Menzers Blick zurück im Zorn
Mönchengladbach (dpa) - Sie übernahm einst von Box-Queen Regina Halmich das Zepter. Doch nach zehn Jahren Leistungssport hört Ex-Weltmeisterin Ina Menzer zermürbt auf.
Der WM-Kampf unter freiem Himmel am Samstag in der Heimat Mönchengladbach gegen Goda Dailydaite wird der letzte Auftritt der 32-Jährigen sein. Sie sieht „keine Perspektiven“ mehr für das schwache Geschlecht im Boxen. „Es ist absolut schade. Ich konnte meinen Rücktritt noch selber bestimmen. Sie wurde dazu gezwungen“, sagte Regina Halmich der dpa.
Halmich machte als Mitglied des Universum-Stalls mit Promoter Klaus-Peter Kohl an der Spitze das Frauenboxen in Deutschland salonfähig und war von 1995 bis 2007 ungeschlagene Weltmeisterin. Bei Universum war Ina Menzer auch. „Ich bin dankbar für die Zeit. Aber es hat Versprechungen und Lügen gegeben“, sagte Menzer. Für sie ist es ein wenig der Blick zurück im Zorn. Im März 2010 verlor die gebürtige Kasachin gegen Jeannine Garside ihre drei WM-Titel. In diesen Monaten zeichnete sich ab, dass es zwischen Universum und dem ZDF keine Einigung auf einen neuen TV-Vertrag geben wird. Geschätzte 15 bis 20 Millionen Euro jährlich gingen dadurch verloren, Promoter Kohl kündigte zum 31. Juli allen Mitarbeitern.
Die Boxer waren aber nicht frei, für sie begann eine Hängepartie, schließlich sollte der Stall verkauft werden. „Ich bin geblockt worden“, erklärte Menzer. Eine vertragliche Option auf weitere zwei Jahre wurde in ihrem Fall gezogen. Somit konnte Menzer trotz Angebot nicht zu einem anderen Stall wechseln und musste noch dreimal unter dem neuen Universum-Besitzer Waldemar Kluch antreten. „Man ist machtlos, weil man es nicht in den eigenen Händen hat“, sagt die einstige Weltmeisterin, die von ihren bisherigen 31 Kämpfen nur den gegen Garside verlor. Die Frauen hätten, so Menzer, am meisten unter dieser Situation zu leiden. Sie spricht von Management-Fehlern. „Der Vertrag mit dem ZDF wäre zu geringeren Konditionen verlängert worden. Die Boxer hätten für weniger Geld gekämpft“, sagte Menzer.
Regina Halmich sieht nach wie vor einen Markt für das Boxen - und auch für Frauen. Der SES-Stall mit vier Boxerinnen und Neu-Promoter Felix Sturm mit Susi Kentikian geben den Frauen derzeit Präsenz. „Boxen ist eigentlich ein Quotengarant. Unter vier Millionen Zuschauer geht da nix“, stellt die viermalige Boxerin des Jahres fest. Nur ohne das Fernsehen wäre das Boxen Randsport. Halmich verweist darauf, dass mit der ARD (Sauerland Promotion/u.a. Marco Huck, Arthur Abraham), RTL (Die Klitschkos) und Sat.1 (Sturm) das Fernsehen wie zu ihren besten Zeiten in den goldenen 90er Jahren mit Henry Maske und Co. durchaus engagiert sei.
Man müsse aber etwas bieten, also Duelle wie Abraham gegen Sturm oder Abraham gegen Robert Stieglitz, sagte Halmich. Menzer hat dagegen den Glauben an den Fernsehsport Boxen verloren. Sie freut sich nun auf eine „magische Nacht“ im Hockeypark. Goda Dailydaite steht mit acht Siegen in acht Kämpfen erst am Anfang. Auch wenn sie als Industriekauffrau bei der Stadt Dortmund eine Sicherheit hat, will sie boxen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte die 28-Jährige.