nicht alleine, sondern die Herren, die die Olympischen Spiele vergeben. Russland hat diese Spiele bekommen“, meint sie und fügt hinzu: „Als Beispiel kann ich Turin nennen, die Stadt war auch keine typische Wintersportstadt. Warum die Spiele an Turin vergeben wurden, ist mir egal. Als Sportlerin gehe ich in die Sporthalle rein, und in Sotschi habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ich will meine Leistungen bringen und meinen Sport machen, ich bin doch kein Politiker.“
Pechstein wünscht sich, dass es trotz alles Politisierung „gute Spiele werden, das Sportereignis im Mittelpunkt steht und es nicht nur um die Sachen drum herum geht“. Die Russen seien ein sportbegeistertes Publikum. „Daher hoffe ich, dass auch viele Zuschauer aus der "normalen Bevölkerung" die Spiele live verfolgen können.“
Eine besondere Beziehung zu Russland habe sie nicht, auch wenn sie in der Schule Russisch gelernt habe. „Wenn ich im Lande bin, dann fällt mir das eine oder das andere Wort auf Russisch ein. Ich verstehe auch ein paar Sachen. Aber ich habe das Glück, dass mein Partner Matthias an meiner Seite ist und sich perfekt auf Russisch verständigen kann“, sagt Pechstein. „Und ich hoffe, dass auf dem Weg nach Sotschi weiter alles "otschen choroscho" (dt.: sehr gut) läuft.“