Kapitän Hamann: Nowitzki ist der Leader

Siauliai (dpa) - Er ist der Kapitän des Teams, der verlängerte Arm des Bundestrainers und der Lenker des deutschen Spiels. Nein, die Rede ist nicht von NBA-Champion Dirk Nowitzki, sondern von Steffen Hamann.

Der Aufbauspieler führt die deutschen Basketballer bei der EM in Litauen wie schon in den vergangenen Jahren an, macht aber keinen Hehl daraus, dass die wahre Führungsfigur natürlich Nowitzki heißt. „Ich bin der Kapitän, aber Dirk ist selbstverständlich der Leader“, sagt Hamann.

Zu Nowitzki schauen sie alle auf, die jungen Spieler hängen an den Lippen des MVPs der NBA-Finalserie, saugen seine Tipps und Empfehlungen auf. Es spricht für den 33 Jahre alten Superstar und dessen unproblematische Integration in die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB), dass er bei seiner Rückkehr nach drei Jahren Pause nicht auf das Amt des Kapitäns bestand. „Das brauche ich nicht“, sagt Nowitzki.

Und so trägt Hamann weiter die virtuelle Kapitänsbinde. „Natürlich ist das eine Ehre“, sagt der 30-Jährige, der gegen Serbien sein 127. Länderspiel bestreitet. „Steffen ist für diese Mannschaft ungemein wichtig“, lobt auch Nationalcoach Dirk Bauermann seinen Spielmacher.

Bauermann und Hamann verbindet eine ganz besondere Beziehung. Beide arbeiteten in Bamberg, bei der Nationalmannschaft und jetzt auch beim FC Bayern München zusammen. „Ich habe dem Coach fast alles zu verdanken. Er hat mich zu dem Spieler geformt, der ich jetzt bin“, sagt der Franke.

In Litauen ist Hamann bislang allerdings noch nicht richtig in Schwung gekommen. Ein Hexenschuss macht ihm zu schaffen, in den ersten Partien war es eher Heiko Schaffartzik, der im deutschen Spiel den Takt vorgab. Wasser auf die Mühlen jener Kritiker, die Hamann seit Jahren internationale Qualität absprechen. „Das ist mir egal. Ich weiß, was ich kann“, meint der ehemalige ALBA-Spieler.

Doch es bleibt unbestritten, dass dem deutschen Team wie schon in der Vergangenheit ein Top-Spielmacher fehlt. Einen Tony Parker wie die Franzosen oder einen Milos Teodosic wie die Serben sucht man bei den Adlerträgern vergebens. „Steffen hat aber auch eine unglaublich hohe Qualität“, verteidigt Bauermann seinen Ziehsohn. „Für ihn ist es natürlich ganz besonders bitter, dass er ausgerechnet jetzt bei der EM, auf die er ein Jahr hingearbeitet hat, nicht ganz fit ist.“

Dabei war Hamann voller Zuversicht in das Turnier gestartet, bei dem er sich den Traum von seiner zweiten Olympia-Teilnahme erfüllen will. Weil er mit dem FC Bayern in der Zweiten Liga nicht ganz so gefordert und anders als in den Jahren zuvor nicht international vertreten war, kam der Point Guard bestens gerüstet zum Nationalteam. „Mein Körper hat sich in diesem Jahr gut erholt“, sagt Hamann.

Dass seine Qualität durch das eine Jahr ohne Bundesliga gelitten haben könnte, glaubt Hamann nicht. „Ich bin definitiv kein schlechterer Spieler“, sagt er und freut sich ganz besonders, dass Nowitzki und Chris Kaman wieder dabei sind. Einfacher oder gar langweilig ist sein Job durch das Mitwirken der beiden NBA-Stars nicht geworden. Ganz im Gegenteil. „Es ist gar nicht so leicht, die Beiden in Szene zu setzen. Außerdem muss man nutzen, dass der Fokus der Gegner auf Dirk und Chris liegt und dann die anderen einbinden“, beschreibt Hamann seinen Job.