Basketball-Youngster Zipser hofft auf NBA-Draft
New York/München (dpa) - Die Poster seiner NBA-Helden hängen bei Paul Zipser noch immer an der Wand. „Die typischen Superstars, mit denen ich aufgewachsen bin“, erzählt der Youngster, „Kobe oder so, später LeBron.“
Seinen Idolen kann der deutsche Nationalspieler in dieser Woche nacheifern, wenn in New York der traditionelle Draft der besten Nachwuchs-Basketballer ansteht. Zipser hat gute Chancen, von einem der 30 NBA-Teams in die beste Liga der Welt geholt zu werden. Was ihn in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (01.00 Uhr MESZ) erwartet und wie es danach weitergeht, das alles lässt sich davor kaum voraussehen.
„Das ist alles irgendwie surreal“, berichtet Zipser der Deutschen Presse-Agentur vor dem Draft in New York. „Man guckt sich immer die Stars an, denkt aber nie, dass es etwas für einen selber wäre.“
Die nordamerikanische Glamour-Liga um die Weltstars LeBron James, Stephen Curry oder Dirk Nowitzki ist das Nonplusultra im Basketball, auch für den 22 Jahre alten Heidelberger in Diensten des FC Bayern München. „Die NBA ist ein Kindheitstraum“, betont Zipser.
Und der Draft ist der Höhepunkt der Leistungsschau für die kommende Generation. Unzählige Experten in den USA befassen sich nur mit Prognosen dieser einen Auswahl-Nacht, und sie haben sich schon auf Zipser als einen der 60 Spieler festgelegt, die ausgewählt werden. Für einen vorderen Platz dürfte es wohl nicht reichen, wahrscheinlich ist ein sogenannter Pick zu Beginn der zweiten Draft-Runde.
Zipser fühlt sich bereit. In den vergangenen zwölf Monaten machte er noch einmal einen großen Schritt nach vorne. Bei der enttäuschenden EM 2015 im eigenen Land ragte er aus dem deutschen Team positiv heraus, und auch in einer durchwachsenen Saison mit den Bayern konnte er sich persönlich weiterentwickeln. Bei Probetrainings in Italien und in New York machte er jüngst vor NBA-Beobachtern eine gute Figur.
„Ich habe in der Saison und in den Workouts gezeigt, was ich für ein Spielertyp bin, was ich machen kann, was für Potenzial ich habe. Dann müssen die Teams einfach entscheiden. Mehr kann ich nicht machen“, sagt der 2,03 Meter große Jung-Profi, der auf den Flügelpositionen spielen, variabel verteidigen und auch aus der Distanz treffen kann.
Vor Ort sein wird Zipser beim Draft im Barclays Center in Brooklyn nicht. Nach seinem ersten Trip nach New York mit Erinnerungsfoto vom Time Square flog er in dieser Woche zurück nach Deutschland. Die Auslosung wird er sich in Heidelberg mit seiner Familie ansehen.
Ein schlechtes Omen ist das nicht - im Gegenteil: Vor drei Jahren hatte Zipsers Nationalmannschaftskollege Dennis Schröder den Draft mit Kumpels und Familie ebenfalls vor dem heimischen Fernseher verfolgt. Der Braunschweiger wurde an 17. Stelle von den Atlanta Hawks gezogen und startete in der NBA durch. Mit Schröder tauschte sich Zipser bereits aus. „Es wird spannend werden“, sagte er danach.
Sollte es nicht klappen, breche für Zipser keine Welt zusammen. Der Draft ist schließlich nicht die einzige Möglichkeit, es in die NBA zu schaffen. „Es ist ein Weg - aber vielleicht auch nicht der beste“, räumt Zipser ein. Auch durch starke Auftritte etwa im Europacup können sich Basketballer für Nordamerika empfehlen - dem spanischen Weltmeister und Olympia-Zweiten José Calderon etwa gelang das 2005.
Und auch bei einem Pick ist ein Verbleib in Deutschland möglich. Viele Vereine sichern sich damit zwar die Transferrechte an den Spielern - diese sollen sich dann aber anderswo weiterentwickeln. Der FC Bayern kann daher auf einen Verbleib seines Spielers hoffen.
„Ich habe keine Ahnung, welcher mein Weg ist. Wenn es noch nicht klappt in diesem Sommer, bin ich nicht niedergeschlagen“, sagt Zipser und ergänzt selbstbewusst: „Ich denke, dass ich es irgendwann schaffen werde.“ Und dann hängen junge Basketballer und NBA-Fans vielleicht Poster von Zipser in ihre Kinder- und Jugendzimmer.