Tischtennis Boll und Co. setzen auf WM 2019 und Olympia 2020

Frankfurt/Main (dpa) - Am Tag nach dem verlorenen WM-Endspiel landete die deutsche Tischtennis-Nationalmannschaft auf dem Frankfurter Flughafen. Es war der vorerst letzte gemeinsame Akt eines erfolgreichen und sehr stark aufeinander eingeschworenen Teams.

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Für Timo Boll beginnt ab sofort die Vorbereitung auf das erste Champions-League-Finale, für Dimitrij Ovtcharov gilt genau das gleiche. Nur dass Boll am nächsten Sonntag beim Hinspiel in Russland für den deutschen Meister Borussia Düsseldorf spielen wird und Ovtcharov für den russischen Titelverteidiger Fakel Orenburg.

In keiner anderen Sportart geht es so schnell, dass zwei Spieler wieder zu Gegnern werden, die gerade erst eine Woche lang zusammengespielt haben. Und in keiner anderen Sportart geht es so schnell, dass ein wichtiger Wettbewerb gleich den nächsten jagt.

Die deutschen Spieler haben genau das immer im Hinterkopf, wenn es um die Frage geht, die über dem so deutlich mit 0:3 verlorenen Finale gegen China geht: War diese Mannschafts-Weltmeisterschaft in Halmstad die vielleicht letzte Chance oder auf Jahre gesehen einzige Chance, die Tischtennis-Weltmacht China wenigstens einmal zu besiegen?

„Wir müssen realistisch bleiben. Die Zeit rennt uns ein bisschen davon“, sagte Boll der Deutschen Presse-Agentur. Er selbst ist schon 37 Jahre alt, Ovtcharov 29. Zum Vergleich: Chinas Olympiasieger Ma Long ist zwar nur einen Monat jünger als „Dima“, der Weltranglisten-Erste Fan Zhendong dafür aber erst 21.

Die Gegenthese lautet: Nach einem großen Turnier ist im Tischtennis auch immer gleich vor dem nächsten großen Turnier. Auf die Team-WM 2018 folgen in kurzen Abständen die Einzel-WM 2019 in Budapest, die Team-WM 2020 in Südkorea und die Olympischen Spiele 2020 in Tokio.

„Ich sehe keine Wenn-nicht-jetzt-wann-dann-Situation“, sagte Ovtcharov der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich glaube fest daran, dass wir auch bei der Einzel-WM 2019 und bei Olympia 2020 noch etwas reißen können.“ Die zweite Jahreshälfte 2017, als er unter anderem den World Cup und die China Open gewann und zur Nummer eins der Weltrangliste aufstieg - diese Zeit habe ihm „die Hoffnung gegeben, dass wirklich alles möglich ist bei Weltmeisterschaften und Olympia. Dass da mehr geht, als immer nur Zweiter oder Dritter zu werden.“

Das WM-Finale in Halmstad haben die Deutschen jedenfalls nicht nur deshalb so klar verloren, weil die Chinesen so stark waren. Sondern auch, weil sie selbst nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte an den Tisch traten. Ovtcharov hatte sich schon vor dem Turnier verletzt, bei Timo Boll und Patrick Franziska kamen in Schweden selbst noch schmerzhafte Blessuren hinzu. „Die Mannschaft hat bei dieser WM Unglaubliches geleistet“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. „Die Spieler haben einen unglaublichen Willen gehabt, hier gegen alle Widrigkeiten das Maximale zu erreichen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.“

Vielleicht hilft es den Deutschen, dass im Welt-Tischtennis gerade trotz des erneuten chinesischen WM-Triumphs einiges in Bewegung geraten ist. Zum ersten Mal haben sie mit Ovtcharov, Boll, Franziska, Ruwen Filus und Bastian Steger gleich fünf Spieler unter den Top 25 der Weltrangliste. Gleichzeitig baut auch Japan mit Blick auf sein olympisches Heimspiel 2020 ein junges, ambitioniertes Team auf. Bei den Chinesen wiederum kommt gerade gemessen an ihren Möglichkeiten und Ansprüchen hinter Ma Long und Fan Zhendong nicht mehr viel nach.

Und so sagt Timo Boll auch: „Ich habe schon vor fünf Jahren gedacht: Das ist meine letzte Chance. Vielleicht muss man jetzt auch sagen: Wer weiß denn, was in den nächsten fünf Jahren ist? Vielleicht haben dann die Chinesen auch nicht mehr so ein gutes Team.“