Segeln America's-Cup-Boss Ainslie jagt Kindheitstraum

Barcelona · Mit einem US-Team hat Ben Ainslie den America's Cup schon gewonnen. Doch er will ihn für Großbritannien. Jetzt ist die Chance da, den bei der Premiere 1851 verlorenen Cup ins Mutterland zurückholen.

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Ben Ainslie hatte zwei Kindheitsträume: Olympiasieger zu werden und den America's Cup zu gewinnen. Den einen hat er mit vier Goldmedaillen und einmal Silber als erfolgreichster Olympia-Segler der Sportgeschichte mehr als erfüllt. Der andere ist 21 Jahre nach Ainslie's America's-Cup-Debut mit dem US-Team OneWorld 2013 noch nicht vollendet. Zwar gewann Ainslie die „Auld Mug“ beim Sieg des Orcale Team USA über Neuseeland 2013 als Taktiker mit. Doch das eigentliche Ziel des 47-jährigen Briten ist es, die verschnörkelte Silberkanne in seine Heimat - das Mutterland des America's Cup - zurückholen.

Am Samstag fällt vor Barcelona der erste Startschuss zum 37. Match um den America's Cup in der schillernden 173-jährigen Cup-Geschichte. Wer als erster sieben Siege hat, gewinnt die wichtigste und älteste Trophäe im Segelsport.

Nach zwei gescheiterten Anläufen unter britischer Flagge in 2017 und 2021 hat sich Ainslies Team Ineos Britannia erstmals in der Herausforderer-Runde zum America's Cup durchsetzen können. Im Final-Duell um den Louis Vuitton Cup besiegte „Britannia“ den italienischen Silberpfeil „Luna Rossa“. Damit lösten die britischen Cup-Jäger das Ticket zum Zweikampf um den America's Cup gegen Neuseelands Verteidiger.

Ainslie: „Historische Chance“

CEO, Skipper und Steuermann Ben Ainslie und sein vom britischen Chemie-Unternehmer und Milliardär Sir Jim Ratcliffe finanzierter Rennstall Ineos Britannia stehen erstmals seit 60 Jahren wieder in einem Cup-Finale. 1964 hatte sich zuletzt die 12-Meter-Yacht „Souvereign“ der US-Yacht „Constellation“ geschlagen geben müssen. „Es ist eine historische Chance, und wir wollen sie nutzen“, sagte Ben Ainslie.

Gleichzeitig weiß Anführer Ainslie: „Es ist so hart, den America's Cup zu gewinnen, eine so massive Aufgabe.“ Das Budget der britischen Cup-Kampagne wird auf jenseits von 130 Millionen Euro geschätzt. Bestätigt ist die Zahl nicht. Jim Ratcliffe, seit Februar 2024 auch Minderheitsaktionär beim englischen Fußball-Club Manchester United, sagt: „Um den America's Cup zu gewinnen, braucht man großartige Fahrer, sehr erfahrene Konstrukteure und ein voll finanziertes Team. Es ist eine Verbindung aus Hightech und Sport.“

Mit mehr als 100 Stundenkilometern übers Wasser

Für den britischen Erfolg im America's Cup sind führende Yachtdesigner und kluge Köpfe aus dem Automobilrennsport eine Partnerschaft eingegangen: Die Cup-Yacht „Britannia“ der America's-Cup-Klasse AC75 ist ein sogenannter „Hightech-Foiler“. Das Einrumpfboot fliegt mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 55 Knoten (mehr als 100 Stundenkilometern) auf Tragflächen übers Wasser. „Britannia“ wurde über drei Jahre von einem Team um den in Celle geborenen und in Neukaledonien lebenden deutschen Designchef Martin Fischer in Zusammenarbeit mit dem Mercedes-AMG Petronas Formel-1-Team entwickelt.

Gesteuert wird das britische Geschoss im modernen America's Cup von zwei Piloten. Die auf beiden Seiten des Bootes wie „gespiegelt“ und stationär positionierte Segel-Crew wird von den Steuerleuten Ainslie und 49er-Olympiasieger Dylan Fletcher gelenkt. Ihre jeweiligen Trimmer sind verantwortlich für die Einstellung der Segel und - via Foils - der Flughöhe des Bootes. Dazu treten jeweils zwei Radfahrer auf jeder Seite in die Pedalen. Sie generieren Kraft zur Bewegung der Segel. Sie kommen wie Ruder-Olympiasieger Matt Gotrel auch aus anderen Kraft-Ausdauer-Sportarten.

Neuseeland will dritten Sieg nacheinander

Die Gegner der Briten sind die viermaligen Cup-Sieger vom Emirates Team New Zealand. Deren Co-Piloten Peter Burling und Nathan Outteridge, beide Olympiasieger im 49er, streben auf „Taihoro“ den dritten Kiwi-Triumph in Folge an.

Großbritannien will nicht weniger als den ersten Sieg in der Cup-Geschichte. Nach den Quoten internationaler Wettanbietern liegt „Taihoro“ vorne. Martin Fischer aber macht den Briten Mut und sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Ich würde nicht sagen, dass die Neuseeländer so überlegen sind wie beim letzten Cup. Ich denke, wir können zuversichtlich sein.“

© dpa-infocom, dpa:241010-930-256633/1

(dpa)