Brähmers goldener Herbst: Nach Sieg zur Fürsten-Show
Dresden (dpa) - Boxweltmeister Jürgen Brähmer steht vor einem goldenen Herbst seiner Karriere. Nach seinem souveränen Sieg über Konni Konrad in Dresden wurde er mit höchstem Lob überschüttet und darf zur Belohnung Monacos Fürstenhaus mit seiner Kampfkunst erfreuen.
„Das ist der beste Jürgen Brähmer, den es je gab“, schwärmte Promoter Kalle Sauerland. Das soll etwas heißen, denn der WBA-Weltmeister im Halbschwergewicht wird in einem Monat 37 Jahre alt und hat damit eigentlich sein Karriereende in Sichtweite.
Brähmer besiegte Herausforderer Konrad durch technischen K.o. und sorgte damit für das erwartete Ergebnis. Die Betreuer des Kölners wedelten in der Pause zur achten Runde mit dem Handtuch, weil Konrad auf einem Auge nicht mehr richtig sehen konnte. Ringarzt Stefan Bock vermutete einen Hornhautschaden und schickte Konrad zur Untersuchung in die Klinik.
Aber auch ohne Sichtprobleme hatte der 30 Jahre alte einstige Jugendweltmeister nicht den Hauch einer Chance. „Ich wollte zeigen, dass zwischen Konni und mir ein großer Unterschied besteht“, betonte Brähmer. Das ist ihm gelungen. Die Diskrepanz musste auch der Verlierer anerkennen und gestand: „Ich kam einfach nicht in den Kampf.“ Brähmer war der technisch bessere, variablere und zielsicherere Boxer. „Maximal noch ein, zwei Runden“ hätte der Kampf ohne Konrads Augenprobleme gedauert, befand Manager Wilfried Sauerland und erntete allenthalben Zustimmung.
Es ist zu hoffen, dass Konrad nach der zweiten Niederlage seiner Karriere nicht die gleichen Konsequenzen wie nach der ersten zieht. 2006 unterbrach der gebürtige Montenegriner seine Laufbahn für fünfeinhalb Jahre und arbeitete währenddessen bei der Kölner Müllabfuhr. Das Loch in der sportlichen Entwicklung muss er noch stopfen.
Für Brähmer bieten sich im fortgeschrittenen Alter beste Bedingungen. Für den 7. November wurde der Schweriner zur Titelverteidigung nach Monaco eingeladen. In einem Casino soll er mit großer Wahrscheinlichkeit gegen IBO-Weltmeister Thomas Oosthuizen aus Südafrika antreten. Die Bekanntgabe des Gegners erfolgt am Montag oder Dienstag. „Der Schwiegervater des Fürsten ist ein sehr großer Boxfan“, erklärte Wilfried Sauerland das Begehr von der Côte d’Azur.
Schon die K.o.-Maschine Gennadi Golowkin aus Kasachstan durfte das Adelshaus unterhalten. Kalle Sauerland pries die Einladung als Ehre und meinte stolz: „Für das Team Sauerland ist es die erste Co-Promotion mit Fürst Albert.“
Der Hamburger Promoter sieht Brähmer als „besten Halbschwergewichtler der Welt“. Die Aussage ist mutig, denn als Nummer eins der Welt wird der unbesiegte Russe Sergej Kowalew gehandelt, der 25 seine 28 Kämpfe durch K.o. gewonnen hat. „Jürgen würde auch sofort gegen Kowalew antreten. Er fragt nicht mal nach, wer der nächste Gegner ist“, berichtete Sauerland junior.
Wenn die Karriere des Schweriners (49 Kämpfe, 47 Siege, 2 Niederlagen) weiterhin so erfolgreich verläuft, wird seine Lebensgefährtin Tatjana trotz Protestes noch ein Weilchen auf seine Mithilfe in Haushalt und Erziehung der beiden gemeinsamen Kinder warten müssen. „Der Vertrag ist schon unterschrieben“, entschuldigte sich Brähmer und fügte grinsend an: „Ich hab' mein Telefon ausgemacht.“