BVB gegen Bayern: Ein Gipfel mit Gift und Galle
Das 1:1 zwischen Dortmund und Bayern zeigt, dass das Verhältnis der beiden Vereine wohl dauerhaft beschädigt ist.
Dortmund. Normale Fußballspiele zwischen Borussia Dortmund und Bayern München? Gibt es nicht. Das 1:1 (1:1) zwischen dem amtierenden und dem neuen Deutschen Meister war drei Wochen vor dem erneuten Aufeinandertreffen im Finale der Champions League alles — nur nicht normal.
„Freundschaftsspiele werden das zwischen diesen beiden Mannschaften nie sein“, sagte Münchens Nationaltorhüter Manuel Neuer — und traf damit den Punkt. Sein stark gehaltener Elfmeter (nach umstrittenem Handspiel von Jerome Boateng, 60.) sicherte den Gästen ein Unentschieden, mit welchem die Bayern gewiss besser leben können als der BVB, der sich vorzeitig die Vizemeisterschaft sicherte. Weil Dortmund doch ein Chancenplus und die personell stärkere „B-Mannschaft“ auf das Feld gestellt hatte. Und weil Dortmund in den letzten 25 Minuten nach Gelb-Rot für Rafinha in Überzahl agierte.
Dies alles in einem Gift-und-Galle-Gipfel, der nicht von spielerischer Klasse, wohl aber von Intensität und jeder Menge Knatsch geprägt war. Das alles ließ erahnen, warum die Fußballwelt diesem Endspiel am 25. Mai in London entgegenfiebert.
Der Gastgeber hatte sechs Akteure aus dem Madrid-Spiel auf dem Platz, nach dem frühen Aus von Ilkay Gündogan (Verhärtung im Oberschenkel, 14.) dann noch fünf. Aus Bayerns Barcelona-Partie waren nur noch vier Akteure dabei. Bloß nichts riskieren? Bloß keine Aufschlüsse geben? Es kam anders, beide Teams kämpften um jeden Zentimeter, zeitweise gar an der Grenze der Legalität. Hatte sich das Aufeinandertreffen knapp eine Stunde lang nach den Toren von Kevin Großkreutz (11.) und Mario Gomez (23.) im Rahmen bewegt, so ging in den letzten 30 Minuten doch noch die Post ab. Erst war da der verschossene Strafstoß von Robert Lewandowski, dann streckte Rafinha — schon mit Gelb vorbelastet — Jakub Blaszczykowski mit dem Ellenbogen nieder und sah Gelb-Rot. Der Brasilianer drückte dem Polen beim Verlassen des Platzes einen Finger ins Gesicht, BVB-Trainer Jürgen Klopp echauffierte sich mächtig („Ich war nicht auf der Suche nach neuen Freunden“), Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer hielt dagegen — kleine Kinder im Sandkasten hätten ihre Auseinandersetzung wohlmöglich seriöser gestaltet. Letztlich beruhigte sich die Szenerie. „Wir haben uns emotional, aber mit Respekt die Meinung gesagt“, sagte Sammer.
Der Gesprächsstoff ging trotzdem nicht aus, vor allem wegen der Spitze von Münchens Vorstand Karl-Heinz Rummenigge: „Dortmund scheint sich schwer zu tun, gegen Bayern zu gewinnen. Jetzt ist es schon zum vierten Mal in Folge nicht gelungen.“ Am 25. Mai würde Dortmund ein Sieg gewiss reichen. Auch wenn es erneut kein Freundschaftsspiel werden dürfte.