Nächste Enttäuschung: Deutschen Korbjägern droht EM-Aus

Ljubljana (dpa) - Wie beim desillusionierenden Auftritt gegen Belgien unterlag das junge deutschte Basketballteam von Bundestrainer Frank Menz der ungeschlagenen Ukraine trotz einer packenden Aufholjagd und muss nach dem 83:88 (30:39) um den Einzug in die Zwischenrunde bangen.

Nach der Ernüchterung im nächsten EM-Nervenkrimi schlichen die deutschen Basketballer mit gesenkten Köpfen niedergeschlagen vom Parkett. Und auch beim abendlichen Empfang in der Residenz der deutschen Botschaft in Ljubljana hellten sich die Mienen nur langsam auf. „Die Enttäuschung ist natürlich groß, wir müssen aber einsehen, dass die Ukraine heute besser war“, analysierte Robin Benzing und dämpfte die öffentlichen Erwartungen: „Weil wir Frankreich geschlagen haben, denken viele, dass wir jetzt die Größten sind. Aber wir müssen auf dem Boden bleiben.“

Angeführt von Kapitän Heiko Schaffartzik (22 Zähler) kämpften sich die Korbjäger des Deutschen Basketball Bundes nach einem 16-Punkte-Rückstand zwar heran, konnten jedoch zum Ende nicht mit den abgezockten Osteuropäern mithalten.

Wie Belgien feierte auch Frankreich seinen zweiten Erfolg und setzte sich locker mit 82:63 gegen Israel durch. Damit muss die deutsche Mannschaft bei bislang einem Sieg die abschließenden Gruppenspiele gegen Großbritannien am Sonntag und Israel am Montag gewinnen und auf Schützenhilfe hoffen. Die Ukraine hatte in Sergej Gladyr (25) den besten Werfer und darf fast sicher mit der nächsten Runde planen.

„Wir haben ein gutes Spiel gemacht“, meinte Menz. Bevor es sich das Team und die Delegation um Verbandspräsident Ingo Weiss im Garten der Residenz von Botschafterin Anna Prinz gemütlich machten, blickte er zuversichtlich auf die kommenden Aufgaben: „Wir hatten gegen eine gute Mannschaft eine Siegchance. Das macht uns Mut.“

Trotz des dritten Spiels binnen 42 Stunden war der deutschen Mannschaft zu Beginn zunächst keine Müdigkeit anzumerken. Nach nervösem Start auf beiden Seiten erzielte Schaffartzik die ersten Punkte, Youngster Niels Giffey steuerte zwei Dreier bei - nach knapp fünf Minuten versuchte US-Trainerfuchs Mike Fratello das ukrainische Team beim Stand von 2:10 neu einzustellen.

Jeder im Kader müsse sich steigern, hatte Menz gefordert und wechselte angesichts der langen Spielzeit der Anführer Schaffartzik und Robin Benzing bei der kräftezehrenden Niederlage nach Verlängerung gegen Belgien früh durch. Doch die zweite Garde hatte Probleme und verlor die Linie. Es entwickelte sich die erwartet intensive Partie zweier nervöser Kontrahenten auf Augenhöhe, in der das deutsche Team nach dem ersten Viertel mit 16:15 vorne lag.

Aber das Auf und Ab setzte sich fort, die Vorstellung der Menz-Männer blieb unkonstant und wankelmütig. Kein Vergleich mehr zum brillanten Auftaktcoup gegen Mitfavorit Frankreich: Mehr als fünf Minuten gelang kein Korberfolg, die Ukraine zog davon und ging mit einem verdienten Neun-Punkte-Vorsprung in die Kabine. „Das Spiel gegen Frankreich war nicht repräsentativ“, erklärte Menz nach dem zweiten Rückschlag schonungslos. „Wir können nicht konstant auf dem höchsten Niveau spielen.“

Zwar verkürzte Benzing, vor dem dritten Spieltag bester Punktesammler des Turniers, zum Start der zweiten Halbzeit wieder auf vier Zähler. Doch die deutsche Mannschaft legte den Fokus viel zu sehr auf Distanzwürfe und blieb dadurch ausrechenbar. Vor allem Tibor Pleiß, der gegen Belgien den Ausgleich kurz vor Schluss vergeben hatte, war nach einem Umknicken im zweiten Viertel offensiv kein Faktor. „Wir müssen ruhigbleiben“, forderte Menz in einer Auszeit. „Wir werfen nur freie Dreier und bringen den Ball an den Korb.“

Doch stattdessen fiel bei der Ukraine plötzlich fast jeder Wurf. Erst als Schaffartzik zum Beginn des Schlussabschnitts wieder das Kommando übernahm, ging ein Ruck durch das Team. Zunächst legte der Point Guard des FC Bayern erneut Zirbes auf und versenkte fünf Freiwürfe in Serie. Mit einem Giffey-Dreier gelang drei Minuten vor Ende sogar die erste Führung seit Mitte des zweiten Viertels.

Mit zu vielen Fehlern ließ sich das deutsche Team das Spiel aber wieder aus der Hand nehmen, die Ukrainer blieben zum Ende nervenstark von der Freiwurflinie. „Wir sind alle sehr niedergeschlagen“, offenbarte Schaffartzik. „Insofern ist es sehr gut, dass jetzt ein Tag frei ist. Dann können wir uns hoffentlich neu einstellen, wir müssen erstmal wegkommen vom Basketball.“