Brähmer und Abraham mit Punktsiegen auf WM-Kurs
Schwerin (dpa) - Die Pflicht glanzlos erfüllt, für die Kür aber längst noch nicht gerüstet: Die beiden früheren Boxweltmeister Jürgen Brähmer und Arthur Abraham haben sich mit glanzlosen Siegen für erneute WM-Kämpfe ins Gespräch gebracht.
Was die beiden weit über 30 Jahre alten Haudegen den 5600 Zuschauern in der ausverkauften Schweriner Sport- und Kongresshalle anboten, war aber alles andere als WM-verdächtig. Das machte Ina Menzer ihren männlichen Kollegen vor und holte sich in Mönchengladbach zum Abschied ihrer Karriere noch einmal einen WM-Gürtel.
Brähmer ist davon momentan weit entfernt. „Nach oben ist noch Luft“, gestand der Halbschwergewichts-Europameister aus Schwerin nach dem einstimmigen Punktsieg (119:108, 119:108, 115:111) über den boxerisch arg limitierten italienischen Herausforderer Stefano Abatangelo. „Es war wie erwartet kein einfacher Kampf. Abatangelo war schwer zu treffen, quirlig und unbequem. Das wichtigste war, dass ich zwölf Runden gegangen bin“, befand der 34 Jahre alte Lokalmatador, der für seinen Auftritt von seinen Anhängern nicht eben gefeiert wurde.
Für Brähmer soll sich nun die Tür zu einem erneuten WM-Titel nach Version der WBO öffnen. „Bereit dafür ist Jürgen auf jeden Fall“, versicherte Promoter Kalle Sauerland allen Kritiken zum Trotz. Der WBO-Gürtel, den Brähmer bereits zwischen 2009 und 2011 besaß, gehört seit dem vergangenen Wochenende dem Russen Sergej Kowalew. Der boxt für den amerikanischen Bezahlsender HBO, was das Zustandekommen eines solchen Duells erschwert. „Wenn die HBO was will, stecken sie eine Menge Geld 'rein“, meinte Sauerland. Sein Stall kann da nicht mitbieten.
In Sachen WBO-WM will sich auch Arthur Abraham wieder auf den Weg machen. „Ich will Robert Stieglitz spätestens Anfang nächsten Jahres wieder den Titel abnehmen“, sagte der 33 Jahre alte Supermittelgewichtler nach seinem von Pfiffen begleiteten einstimmigen Punktsieg (116:113, 116:112, 117:111) gegen den Namibier Willbeforce Shihepo. Dazu muss der Schützling von Trainer Ulli Wegner („Wenn wir noch einmal angreifen wollen, müssen wir einiges verändern“) aber zum Pflichtherausforderer ernannt werden. Sauerland will dies in der nächsten Woche auf dem WBO-Convent in Budapest durchsetzen.
Der einzige, dem man in der überlangen Boxnacht WM-Format zusprechen konnte, war Kubrat Pulew. Der Schwergewichts-Europameister aus Bulgarien punktete sich gegen den Amerikaner Tony Thompson einstimmig (116:112, 118:110, 117:111) zum Pflichtherausforderer für den Sieger des Duells zwischen dem Ukrainer Wladimir Klitschko und dem Russen Alexander Powetkin, das am 5. Oktober in Moskau stattfindet. Wer gewinnt, ist dem Schützling von Trainer Otto Ramin egal. „Das wird der Kampf meines Lebens. Ich kann ihn gewinnen“, sagte der 31-Jährige.
Nach zehn Jahren Profiboxen ist Ina Menzer als Weltmeisterin abgetreten. Die 32-Jährige besiegte am Samstagabend in ihrer Heimatstadt Mönchengladbach die ungeschlagene Titelträgerin Goda Dailydaite einstimmig nach Punkten (100:88, 100:88, 97:92). Menzer nahm der gebürtigen Litauerin den Titel des Weltverbandes WIBF im Federgewicht ab und sicherte sich zudem das Championat der WIBA.