Tote in Ukraine: Bach und Bubka betroffen
Sotschi (dpa) - Mitgefühl ja, Trauerflor nein: Die Zuspitzung der politischen Lage in der Ukraine und die zahlreichen Todesopfer in Kiew haben auch bei den Olympischen Winterspielen im benachbarten Russland für tiefe Betroffenheit gesorgt.
IOC-Präsident Thomas Bach bekundete den ukrainischen Olympia-Teilnehmern seine Anteilnahme, allerdings untersagte das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Sportlern das Tragen eines Trauerflors bei den Spielen von Sotschi. Das ukrainische Team ist mit 43 Athleten bei den Winterspielen in Sotschi vertreten.
„Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind beim ukrainischen Team, das eine schwere Zeit erlebt“, ließ Bach mitteilen. Er lobte die Athleten dafür, dass sie ihr Land „weiter mit großer Würde“ in Sotschi vertreten. „Ihre Präsenz hier ist ein Beispiel dafür, dass Sport Brücken bauen und dabei helfen kann, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund in Frieden zusammenzubringen.“
Die Sportler zeigten sich beunruhigt von den Vorgängen in ihrer Heimat und riefen wie Stabhochsprung-Weltrekordler und IOC-Mitglied Sergej Bubka zum Ende der Gewalt und zum friedlichen Dialog auf. „Ich appelliere noch einmal eindringlich an alle Parteien, die Gewalt zu stoppen, die mein Land an den Rand einer Katastrophe bringt. Es gibt nicht ihre Ukraine oder ihre Ukraine, es ist unsere Ukraine“, sagte Bubka, der auch Chef des Nationalen Olympischen Komitees seines Landes ist.
Allerdings lehnte das IOC den Antrag des Olympiasiegers von 1988 ab, den ukrainischen Athleten das Tragen eines Trauerflors zu gestatten. Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth kritisierte diese Entscheidung heftig. „In welcher Welt leben die Funktionäre des IOC eigentlich?“, sagte Roth der „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Die frühere Grünen-Parteichefin fügte hinzu: „Dieses Verhalten des IOC ist fern jeder Sensibilität und demokratischer Grundsätze. IOC-Präsident Thomas Bach muss dafür sorgen, dass diese skandalöse Entscheidung umgehend rückgängig gemacht wird.“
In einer Erklärung der ukrainischen Sportler hieß es: „Wir sind schockiert von den Ereignissen in unserem Land. Das Schicksal unserer Familien, Freunde und Verwandten beunruhigt uns. Wir rufen alle Seiten zum friedlichen Dialog auf und unternehmen alles, damit die ukrainische Fahne über dem olympischen Podium weht und die Landeshymne zu Ehren unserer Siege ertönt.“
Trotz der tödlichen Ausschreitungen in ihrem Land werden die Spiele der drei ukrainischen Fußball-Vereine in der Europa League stattfinden. Die Europäische Fußball-Union UEFA teilte am Mittwoch mit, dass die Partien von Dnjepr Dnjepropetrowsk gegen Tottenham Hotspur sowie zwischen Tschernomorez Odessa und Olympique Lyon zur geplanten Zeit am Donnerstagabend angepfiffen werden. Das Duell zwischen Dynamo Kiew und FC Valencia werde am Donnerstagabend in Nikosia auf Zypern stattfinden, teilte die UEFA mit.
Präsident Viktor Janukowitsch hatte nach den Straßenschlachten in Kiew einen Tag der Trauer angekündigt. Örtliche Medien hatten daraufhin berichtet, Sportveranstaltungen sollten abgesagt werden. Bei den blutigen Straßenkämpfen in Kiew sind nach offiziellen Angaben mindestens 26 Menschen getötet worden, mehr als 1000 wurden verletzt.
„Wegen der Sicherheitssituation in der ukrainischen Hauptstadt“ habe die UEFA entschieden, das Spiel zwischen Kiew und Valencia ausnahmsweise auf Zypern stattfinden zu lassen, erklärte die UEFA.