Vielseitiger Medaillenregen

Die deutsche Equipe gewinnt Gold, Gold und Bronze — auch dank Hinrich Romeike.

London. Hinrich Romeike, der zweifache Olympiasieger von 2008, hat seinen Nachfolgern auf die Sprünge geholfen. Mit einer stimmungsvollen CD des zuschauenden Rendsburger Zahnarztes von den Reiterspielen vor vier Jahren in Hongkong stimmte sich das Vielseitigkeits-Team auf seine erneute Mission Gold ein. Und Romeike fand mit Michael Jung einen würdigen Nachfolger. Sieg mit der Mannschaft und im Einzel — Jung beschenkte sich an seinem 30. Geburtstag selbst.

Während sich die Deutschen auf die Siegerehrung vorbereiteten, strahlte Michael Vesper unter einer Eiche wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum „Wir haben jetzt die ersten Medaillen. Das sind Lichter, die wir nicht ins Fenster stellen, sondern die wir als Zündkerzen verwenden“, sagte Deutschlands Chef de Mission.

Auch IOC-Vizepräsident Thomas Bach sah im Greenwich Park, wie Jung mit Sam, Sandra Auffarth mit Opgun Louvo, Dirk Schrade mit King Artus, Ingrid Klimke mit Abraxxas und Peter Thomsen mit Barny im abschließenden Springen ihre Führung nach der Dressur und dem Geländeritt verteidigten. Anschließend heimste der im Parcours zwei Mal fehlerfreie Jung auch noch Einzel-Gold ein, weil die in Warendorf lebende Schwedin Sara Algotsson, Gattin von Frank Ostholt, dem Mannschafts-Olympiasieger von 2008, ausgerechnet am letzten Hindernis eine Stange abräumte.

Außer dem Welt- und Europameister kamen auch Sandra Auffarth und Dirk Schrade ohne Abwürfe durch den Parcours. Lediglich Peter Thomsen ließ zwei Stangen purzeln. Der verriet anschließend, wie groß die Anspannung gewesen sei: „Vier Mannschaften lagen eng beisammen, wir hätten auch Vierter werden können. Das wäre die Höchststrafe gewesen.“

Thomsen war eigens zu Hinrich Romeike gefahren, um die CD von 2008 abzuholen. „Das war so grandios damals, das kann man den jungen Reitern verbal gar nicht rüberbringen“, sagte Thomsen. Aber: Ohne gute Pferde hätten auch die besten Reiter keine Chance. Sam etwa blieb Michael Jung vor eineinhalb Jahren erhalten, weil das Deutsche Olympia-Komitee für Reiterei 47 Prozent der Anteile des auf 766 000 Euro taxierten zwölfjährigen Württemberger Wallachs erwarb. Das Geschäft galt damals als nicht risikofrei. Bei Sam war ein Herzfehler diagnostiziert worden.

Jung ist in der Tat vielseitig und nicht nur, weil er der einzige in seinem Metier ist, der jemals gleichzeitig Olympiasieger sowie Welt- und Europameister sein durfte.