Der Wuppertaler Sportler der Woche Mit erst 16 Jahren ist Ilja Grams schon der beste Werfer bei den Herren
Wuppertal · Als jüngster Spieler ist Ilja Grams bereits der Top-Scorer bei den Oberliga-Herren der Südwest Baskets. Das kommt nicht von ungefähr. Er arbeitet täglich an seinem Spiel.
Als Talentschmiede sind die Südwest-Baskets Wuppertal bekannt. Mit dem erst 16 Jahre alten Ilja Grams steht das nächste Top-Talent in den Startlöchern und zeigt auch schon im Herrenbereich, dass in Zukunft mit ihm zu rechnen sein dürfte. 22 Punkte erzielte der jüngste Spieler im Team, wie berichtet, am Dienstag beim 81:58-Sieg der Oberliga-Herren gegen den Tabellen-Dritten Alte Freunde Düsseldorf, traf aus der Distanz genauso wie nach Durchbrüchen zum Korb. „Ilja ist unser ‚Go-to-Guy‘ und hat sich in dieser Saison permanent als unser Top-Scorer herausgestellt“, sagt sein Trainer Carsten Jürgens. Ihn beeindrucke besonders die Konstanz des jungen Spielers.
Die kommt freilich nicht von ungefähr. Jürgens: „Ilja steht jeden Tag in der Halle, wenn er nicht mit uns oder anderen Mannschaften trainiert, arbeitet er mit unserer Ballmaschine an seinem Wurf. In den Ferien hat er teilweise morgens mal eben 500 Würfe gemacht und nachmittags wieder.“ Den Weg zur Halle legt er meist mit seinem Roller zurück, für den er im vergangenen Jahr den Führerschein gemacht hat. Für längere Fahrten ist die Mutter zuständig, die ihn auf seinem vielversprechenden Weg kräftig unterstützt.
Dabei spielt Ilja Grams erst seit seinem 12. Lebensjahr Basketball bei Südwest. „Vorher habe ich drei Jahre lang Handball beim HSV Wuppertal gespielt, aber in der Freizeit mit Freunden auch immer Basketball“, berichtet der 16-Jährige. „Vorbelastet“ sei er durch seinen Vater, der selbst Basketball gespielt und Ilja schon in jungen Jahren mit in die Halle genommen habe.
Dank seines Talents und Fleißes war Grams in der vergangenen Saison wichtiger Bestandteil der Jugend-Bundesliga-Mannschaft der Südwest-Baskets gewesen. Für die ist er in dieser Saison zu alt, versuchte stattdessen mit der U 18 die Qualifikation für die Nachwuchs-Bundesliga, die NBBL. Wie berichtet, scheiterte das Team knapp. Um sich trotzdem mit den besten Spielern seines Alters messen zu können, hatte er zunächst vergeblich nach einem Team gesucht, für das er in der NBBL mit Zweitspielrecht auflaufen konnte. „Es sollte ja in NRW sein, aber alle Teams waren voll“, berichtet er. Durch die guten Kontakte von Nadine Homann, Trainerin der 1. Herren bei Südwest, zu den Art Giants Düsseldorf ging dann aber doch noch eine Tür auf. Grams: „Dort war ein Spieler ausgefallen und ich konnte seinen Platz einnehmen.“ Rund zehn Minuten Spielzeit pro Partie hat er dort in bisher vier Spielen erhalten und hofft, diese weiter steigern zu können.
Montags Training mit der Regionalliga-Mannschaft bei Südwest, dienstags mit dem Oberliga-Team, mittwochs und freitags in Düsseldorf, am Wochenende Spiele mit bis zu drei Teams (SW-Oberliga, U-18 und Art Giants) – so sieht derzeit sein Pensum aus. Natürlich plus der individuellen Einheiten, die er sich auferlegt – entweder in der Halle an der Ballmaschine oder im Fitnessstudio, wo der 1,85 m große 16-Jährige zusätzlich an seiner Athletik arbeitet. „Ich hoffe, es kommen noch ein paar Zentimeter Körpergröße dazu“, sagt der Jugendliche, der den Amerikaner Jarad McCain als Vorbild nennt. Der hatte sich im College-Basketball hervorgetan und ist von den Philadelphia 76ers für die NBA gedraftet worden. „Es geht nicht allein um seinen Spielstil, den ich nicht kopieren möchte, aber er trainiert viel allein. Davon habe ich mir etwas abgeschaut“, begründet Grams, warum er den 20 Jahre alten Amerikaner begeistert verfolge.
Nicht nur bei Südwest blicken jetzt viele auf ihn. Robin Singh, sein Trainer in der JBBL und zu Saisonbeginn auch im NBBL-Anwärterteam, gibt ihm die Möglichkeit, ab und zu auch mit den Hertener Löwen mitzutrainieren, wo er das Team der 1. Regionalliga betreut.
„Das bringt Ilja ebenfalls weiter“, sagt Grams’ Oberliga-Trainer Carsten Jürgens. In seinem Team schenkt er dem 16-Jährigen vollstes Vertrauen. „Er gibt mir Verantwortung und viel Freiheit, dadurch kann ich ohne Druck spielen“, sagt Grams selbst und gibt das Vertrauen von Woche zu Woche zurück. Druck will er sich auch selbst nicht zu viel machen. „Erste Liga wäre schon toll, aber als Ziel setze ich mir das nicht“, sagt er. Vorerst dürfte Südwest noch etwas von seinem Youngster haben. Aktuell im Oberliga-Team und in der kommenden Saison vielleicht auch in einer NBBL-Mannschaft. Mit Südwest dafür die Quali zu schaffen – das wäre erst einmal sein nächstes Ziel.
