Vor dem Saisonstart Borussia Mönchengladbachs Geschäftsführer im Interview: „Wir haben einen guten Kader"

Rottach-Egern · Roland Virkus schließt weitere Aktivitäten auf dem Transfermarkt zwar nicht aus, sieht die Problematik der vergangenen Saison aber vor allem an mangelnder Kommunikation sowie fehlender Strukturen begründet.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Während sich die Spieler von Borussia Mönchengladbach auf den Test gegen Holstein Kiel vorbereiteten, nahm sich Sport-Geschäftsführer Roland Virkus am Montag nach dem Mittagessen im Seehotel "Überfahrt" in Rottach-Egern die Zeit für eine Gesprächsrunde mit den anwesenden Medienvertretern. Der 57-Jährige sprach über...

...DEN EHER UNÜBLICHEN TEST GEGEN EINEN LIGA-KONKURRENTEN:

Wir versuchen immer, uns mit möglichst anspruchsvollen Teams zu verabreden. In der Bundesliga treffen wir erst Mitte Dezember auf Kiel und sie logieren in ihrem Trainingslager in Seefeld in Tirol nicht weit entfernt. Insofern hat alles gepasst.

...DIE ERSTEN VIER TRAININGSEINHEITEN AM TEGERNSEE:

Gerardo Seoane und sein Übungsleiter-Team finden hier hervorragende Bedingungen vor, um an alten Strukturen zu feilen sowie neue zu erarbeiten. Mir ist aufgefallen, dass die Spieler viel miteinander reden und sie besonders willig sind, zu verteidigen. Die Defensive war ja bei uns in der vergangenen Saison eine große Problemzone. Aber Verteidigen fängt bereits im Angriff an und jeder kann nur besser werden, wenn er sich selber reflektiert. Da ist in Sachen Kommunikation schon ein Fortschritt zu erkennen, besonders unser Zugang Tim Kleindienst treibt die Mitspieler immer wieder an. Seine Lautstärke auf dem Platz reißt die anderen mit, wir waren jüngst einfach eine zu ruhige Mannschaft. Die Kommunikation untereinander jedoch ist im Fußball ein ganz wichtiger Faktor, zudem wollen sich die Spieler beweisen. Sie wollen zeigen, dass sie besser sind als Platz 14 aussagt.

...PERSONALIEN MIT FRAGEZEICHEN:

Es ist legitim, dass sich Nico Elvedi nach neun Jahren bei Borussia Gedanken über eine neue Herausforderung macht. Auch Manu Konè hat uns seinen Wechselwunsch mitgeteilt (aktuell wird die AC Mailand als heißer Interessent gehandelt/Anmerkung des Autors). Christoph Kramer hat sowohl mit dem Trainer als auch mit mir das Gespräch gesucht und wir haben ihm beide gesagt, dass die von ihm gewünschte Einsatzzeit für ihn eine sehr herausfordernde Situation darstellt. In Maximilian Wöber haben wir nach dem Ende seiner Leihe einen Linksfuß verloren, das Thema einer festen Verpflichtung liegt ob der viel zu hohen Ablöse-Forderung von Leeds United derzeit komplett auf Eis. Allerdings haben wir mit Fabio Chiarodia schon im vergangenen Sommer einen jungen Linksfuß von Werder Bremen geholt. Er ist ein großes Talent und wenn er dieses Talent auf die Straße bekommt, dann kann das ein ganz spannender Spieler werden.

...GETÄTIGTE TRANSFERS UND MÖGLICHE WEITERE ZUGÄNGE

Bei Tim Kleindienst (sieben Millionen Euro Ablöse an den 1. FC Heidenheim/Anmerkung des Autors) und Philip Sander (eine Million Euro an Holstein Kiel/Anmerkung des Autors) haben wir einen finanziellen Vorgriff getätigt, denn bisher fehlen uns ja bekanntlich noch Transfer-Einnahmen. Bei diesen beiden sowie bei Kevin Stöger (ablösefrei vom VfL Bochum/Anmerkung des Autors) hatten sich plötzlich Fenster geöffnet - da galt es, schnell zu handeln. Dass sich alle drei dann auch für uns entschieden haben, zeigt, dass Borussia Mönchengladbach nach wie vor ein interessanter Verein ist. Darüber hinaus interessieren wir uns für weitere Spieler und wir stehen mit diesen auch regelmäßig in Kontakt. Wir können allerdings keinen Kader mit 35 Akteuren aufstellen. Dann säßen immer zehn von ihnen auf der Tribüne, das wäre nicht gut für die Stimmung im Team. Von daher kann es sein, dass sich das eine oder andere Fenster irgendwann auch mal schließt und wir einen Wunsch-Transfer nicht tätigen können.

...DIE EINDÄMMUNG DER GEGENTORFLUT

Es gibt drei Möglichkeiten, Defizite zu verbessern. Entweder über das Personal oder über die Struktur oder über beides. Fakt ist, unsere 67 Gegentreffer der vergangenen Saison dürfen nicht allein auf die reinen Abwehrspieler reduziert werden. Die wären entlastet worden, wenn vor ihnen Mittelfeldakteure und Angreifer entsprechend gearbeitet hätten. Abwehr fängt im Angriff an - an diesen Strukturen müssen wir feilen, diese Abläufe müssen wir optimieren. Selbst wenn wir keinen oder keine neuen Verteidiger mehr holen sollten, hätten wir einen guten Kader beisammen.