Trotz EM-Aus: Keine Angst vor Basketball-Tristesse
Frankfurt/Main (dpa) - Nach dem bitteren EM-K.o. fliegt NBA-Champion Dirk Nowitzki schon bald zurück in die USA. Verschwindet mit ihm auch der deutsche Basketball wieder in der Versenkung?
„Nein, die Liga hat sich über Jahre entwickelt. Sie wird in der neuen Saison so stark sein, wie noch nie“, sagte der Geschäftsführer von ALBA Berlin, Marco Baldi, in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Schließlich stößt mit Bayern München ein Basketball-Premiumprojekt hinzu, von dessen Strahlkraft die ganze Sportart profitieren wird.
Im Nationalteam ist von nun die nachfolgende Generation um Robin Benzing gefordert. „Die deutschen Spieler müssen versuchen, in ihren Clubs eine wichtige Rolle zu übernehmen“, sagte ALBA-Sportdirektor Mithat Demirel, 2005 in Serbien an der Seite von Nowitzki Vize-Europameister.
Die Ligavertreter sehen im Abschied von Nowitzki sogar eine Chance. „Da die deutsche Nationalmannschaft in der nächsten Zeit kein großes Turnier vor sich hat, kann sie sich in Ruhe umstrukturieren und neu aufstellen“, meinte Bremerhavens Manager Jan Rathjen. „Es muss nachhaltig und konzeptionell mit dem gearbeitet werden, was da ist. Der DFB hat das, damals aus der Not heraus, sehr gut gemacht und trägt nun die Früchte“, wagte Demirel einen Vergleich mit den Fußballern.
Mit Benzing, Tibor Pleiß oder Heiko Schaffartzik spielen die Korsettstangen der neuen DBB-Auswahl in der Bundesliga. „Mit diesen jungen Talenten sind wir auf einem guten Weg, eine neue Generation einzuleiten“, sagte Quakenbrücks Trainer Stefan Koch.
Der scheidende Bundestrainer Dirk Bauermann hatte bereits vor zwei Jahren mit seinem energischen Kampf für eine Deutschen-Quote die Entwicklung vorangetrieben. In der kommenden Saison müssen mindestens vier nationale Profis im Kader der Bundesligisten stehen. Der Rest muss von den Nachwuchsspielern selbst kommen. „Wir müssen den Spagat hinbekommen, den deutschen Spielern eine Chance zu geben, auf dem Spielfeld zu stehen, aber sie auch im Wettbewerb mit internationalen Profi zu haben“, forderte Alexander Reil, 1. Vorsitzender der EnBW Ludwigsburg.
Nowitzkis Mentor Holger Geschwindner erkennt in Deutschland viele gute Konzepte, aber auch ein großes Manko: die Trainerausbildung. „Da brauchen wir keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, sondern Trainer, die vom Basketball wirklich etwas verstehen“, forderte Nowitzkis Privat-Coach eine intensivere Ausbildung der Übungsleiter. Bambergs Manager Wolfgang Heyder sieht es ähnlich: „Wir haben viele Talente, aber wir schaffen es derzeit nicht oft genug, sie zu Spitzenspielern zu entwickeln.“ Berlins Baldi fordert daher: „Der Jugendtrainer muss ein Berufsbild sein. Nur so kann er sich voll und ganz damit beschäftigen und sich qualifiziert weiterbilden.“
Die BBL verlangt von ihren Clubs bereits einen Vollzeittrainer für den Nachwuchs, die Liga-Vertreter sehen auf diesem Gebiet aber auch den neuen Bundestrainer gefordert. Bauermann hat dem Verband bereits gute Strukturen hinterlassen - dennoch begrüßen viele die Tatsache, dass sein Nachfolger jetzt wieder Fulltime für den DBB da ist. „Das war ein Manko in den vergangenen Monaten“, sagte der Manager von ratiopharm Ulm, Thomas Stoll.
Der Verband will sich bei der Suche nach einem Nachfolger Zeit lassen. Für Demirel wäre der erfahrene Svetislav Pesic „eine sehr gute Lösung“. Heyder möchte auch Bauermann nicht verlieren. „Ich kann nur appellieren, dass man ihn im Boot behält, in welcher Form auch immer.“ Und auch Nowitzki hat seine Bereitschaft zu helfen ja deutlich artikuliert - die Zukunft des deutschen Basketballs kann hoffnungsvoll beginnen.