Box-WM: Konrad plant Brähmers Entmachtung
Dresden (dpa) - Die Siegesfeier hat Konni Konrad schon geplant. Der Profiboxer will einige Tage nach dem angekündigten Erfolg über Weltmeister Jürgen Brähmer die Arbeitskleidung der Kölner Müllabfuhr nebst WM-Gürtel anlegen und sich auf dem Müllfahrzeug durch die Stadt kutschieren lassen.
„Ich habe versprochen, nach dem Sieg mit den Kumpels meine alte Tour zu fahren - im alten Outfit mit WM-Gürtel“, erzählt Konrad. Den Titel will er sich am Samstag (22.30 Uhr) in der Dresdner Energieverbund-Arena holen. Dass WBA-Champion Brähmer dabei als klarer Favorit gilt, stört Konrad nicht. „Es kann einfach nichts schiefgehen“, behauptet der 30 Jahre alte Halbschwergewichtler.
Konrad, der eigentlich Mevludin Cokovic heißt und in Montenegro geboren wurde, hat eine bewegte Vita. Schon mit 20 Jahren war er WBC-Jugendchampion im Supermittelgewicht, wurde vom Hamburger Universum-Boxstall verpflichtet und als Ausnahmetalent (Promoter Klaus-Peter Kohl) gefeiert. Doch nach seiner ersten Niederlage warf er die Handschuhe in die Ecke und wechselte zur Kölner Stadtreinigung. Bis zu 21 Tonnen Müll will er nach eigenem Bekunden täglich weggeschafft haben. Seit 2012 ist wieder Boxen angesagt. Diesmal im Stall von Felix Sturm in Köln.
Konrad liefert den Stoff für bunte Geschichten, ob er auch das Zeug zur Weltspitze hat, muss er erst beweisen. Viele trauen ihm den großen Wurf nicht zu. „Ich greife völlig entspannt nach dem WM-Titel. Viele verkrampfen bei solch einer Chance, doch ich bin da anders“, beschreibt der Kölner seine Gemütslage und droht Brähmer: „Ich glaube nicht, dass er schon mal auf einen Gegner mit solch einer Motivation getroffen ist. Außerdem sind wir im Halbschwergewicht, da kann man auch schon mal k.o. gehen.“
Die Kampfbilanz des Herausforderers, dessen linker Haken gelobt wird, weist 22 Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage auf. Trainer Magomed Schaburow rät Brähmer, sich vor dem „megaharten Punch“ seines Schützlings in Acht zu nehmen und schließt gar einen K.o.-Sieg nicht aus.
Der sechs Jahre ältere Brähmer kann sich auf einen größeren Fundus an Erfahrungen stützen. 46 Siege und zwei Niederlagen stehen zu Buche. „Vielleicht schlägt Konni härter zu, aber im Vergleich zu ihm bin ich ein Scharfschütze mit den Fäusten“, erklärt der Schweriner Weltmeister den Unterschied zu seinem Rivalen. Brähmer hat den WM-Titel im Dezember 2013 in seinen Besitz gebracht und diesen viermal erfolgreich verteidigt. Auch wenn seine Lebensgefährtin Tatjana mitunter mault, wenn er wegen WM-Vorbereitungen lange aus dem Haus ist, will er seine Karriere fortsetzen. „Ich muss zu Hause um jeden Kampf betteln“, gestand der gebürtige Stralsunder vor kurzem der „Bild am Sonntag“. Noch kann er sich durchsetzen.