Jubel mit Verzögerung - WBA-Champ Culcay wartet bis Mai
Berlin (dpa) - Der wahre Glanz der von Jack Culcay erkämpften WBA-Weltmeisterschaft wird sich erst am 21. Mai entfalten.
Wohl auch deshalb fiel die Freude des in Ecuador geborenen Profiboxers aus Darmstadt nach dem Sieg durch technischen K.o. in der zehnten Runde über Jean Carlos Prada aus Venezuela ungewöhnlich verhalten aus. Jubel mit Zeitverzögerung - dazu passte auch, dass der Halbmittelgewichtler nach der Siegerehrung in Potsdam mit seinem alten WBA-Interimsgürtel vorlieb nehmen musste. Die maßgebliche Rekordseite „Box-rec“ führte den Kampf auch als ebensolche Interims-WM. Eine offensichtlich technische Lappalie: Der „richtige“ Gürtel sei nicht rechtzeitig in Berlin eingetroffen, teilten die Veranstalter mit.
Eine krude Vereinbarung mit dem Familienunternehmen WBA aus Panama besagt: Culcay muss innerhalb von 180 Tagen gegen den Sieger des Kampfes Eryslandi Lara gegen Wanes Martirosjan boxen. Wenn der favorisierte Lara am 21. Mai gewinnt, ist er Superchampion und der Sieger von Potsdam wäre auch hochoffiziell Weltmeister. Siegt der Armenier, muss Culcay seinen Titel gegen ihn verteidigen.
Der Amateur-Weltmeister von 2009 nahm seinen Erfolg, auf den er in sechs Profijahren verbissen hingearbeitet hatte, eher beiläufig zur Kenntnis. Keine Luftsprünge im Ring, kein Konfetti-Regen im ersten Kampf des vom TV-Partner SAT.1. zur „Nacht der Weltmeister“ ernannten Box-Wochenendes.
Das Match verlief in der mit 2600 Zuschauern gefüllten MBS-Arena eindeutig. Prada, einen halben Kopf größer und Rechtsausleger, fand nie ein Rezept gegen den ausgefeilten Techniker Culcay. Der Gast, der den Ring im Federschmuck eines Indianerhäuptlings betreten hatte, blieb in der Pause zur 10. Runde in der Ecke sitzen und gab auf: „Zu viele Treffer auf den Körper - sehr schmerzhaft“. Der überforderte Prada, der ein Jahr nicht im Ring stand, kassierte erst die zweite Niederlage im 34. Kampf.
Culcay freute sich, dass sein Konzept aufging. „Auf Videos von Prada-Kämpfen haben wir gesehen, dass er auf Körpertreffer sehr empfindlich reagiert“, sagte der Sieger von Potsdam, der sich auf einen Kurzurlaub freute, um sich dann den kommenden Aufgaben zu widmen.
Dass er vor dem Pflichtkampf gegen Lara oder Martirosjan noch freiwillig seinen Titel aufs Spiel setzen könnte, wurde vom Geschäftsführer seines Berliner Sauerland-Boxstalls vage in Aussicht gestellt. „Das könnte sein“, sagte Christian Meyer.