Böses Blut: Sturms brisantes WM-Duell gegen Zbik

Köln (dpa) - Sebastian Zbik macht dieser Tage vor seinem WM-Kampf in Köln viel Wind um sich. Den Slogan „Kein Sturm hält uns auf“ hat der Boxer auf T-Shirts drucken lassen und unter seinen Fans verkauft.

Dass die Anhänger beim Fight des Neubrandenburgers gegen Weltmeister Felix Sturm am Freitag überall verteilt in der Lanxess Arena sitzen müssen, statt einen lautstarken Fanblock bilden zu können, ist nur eine der Spitzen, mit denen sich beide Boxer im Vorfeld des deutsch-deutschen WM-Duells beharkten. Aus den einstigen Stallgefährten und Trainingspartnern werden keine Freunde mehr. Der Slogan des übertragenden Fernsehsenders „Bad Blood“ - Böses Blut - bringt das Verhältnis der beiden auf den Punkt.

„Du hattest nur einen Mickey-Maus-Titel, der nicht viel zählt“, hatte Titelverteidiger Sturm seinem Herausforderer bei der Verkündung des Kampfes vor Wochen an den Kopf geworfen. Weil Zbik sich 2009 den Interims-Titel des Verbandes WBC erkämpft hatte und später kampflos zum Weltmeister befördert wurde. „Das sagt mir einer, der drei Jahre lang vor der Pflichtverteidigung wegläuft und sich 'Superchampion' nennt“, konterte Zbik. Weil Sturm vom Weltverband WBA zum Superchampion im Mittelgewicht ernannt wurde, und es noch einen „regulären“ Weltmeister gibt, bekommt Sturm mehr Zeit, sich der Nummer eins der Weltrangliste zu stellen.

Sturm und Zbik boxten einst gemeinsam für den Hamburger Universum-Stall, ehe sich Sturm für die Zahlung von rund einer Million Euro freikaufte und seitdem als selbständiger Unternehmer in den Ring steigt. Trainer Fritz Sdunek, der Zbik zum Gewinn des Interims-WM-Titels führte, steht mittlerweile in Sturms Ecke. Artur Grigorian, lange Jahre Weltmeister unter der Regie Sduneks, ist nun Zbiks Trainer. Eine brisante Konstellation. Grigorian spricht noch immer liebevoll von „Papa Fritz“, wenn er über Sdunek redet. Nun hat er aber die Chance, aus dem Schatten seines Lehrmeisters zu treten.

Zbik und Sdunek pflegen mittlerweile ein eher unterkühltes Verhältnis. Auch, weil Sdunek das Training des Leverkuseners übernahm. Seitdem konnte Sturm zwar vier Kämpfe gewinnen, bei einem schmeichelhaften Punktsieg und einem Unentschieden wusste er allerdings nicht zu überzeugen.

Zbik ist wie Sturm ein hervorragender Techniker im Ring, beiden fehlt jedoch die Schlagkraft. Und beide machten einen bittere Auslandserfahrungen: Sturm verlor seinen WBO-Titel 2004 in Las Vegas nur nach Fehlentscheidung der Punktrichter an den amerikanischen Superstar Oscar De La Hoya. Und Zbik musste seinen WBC-Titel in seinem bislang letzten Kampf im Juni vergangenen Jahres in Los Angeles nach Punkten an den Mexikaner Julio Cesar Chavez jr. abtreten - ebenfalls eine fragwürdige Entscheidung.

Während Sturm jedoch dank des Betruges über Nacht berühmt wurde, schloss Zbik nach der Enttäuschung beinahe ab mit dem Boxen. Er machte Urlaub, nahm an Gewicht zu, löste seine Wohnung in Hamburg auf und zog zurück in sein Heimatdorf Reinberg bei Neubrandenburg, schrieb sich an der Universität ein und rechnete nicht mehr mit einer Rückkehr in den Ring. Bis das Angebot von Sturm kam. Für den Jungen von der Ostsee die letzte Chance, noch einmal Wind zu machen.