„Deutscher Panzer“ Charr bei Box-WM-Kampf wohl noch ohne deutschen Pass

Düsseldorf (dpa) - Er bezeichnet sich selbst als „deutschen Panzer“, doch bei seiner ersten Pflichtverteidigung als Box-Weltmeister am 29. September in Köln gegen Fres Oquendo aus Puerto Rico wird Manuel Charr wohl noch nicht den deutschen Pass haben.

„Wir müssen noch einen Punkt klären wegen einer alten Steuersache, bei der ich schlecht beraten war“, sagte Charr in Düsseldorf: „Aber ich hoffe, dass ich den Pass bis zum Kampf danach in Händen halte.“

Charrs Manager Christian Jäger rechnet ebenfalls nicht damit, dass sein Schützling in zwei Wochen offiziell als Deutscher in den Ring steigen wird. „Mit Wohlwollen wäre er beim nächsten Kampf nicht nur ein gefühlter, sondern ein echter Deutscher“, sagte Jäger der Deutschen Presse-Agentur: „Grundsätzlich sind alle Voraussetzungen geschaffen. Mit etwas Goodwill der Behörden könnte es viel schneller gehen. Aber ich bin Realist: Bis zum Kampf am 29. September wird es nicht klappen.“

Dass dies so ist, findet Jäger schade. „Es wäre ein Signal, dass man Menschen aus dem Ausland wohlwollend gegenübersteht, die seit vielen Jahren in Deutschland integriert sind und stolz wären, Deutsche zu sein“, sagte er: „Das in die Länge zu ziehen, ist für mich das falsche Signal.“ Anwälte hätten ihm bestätigt, „dass es zu dem Steuerverfahren eigentlich gar nicht erst hätte kommen dürfen.“

Gleichzeitig stellte der Österreicher klar, dass beim Kampf in Köln neben der syrischen auch die deutsche Flagge aufgehängt und nur die deutsche Hymne gespielt wird. „Wir wollen einem Sportler, dessen großer Wunsch es ist, Deutscher zu sein, nicht noch unnötig vor das Schienbein treten“, sagte er: „Zu Syrien hat er keinen Bezug, er war nie da.“

Charr, Sohn einer libanesischen Mutter und eines syrischen Vaters, der die ersten Lebensjahre im Libanon aufwuchs und seit seinem fünften Lebensjahr in Deutschland lebt, sieht die Sache gelassen. „Ich spreche Deutsch, ich lebe in Deutschland, ich fühle mich als Deutscher, und ich bin Deutscher. Das hängt nicht von einem Stück Papier ab“, sagte er und ergänzte schmunzelnd: „Aber ich bin auch nicht als Nicht-Deutscher Kölns Sportler des Jahres geworden.“ Für den Kampf gegen den 45-jährigen Oquendo versprach er: „Ich werde Weltmeister bleiben für Deutschland und das deutsche Volk.“