Ex-Aufbauspieler Roller bringt Basketball nach Hamburg

Hamburg (dpa) - Pascal Roller sitzt in einem schmucklosen Büro in einem Neubau in Hamburg-Wilhelmsburg. Ein Tisch, ein paar Stühle, ein Flipchart, sonst nichts. Leere. Und Pascal Roller - Glatze, Dreitagebart, legeres Hemd - ist mittendrin.

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Aus beinahe nichts etwas Neues erschaffen, das ist sein Auftrag hier in Hamburg. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, eine Sportart nach Hamburg zu bringen, die derzeit de facto fehlt“, sagt er.

Diese Sportart, die Roller meint, hat ihn einst zum Star gemacht. Als Basketball-Nationalspieler gewann er an der Seite von Dirk Nowitzki EM-Silber und WM-Bronze. Als Aufbauspieler der Frankfurt Skyliners wurde er zum Aushängeschild der Bundesliga (BBL). Jetzt will er als Gesellschafter selbst ein neues Team aufbauen: die Hamburg Towers. Der Name soll Verlässlichkeit vermitteln. Ebenso wie Pascal Roller.

Der 37-Jährige gilt als umgänglich, mehr noch: als Publikumsmagnet. Um sein immer korrektes Auftreten zu würdigen, benannte die BBL sogar ihren Preis für den sympathischsten Spieler der Liga nach ihm. „Pascal war allenthalben sehr beliebt als Spieler mit Selbstbewusstsein und klarer Haltung“, erklärt BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. „Er ist ein Leader, kann strategisch denken und geht - geprägt von tiefgreifendem Basketball-Know-how - gewissenhaft vor.“

Ein Anführer also? Mit 1,80 Metern hat Roller nicht die raumgreifende Statur, die von einem Basketballer erwartet wird. Doch er hat sich durchgebissen - auch dank intensivem Ballett-Trainings. „Zehn Jahre lang habe ich das gemacht, sogar mit Aufführungen“, sagt Roller und grinst. Beweglicher sei er dadurch geworden. Doch mit 15 Jahren entschied er, die Ballettschuhe an den Nagel zu hängen. „Basketball war alternativlos.“ In Heidelberg, wo er geboren wurde, hätten andere Sportarten kaum eine Rolle gespielt.

An Hamburg muss sich der frühere „Mr. Skyliners“ erst noch gewöhnen. Im August zog er mit seiner Familie aus Frankfurt weg, nachdem er zweieinhalb Jahre lang gependelt war. Den Weg zur Arbeit fährt er mit der S-Bahn, ein Auto hat er schon lange nicht mehr. „Ich bin ein Stadtmensch. Ich mag es, wenn ich die Tür aufmache und mitten ins Leben komme.“

Im Büro ist Roller ein Perfektionist. Auf seine jetzige Aufgabe hat er sich akribisch vorbereitet: Schon als Spieler schloss er ein Bachelor-Studium ab. Nach dem Karriereende legte er im Fernstudium an der Universität Ca'Foscari in Venedig einen Master in Sportmanagement nach. Das Ergebnis ist ein Geschäftsmann hanseatischer Prägung: sachlich, zurückhaltend, realistisch.

„Wir sind nicht das zweite Bayern München“, betont Roller. „Wir wollen ein breites Fundament aufbauen. Was wir jetzt als Basis schaffen, soll auch in fünf Jahren und in zehn Jahren noch da sein.“ Vom Aufstieg in die BBL könne in den ersten Jahren keine Rede sein.

Tatsächlich sind die Hamburg Towers noch eine Baustelle, ebenso die Halle, in der sie im Oktober ihr erstes Heimspiel austragen wollen. Lose Kabel liegen dort noch auf dem nackten Beton herum. „Die größte Aufgabe wird sein, die Hamburger hierher zu bekommen“, sagt Roller und kneift beim Blick auf die Arena die Augen zusammen. Denn der Stadtteil Wilhelmsburg galt lange als schmuddelig und langweilig.

Dennoch ist die Erwartungshaltung in der Stadt groß. Pascal Roller bringt das nicht aus der Ruhe. Bescheiden formuliert er sein Ziel: „Wenn der erste Spieltag läuft, es keinen Spielabbruch gibt, weil wir etwas nicht beachtet haben, viele Leute da waren - dann mache ich einen Haken dran. Dann sind wir angekommen.“