Aufstand im Tabellenkeller

Freiburg und Augsburg haben die Abstiegsplätze verlassen — dafür bangen nun Hamburg und Berlin um den Klassenerhalt.

Hamburg/Augsburg. Christian Streich ist ein bisschen anders. Der Freiburger Cheftrainer fährt mit dem Fahrrad zum Training, macht vor Bundesliga-Spielen in Jeans einige Aufwärmübungen und drückt seine jungen Profis beim Auswechseln besonders herzlich. „Heute bin ich ungeküsst“, sagte Torhüter Oliver Baumann nach dem 3:1-Erfolg beim Hamburger SV durch Tore von Johannes Flum (20.), Daniel Caligiuri (43.) und Cedric Makiadi (72.) und dem Gegentor von Ivo Ilicevic (75.). „Es gab nur eine Umarmung.“ Nach dem 0:0 bei Borussia Mönchengladbach in der Vorwoche hatte Streich seinen Keeper geküsst.

Im Winter rückte Streich nach der Demission von Marcus Sorg zum ersten Mann an der Seitenlinie der Badener auf. Vom letzten Tabellenplatz führte der 46-Jährige den SC auf den Relegationsplatz. „So wie wir jetzt spielen, steigen wir nicht ab“, meinte Torhüter Baumann. Das ist auch ein Verdienst des Trainers.

„Jetzt merkt man, dass Mannschaften wie Augsburg und Freiburg ein Team haben“, sagte Baumann, der mit den Kollegen den zweiten Auswärtssieg ordentlich feiern wollte. Der Zug in die Heimat ging erst am Sonntag und der überraschte Trainer Christian Streich wurde von Torschütze Flum über die geplante Sause in Kenntnis gesetzt. „Das 0:0 in Gladbach hat sich schon wie ein Sieg angefühlt, dies war nun ein richtiger“, meinte Baumann.

Neben Freiburg punktet auch Aufsteiger FC Augsburg munter Woche für Woche im Abstiegskampf. Die Heimstärke bleibt das größte Faustpfand der Augsburger im Kampf um den Klassenverbleib. Die Schwaben bezwangen Mainz 05 mit 2:1 und überstanden auch die siebte Begegnung nacheinander in heimischer Umgebung ungeschlagen. Manager Andreas Rettig sprach euphorisiert von „übergroßen Punkten“ und „ganz großen Schritten“. Jo-Cheul Koo (43.) und Sebastian Langkamp (51.) trafen für Augsburg, nachdem Sami Allagui (36.) die Gäste in Führung gebracht hatte.

Der Aufwärtstrend der bereits als Absteiger gehandelten Teams aus Freiburg und Augsburg macht es den beiden Großstadtklubs aus Hamburg und Berlin im Kampf um den Klassenverbleib schwerer. Mit einer mehr als einstündigen Krisensitzung hat Hertha BSC am Sonntag die 0:6-Klatsche gegen Bayern München aufgearbeitet. Bei der Besprechung fehlte Otto Rehhagel, der als Wahlmann zur Bundesversammlung geladen war.

Trotzig verkündete derweil HSV-Trainer Thorsten Fink: „Meine Qualität als Fußballer war schon immer die Ausdauer, und das werde ich jetzt auch als Trainer beweisen.“ Nur noch zwei Punkte trennen den Liga-Dino von Relegationsplatz 16. dpa/Red