Bayern, Dortmund, Schalke und Gladbach: Der verrückte Titel-Vierkampf
Bayern, Dortmund, Schalke und Gladbach haben sich in der Tabelle abgesetzt. Der Rest der Liga ist Zuschauer.
Düsseldorf. Joachim Löw hat sich festgelegt: Der FC Bayern und Borussia Dortmund, so der deutsche Fußball-Bundestrainer, werden das Rennen um den Meistertitel bis zum Saisonende dominieren — und einer der beiden Alphatiere das Rennen machen.
„Beide Mannschaften stehen auch qualitativ noch über Schalke und Gladbach“, sagte Löw. Nach dem 19. Spieltag und damit 15 Spieltage vor Saisonende liegen Bayern, Dortmund und Schalke punktgleich vorn, Mönchengladbach mit einem Punkt weniger in Lauerstellung. Das Titelrennen ist eröffnet.
Eine 1:3-Niederlage gegen Gladbach, ein 2:0-Rumpelsieg gegen Wolfsburg — diesen Start in die Rückrunde haben die Bayern nahezu kopiert. Denn zu Saisonbeginn hieß es im Sommer 0:1 gegen Gladbach, dann 1:0 in Wolfsburg. Es läuft noch nicht rund im Team von Trainer Jupp Heynckes.
Dass der Rekordmeister trotzdem oben steht, muss die Konkurrenz besorgen. Denn nach besagtem Stolperstart kam das Bayern-Ensemble in der Hinrunde ins Rollen, düpierte Hamburg, Lautern, Freiburg, Schalke und Leverkusen in Serie und mit 20:0-Toren, ehe der Express erst am achten Spieltag beim 0:0 in Hoffenheim gestoppt wurde.
Aber: Zwar hat Konkurrent Schalke in jüngerer Zeit gegen die Bayern nicht viel zu lachen, negativ ist aber die Bilanz gegen die anderen Mitbewerber: Gladbach sammelte in der laufenden Saison schon sechs Punkte gegen den Erzrivalen der 70er Jahre, Dortmund stürmte erneut die Festung Allianz Arena, die keine mehr ist. Laufstarke Kollektiv-Mannschaften finden zunehmend einen Weg, dem auf Ballbesitz ausgerichteten Spiel der Bayern zu trotzen. Nicht immer findet Altmeister Heynckes darauf die richtige Antwort.
Nein, das Wort „Meisterschaft“ kommt Jürgen Klopp dieser Tage nicht über die Lippen. Dabei ist es völlig nebensächlich, welche Sprachregelung sich der BVB-Trainer, der gestern seinen Vertrag vorzeitig bis 2016 verlängerte, selbst verordnet. Seine Mannschaft beantwortet die Frage auf dem Platz.
Fast könnte man übersehen, dass der Borussia in Mario Götze gerade das Juwel fehlt. Zu stark präsentieren sich Kagawa, Großkreutz, Lewandowski und Kollegen. Hinzu kommt, dass die Dortmunder nicht mehr international unterwegs sind. Selbst der wechselwillige Lucas Barrios scheint die Truppe nicht zu verunsichern. Sollte er heute ersatzlos wechseln, muss Lewandowski seine Form halten. Dass Mohamed Zidan, einzige Alternative zum Polen, den BVB zur Titelverteidigung schießt, ist eher unwahrscheinlich.
So kommt es auf die Spieltage 30 bis 32 an. Bayern, Schalke und Gladbach heißen dann die Gegner. Zwei davon müssen allerdings nach Dortmund, wo der BVB bislang 22 von möglichen 27 Punkten holte. Es könnte schlechter stehen um die Dortmunder — ganz gleich, welche Worte Klopp wählt.
Meister sind sie eigentlich schon in Gladbach. Im Tiefstapeln. Und ihrem Anführer scheint das besondere Freude zu bereiten. „Wir haben ein Ziel“, sagte Lucien Favre nach dem zwölften Saisonerfolg, dem 3:0 in Stuttgart, um es sodann mit einer branchenüblichen Formel zu vernebeln. „Wir denken von Spiel zu Spiel.“ Ja, wenn das so weitergeht, braucht es nur noch 15 ähnliche Darbietungen wie derer zuletzt: 3:0 in Stuttgart, 3:1 gegen Bayern, 3:1 gegen Schalke im Pokal, 3:0 in Köln oder 5:0 gegen Bremen.
Die 1:0-Schmalspur-Siege der ersten Hälfte der Hinrunde sind derzeit echte Tor-Spektakel. Weil Favre Gladbach ein dem Personal wie auf den Leib geschnittenes bedingungsloses Konterspiel verordnet hat. Reus und Herrmann, die pfeilschnellen Tempodribbler, gepaart mit dem Arbeiter Mike Hanke und dem überragenden Passspieler Arango.
Dieses Quartett erzielte 21 der letzten 22 Tore. Und wie man als Kontermannschaft Meister wird, demonstrierte zuletzt vor drei Jahren Felix Magath mit dem VfL Wolfsburg. Der Passgeber hieß Misimovic, das kongeniale Sturmduo Grafite und Dzeko. Aber klar ist auch: Gladbach spielt am Limit.
Die Schalker haben die mit Abstand meisten Treffer (24) des Spitzen-Quartetts kassiert, dafür aber sogar zwei Tore mehr erzielt als der amtierende Meister, der ungeliebte Nachbar aus Dortmund. Die Offensive ist eine echte Perle in der Liga, der formstarke Huntelaar, der Filigran-Arbeiter Raùl, dazu Jefferson Farfan oder ein Talent wie Julian Draxler, der an der Seite der Stars aufblüht.
Mit Huub Stevens war der Klub schon einmal der Schale ganz nahe, unvergessen das Saisonfinale 2001, als Schalke der „Meister der Herzen“ war. Und: Der „Knurrer aus Kerkrade“ hat aus dem zusammengewürfelten Ensemble eine Einheit gemacht, die hungrig auf den Erfolg ist. Aber Meister Schalke? Schon bald prüfen Gladbach (11. Februar) und Bayern S04 (26. Februar), danach wird man sagen können, ob sich die königsblaue Sehnsucht erfüllen könnte.