Auch ohne Seitz: Turnerinnen hoffen auf historisches Team-Ergebnis

Sofia (dpa) - Elisabeth Seitz kann nur traurig vor dem Fernseher sitzen, wenn die Medaillen verteilt werden. Doch auch ohne die an der Schulter verletzte Olympia-Sechste will die Riege der jungen deutschen Turnerinnen bei den Europameisterschaften in Sofia groß auftrumpfen.

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„Wir wollen in die Top Sechs in Europa“, verkündete Cheftrainerin Ulla Koch einen hohen Anspruch, wohl wissend, dass die deutschen Turnerinnen eine solche Platzierung in der 20-jährigen Historie der EM-Team-Konkurrenz noch nie schafften. Aber auch ohne Seitz scheinen die Voraussetzungen dafür nicht schlecht.

Schließlich kann die Chefin von Donnerstag an in der Armee-Arena der bulgarischen Hauptstadt wieder auf die zuletzt am Fuß verletzten Sophie Scheder (Chemnitz) und Janine Berger (Ulm) zurückgreifen. Beide hatten beim Challenge Cup in Cottbus für den ersten deutschen Doppelsieg seit 26 Jahren gesorgt. Die WM-Fünfte Scheder dominierte mit einer schwierigen Übung am Stufenbarren und hegt wie auch die erfahrene Kim aus Stuttgart große Hoffnungen auf das EM-Finale an ihrem Lieblingsgerät.

„Sophie hat gute Chancen, aber auch Janine Berger traue ich den Einzug in das Sprung-Finale zu“, äußerte Ulla Koch, die selbst beeinträchtigt durch einen schweren Magen-Darm-Infekt in das 37. Europa-Championat geht. In den ersten Tagen nach Ankunft in Sofia konnte sie das Hotelzimmer kaum verlassen und ihre Athletinnen in der letzten Phase der Vorbereitung nicht selbst coachen. Die gerade 18 Jahre alt gewordene Janine Berger hatte Olympia-Bronze am Sprung nur aufgrund eines Kampfrichter-Fehlers verpasst und war in London Vierte geworden. Im Vorjahr fehlte sie wegen Knieverletzungen bei EM und WM.

„Die Situation bei unseren Frauen ist erstaunlich gut“, zeigte sich Turn-Präsident Rainer Brechtken zuversichtlich. „Wir haben einige, die jetzt kräftig an die Tür zur Weltspitze klopfen.“ Ganz wichtig ist für den Präsidenten, dass nicht wie in vergangenen Jahren eine schwere Verletzung gleich das Karriere-Aus bedeutet. „Das stimmt mich zuversichtlich auf dem Weg zu Olympia nach Rio.“

Bitter war das EM-Aus allerdings für Elisabeth Seitz, die sich mit einer Top-Leistung beim Vier-Länderkampf in Haar (55,00 Punkte) nach sechs Wochen Trainingspause wegen der Grundausbildung bei der Bundeswehr eindrucksvoll zurückgemeldet hatte. Doch seitdem laboriert die EM-Zweite von 2011 an einer Schulterverletzung. „Mein Köper hat das harte Training nach der Pause offenbar nicht so gut verkraftet“, sagte die 20-jährige Mannheimerin, die sich nun ganz auf die WM im Oktober im chinesischen Nanning konzentrieren muss.

Die Lücke sollen zwei ganz junge Turnerinnen schließen. Pauline Schäfer (Pflugscheid-Hixberg/17 Jahre) und Cagla Akyol (Heidelberg/16) erhielten das Vertrauen von Ulla Koch. „Cagla kann vor allem am Balken sehr stabil turnen. Das hat den Ausschlag für die Nominierung gegeben“, begründete Koch den Verzicht auf die Stuttgarterin Lisa-Katharina Hill, deren Lieblingsgerät auch der Barren ist. „Wir haben im Training fleißig am Balken - unserem schwächsten Gerät - geübt. Ich hoffe, wir können uns in Sofia nun selbst dafür belohnen“, sagte Koch.