Nowitzki fiebert auf EM-Auftritt hin - „Traumziel“ Rio
Frankfurt/Main (dpa) - Dirk Nowitzki genoss die Spannung. Mit einem breiten Grinsen verkündete der Superstar nach einer halbstündigen Plauderei in neun Worten die Nachricht, die ganz Basketball-Deutschland von einem EM-Märchen träumen lässt.
„Ich habe mich entschieden, in Berlin dabei zu sein“, kündigte der 36-Jährige beim Sponsorentermin unter dem Jubel von 300 Fans sein Comeback im Nationaltrikot an. „Meine ganze Karriere hatte ich nie ein Heimturnier. Eine EM im Heimatland ist eine Riesensache.“
Einen Tag nachdem er für eine kurze Visite und den Besuch des Champions-League-Finals in der Heimat gelandet war, wischte sich Nowitzki auf der Bühne manchmal durch die noch müden Augen. Doch die Begeisterung über das baldige Comeback und das Zusammenspiel mit der jungen Generation um NBA-Kollege Dennis Schröder war dennoch greifbar. „Es wird ein Riesen-Event“, sagte der Würzburger im dpa-Interview.
Nowitzki hatte letztmals 2011 bei der EM in Litauen für Deutschland gespielt. Damals verpasste die deutsche Mannschaft das Ticket zu den Sommerspielen in London. Der Traum von seiner zweiten Olympia-Teilnahme nach Peking 2008 spielt für sein Comeback auch eine Rolle. „Klar wäre das ein absolutes Traumziel“, erklärte Nowitzki zu Rio 2016, wollte aber wie immer keine langfristigen Zusagen machen. „Ob ich dann mit 38 auch noch mal auflaufe, das werden wir alles sehen.“
Er kündigte an, mit großer Wahrscheinlichkeit bereits beim Testspiel gegen Kroatien am 16. August in Bremen erstmals wieder das Trikot mit der Nummer 14 zu tragen. Danach stehen noch der Supercup in Hamburg(21. bis 23. August) und die EM-Generalprobe in Köln gegen Frankreich (30.8.) auf dem Programm, ehe es in Berlin am 5. September gegen Island los geht. Bereits Mitte Juli will Nowitzki mit einem Mentor Holger Geschwinder in der Nähe von Würzburg ins Individual-Training einsteigen. Schon während seines Urlaubs im Mai habe er dreimal die Woche an seiner Fitness gearbeitet, erklärte Nowitzki.
Ob bei der EM auch NBA-Profi Chris Kaman wieder zum deutschen Team gehört, ist noch offen. Man stehe mit dem Center in Kontakt, die Entscheidung über eine Nominierung liege aber bei Coach Chris Fleming, sagte Wolfgang Brenscheidt. „Wir brauchen die besten Zwölf. Einer bringt uns nicht nach Rio“, sagte der DBB-Generalsekretär
Dennis Schröder dagegen wird aller Voraussicht nach definitiv dabei sein. Der Point Guard von den Atlanta Hawks hatte das deutsche Team durch die EM-Qualifikation geführt. Bei der Endrunde in Lille gibt es nun die Chance zur direkten Olympia-Qualifikation.
Dabei wollen sich Schröder und Nowitzki, der bereits vor sieben Jahren in Peking Fahnenträger war, den gemeinsamen Olympia-Traum erfüllen. Schon bevor er in die NBA kam, habe ihm Nowitzki gesagt, „dass es auch sein Ziel ist“, berichtete Schröder. „Er hat einen Riesenschritt gemacht, ich bin echt stolz auf ihn“, schwärmte Nowitzki vom 21-Jährigen.
Doch in der Gruppenphase steht das Duo vor schweren Aufgaben, nach dem Auftakt gegen Außenseiter Island geht es auch gegen den zweimaligen Europameister Spanien, Vize-Weltmeister Serbien, Italien und die Türkei. „Das ist eine Mördergruppe“, analysierte Nowitzki. Die besten vier Teams schaffen den Sprung ins Achtelfinale.
Die DBB-Verantwortlichen reagierten mit Begeisterung und Erleichterung auf die Zusage ihres Zugpferdes. „Wenn du einen NBA-All-Star hast, ist es ein riesiger Gewinn an Qualität“, sagte Fleming. „Aber auch seine Turniererfahrung, das ist ein unglaublicher Gewinn für die Mannschaft. Seine Wichtigkeit für die jüngere Generation kann ich nicht genug unterstreichen.“
Auch Mark Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks, zeigte Verständnis. „Ich denke, es ist großartig. Die Spiele finden in Deutschland statt. Es ist eine Chance für seine Fans, ihn spielen zu sehen“, sagte Cuban dem US-Sport-Portal ESPN. In der Vergangenheit hatte sich Cuban meist zurückhaltend bis negativ zu Nowitzkis Nationalmannschaftseinsätzen geäußert.