Taktikfuchs Wolke: 70 Jahre und ein bisschen leise
Hamburg (dpa) - Es ist sehr ruhig geworden um Manfred Wolke. Als Weltmeister-Macher von Henry Maske war der Boxtrainer einst ein gefeierter Mann. Jetzt zeigt die Öffentlichkeit an dem Olympiasieger von 1968 zumeist nur an seinen Geburtstagen Interesse.
Am 14. Januar steht Wolkes 70. an.
Feiern will er in seinem Ferienhaus an der Ostsee, weit weg vom einstigen Gym in Frankfurt (Oder), wo er Gentleman Maske und Schwergewichtler Axel Schulz formte. „Er war einer der besten Boxtrainer, die wir in Deutschland je hatten“, beteuert Manager Wilfried Sauerland, zu dessen Unternehmen der Taktikfuchs einst gehörte. „Er war akribisch, auch fanatisch.“
Nachdem der Sauerland-Stall die Zusammenarbeit mit ihm beendet hatte, war 2010 für Wolke Schluss. „Wir hätten mit ihm gern in Berlin oder Potsdam weitergearbeitet. Er wollte aber unbedingt in Frankfurt (Oder) bleiben“, erklärt Sauerland die Trennung. „Jedoch kam kein Nachwuchs mehr aus Frankfurt. Wir wollten dort Talente ansiedeln, aber das hat nicht geklappt.“ Der Nachwuchs haue aus der brandenburgischen Stadt an der polnischen Grenze regelmäßig ab. Es läge nicht am Trainer, es sei eben nichts los in der Provinz, lautete die Begründung.
Danilo Häußler wurde von Wolke noch zum EM-Titel geführt. Und er betreute Maske 2007 bei dessen siegreichem Ein-Kampf-Comeback gegen den Amerikaner Virgil Hill. Mehr war nicht. „Einen Weltmeister mache ich noch“, hatte er trotzig versprochen - Makulatur.
Wolke hat die sogenannte Frankfurter Boxschule geprägt. Das, was darunter zu verstehen ist, zeigte Maske in Perfektion: sichere Deckung, Treffer vermeiden, gutes Auge, sauber punkten, gewinnen. „Wolke war der beste Taktiker weit und breit“, meint Box-Intimus Jean-Marcel Nartz. Dabei sei der Umgang mit dem mehrfachen DDR-Meister kompliziert. „Er ist ein schwieriger Mensch, nicht sehr pflegeleicht. Wir haben uns oft gezofft“, berichtet Nartz. „Wäre es möglich, eine Trainermischung aus Fritz Sdunek, Ulli Wegner und Manfred Wolke zu zaubern, wäre die das Nonplusultra im Boxsport.“
Auch Sauerland lobt es, wenn ein Trainer seine Athleten zuerst auf Defensive trimmt. „Es ist sinnvoll, erst verteidigen zu lernen, bevor man an die Offensive denkt“, sagt der 72-Jährige. K.o.-Siege waren Wolke nie wichtig. Sauberes, technisches Boxen schon.
Der gebürtige Babelsberger hatte sich auch an dem 28-jährigen Powerboxer Marco Huck versucht, wollte ihn nach seinen Vorstellungen formen. Nach einigen Wochen gab der Trainer auf und schickte ihn weg. Huck, heutiger Cruisergewichtsweltmeister unter Trainer Ulli Wegner, hatte so gar nichts von einem Maske.