„Spanien erleidet Schiffbruch“ - Gasol-Ära droht Ende

Berlin (dpa) - Pau Gasol verstand die Welt nicht mehr. Mit einer weiteren Gala hatte der Basketball-Altstar für Spanien bei der EM in Berlin gegen Italien geglänzt - und steht mit den langjährigen Dominatoren Europas doch vor dem möglichen Ende einer Ära.

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Nach bereits zwei Vorrunden-Niederlagen geht es am Donnerstag im Gruppen-Showdown mit Dirk Nowitzki & Co. für die Iberer um den Sprung ins EM-Achtelfinale. „Wir werden wieder aufstehen und härter arbeiten als jemals zuvor“, versprach der 35 Jahre alte NBA-Star nach dem 98:105 gegen Italien. „Ich glaube an unser Team.“

Selbst die 34 Punkte von Gasol waren zu wenig, mit bislang 23,7 Zählern im Schnitt führte der Center der Chicago Bulls sein Team vor dem Spiel gegen Island am Mittwoch (21.00 Uhr) deutlich an. Nur zwei weitere spanische Spieler punkten in diesem Turnier bislang so eben zweistellig. „Totale Abhängigkeit von Gasol“, schrieb die Sportzeitung „As“ und titelte auf Seite eins: „Nun geht es gegen Nowitzkis Deutschland ums Weiterkommen.“ „La Vanguardia“ konstatierte: „Spanien erleidet Schiffbruch“.

Zudem sorgte noch ein Vorfall um Nikola Mirotic für Aufsehen. Beim Gang in die Kabine war dem NBA-Profi montenegrinischer Abstammung eine serbische Fahne ins Gesicht gehalten worden. Daraufhin zog Mirotic diese mit Wucht herunter und riss sie dabei auseinander. „Ich bedauere meine Reaktion zutiefst. Ich habe nicht realisiert, dass es eine Flagge war, geschweige denn eine serbische“, twitterte er.

Bislang kann der Flügelspieler der Chicago Bulls bei der EM die Lücken nicht füllen. In Paus Bruder Marc, Serge Ibaka und Ricky Rubio fehlen wichtige Pfeiler auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren, zudem sind aus der Goldenen Generation Stars wie José Calderon oder Juan Carlos Navarro nicht mehr dabei. Aber dennoch wäre es eine Sensation, sollte der Sprung zur Endrunde nach Lille misslingen.

Seit 1999 stand La Selección bei jeder Europameisterschaft im Halbfinale, holte sieben von acht möglichen Medaillen und gewann 2009 und 2011 den EM-Titel. Zudem gab es zweimal Olympia-Silber und 2006 den WM-Triumph. Doch schon vor zwei Jahren zeigte der spätere Champion Frankreich im Halbfinale auf, dass die Zeit von Gasol & Co. womöglich zu Ende geht.

Dennoch können sich die spanischen Spieler immer noch an ihrem Anführer hochziehen. „Sagen Sie nicht Killer, sagen Sie Pau Gasol!“, lobte „Marca“ angesichts seiner bisherigen Auftritte. Daran erinnert sich auch die deutsche Nationalmannschaft nur allzu gut. Schon bei der bislang letzten EM mit Nowitzki zeigte Spanien mit Gasol (19 Punkte) in der Zwischenrunde deutlich die Grenzen auf.