Badminton-Oldie Kindervater vor Olympia-Start
Karlskrona (dpa) - Doppelspezialist Ingo Kindervater steht nach zwei verpassten Teilnahmen vor seiner Olympia-Premiere in London.
„Rein rechnerisch können wir noch abgefangen werden“, sagte der 33-jährige Badmintonspieler vom 1. BC Beuel. Zusammen mit seinem 27 Jahre alten Doppelpartner Johannes Schöttler vom 1. BC Bischmisheim belegt Kindervater Platz 18 der Weltrangliste. Bei der Europameisterschaft in Karlskrona (Schweden) will das Duo in dieser Woche das Olympia-Ticket endgültig lösen und auf dem Weg nach London am liebsten noch eine EM-Medaille mitnehmen.
„Wenn wir das durchziehen, kann uns gar nichts mehr passieren“, meinte Kindervater. „Die anderen müssen kommen, wir können die Sache ruhig angehen lassen.“ Schließlich würden die beiden nur von Olympia ausgebootet, wenn vier Doppel in der Rangliste noch an ihnen vorbeiziehen. Einziges Handicap der Deutschen: Partner Schöttler ist nach einem Bänderanriss im Fuß erst seit einer Woche im Training.
Da Kindervater ein gebranntes Kind ist, bleibt er vorsichtig. Bereits vor Athen 2004 und Peking 2008 sah es für ihn in der Olympia-Qualifikation gut aus. Sowohl im Doppel als auch im Mixed lag er lange auf Olympia-Kurs. Am Ende sprang in beiden Disziplinen jeweils nur der erste Nachrückerplatz heraus. „Das war schon verdammt bitter“, sagte der Soldat der Bundeswehr-Förderkompanie. Dennoch hat er nicht aufgegeben. „Ich habe 2008 schnell die Motivation zurückgewonnen“, sagte Kindervater. Für ihn sei es klar gewesen, weiterzumachen. „Ich habe mich stetig verbessert.“
Leicht ist das dem Badminton-Routinier aber nicht gefallen. „Ich bin kein Naturtalent“, sagte Kindervater, der sechs nationale Meistertitel im Doppel und vier im Mixed vorzuweisen hat. Erst mit 21 Jahren war er nach Saarbrücken zum Olympiastützpunkt des DBV gekommen. Mittlerweile ist er der Senior der Truppe. Mit Partner Schöttler hat er sich schon viel Respekt verschafft. So bei den French Open 2010, als sie im Halbfinale die Olympiasieger Markis Kido und Hendra Setiawan aus Indonesien bezwangen. „Wenn uns so etwas noch mal in London gelingen würde, wäre das natürlich das Allergrößte“, meinte Kindervater.
Der Deutsche Badminton-Verband (DBV) könnte in der britischen Hauptstadt in vier Disziplinen dabei sein. Weltklassespielerin Juliane Schenk (EBT Berlin) hat im Einzel die Qualifikation genauso sicher wie der sechsmalige deutsche Meister Marc Zwiebler (Beuel). Auch für das beste deutsche Mixed mit Michael Fuchs (Bischmisheim) und Birgit Michels (Beuel) sieht es gut aus. Lediglich im Damen-Doppel wird es wohl nicht reichen.
Bei der EM möchte sich Kindervater unbedingt die Qualifikation sichern, um nicht noch bei den India Open zittern zu müssen. „Indien ist meistens kein Vergnügen“, sagte er. Beim letzten Start in dem asiatischen Land verbrachte das Duo die meiste Zeit wegen eines Magen- und Darmvirus auf der Toilette.