Boxerin Ina Menzer: „Ohne TV haben wir keine Chance“
Boxerin Ina Menzer kämpft Sonntag in Mönchengladbach um den WM-Titel. Dann tritt sie zurück. Im Zorn.
Mönchengladbach. Ina Menzer sieht für Frauen keine großen Perspektiven mehr im Profiboxen. Sonntag nimmt die Ex-Weltmeisterin deshalb Abschied — im WM-Kampf in Mönchengladbach gegen Goda Dailydaite (ab 21.30 Uhr/Eurosport). Die 32-Jährige blickt auch mit Verärgerung zurück.
Frau Menzer, sind Sie nervös vor Ihrem letzten Kampf?
Ina Menzer: Die Nervosität ist permanent da, wenn ich nicht gerade durch Termine abgelenkt bin.
Sie haben Ihre WM-Titel 2010 verloren, nach unendlichen Querelen mit ihrem einstigen Boxstall Universum kommen Sie drei Jahre später zurück. Was war?
Menzer: Das Problem war, dass der Fernsehvertrag im selben Jahr ausgelaufen ist, in dem ich mit einem Kampf alle meine drei Titel verloren habe. Wir wurden dann eineinhalb Jahre mit leeren Versprechungen von Universum-Chef Hans-Peter Kohl hingehalten. Danach kam die Übernahme des Stalls durch Waldemar Kluch, und dann ging das gleiche von vorne los. Am Ende waren es drei Jahre.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Menzer: Es war wirklich sehr schwer. Als Frau musst du dich auch heute noch doppelt beweisen. Ich bereue es sehr, dass ich 2011 bei Universum geblieben bin, als Kohl mit Versprechungen die Vertragsoption gezogen hat. Ich hätte mich gegen ihn stellen sollen. Andere Boxer haben das vorgemacht. Es wäre nicht viel passiert, weil Kohl den Bedingungen nicht nachkommen konnte.
Haben Sie immer an eine Rückkehr geglaubt?
Menzer: Ich wollte nicht aufhören mit diesem verlorenen Kampf, ich wollte wieder um eine WM kämpfen. Die Chance habe ich erst jetzt — und das haben wir selbst möglich gemacht.
Sie haben in guten Zeiten viel Geld verdient. Hat es in den schlechten gereicht?
Menzer: Ich finde nicht, dass es viel war, aber es war in Ordnung. Vor allem für eine Frau im Boxen. Ich bin sehr bodenständig, weil ich aus sehr bescheidenen Verhältnissen komme. Ich habe die letzten Jahre von diesem Ersparten gelebt und mir ein zweites Standbein aufgebaut.
Was machen Sie?
Menzer: Ich organisiere Eventboxen, vor allem für Firmengruppen, wo Manager in den Ring steigen. Das läuft gut. Und ich mache ein Fernstudium in Sportmanagement.
Brennt das Feuer für einen letzten Kampf noch?
Menzer: Ich bin für einen letzten Kampf eingestellt. Und es wird sicher der letzte sein.
Warum musste es eigentlich Boxen sein?
Menzer: Als ich 14 war, hat mein Vater meine Zwillingsbrüder und mich in eine Kung-Fu-Schule gebracht. Die Jungs waren etwas mollig und sollten abnehmen. Er wollte sie dann zum Boxen bringen. Ich bin mitgegangen. Dort hat der Trainer mein Talent schnell erkannt.
Was kommt nach Ihnen im Frauenboxen?
Menzer: Das Potenzial ist da, aber ohne einen TV-Sender haben wir keine Chance, die Massen zu erreichen.
Die TV-Sender winken ab, obwohl einst im ZDF die Quote gestimmt hat.
Menzer: Es war super, die Nachfrage war da. Das ZDF hat das Frauenboxen nach vorne gebracht, als einziger Sender. Dann gab es keine Einigung mit Kohl — und es war vorbei. In der ARD sitzen Leute in den Gremien, die sagen, wir wollen nichts mit Frauenboxen zu tun haben. Dabei haben die einen Bildungsauftrag. Kürzlich haben Joko und Klaas im TV vor der Kamera um die Wette gesoffen. Da kann man sich entscheiden: Zeigt man so etwas oder echten Sport? Von einer Frauenquote haben die Sender auch noch nichts gehört. Das macht mich wütend.
Was bleibt?
Menzer: Ein Cut über dem Auge. Und eine angebrochene Nase. Das war es schon.