Dart-Spieler Max Hopp: „Jungs, nehmt mich auch mal ernst“
Der beste deutsche Darts-Spieler Max Hopp spricht über Leistungsdruck, sein Leben zwischen den Stars der Branche, große Ziele und verrückte Fans.
Osnabrück. Max Hopp ist Deutschlands bester Darts-Spieler. Im Interview spricht er über die Zukunft des deutschen Darts-Sports, welchen Traum er sich erfüllen will und wie sehr die zurückgetretene Darts-Legende Phil Taylor fehlt.
Herr Hopp, wie viele Stunden müssen Sie am Tag trainieren, um das Profiniveau der PDC zu halten?
Max Hopp: Ich trainiere vier Stunden täglich am Darts-Board. Dazu kommt dreimal wöchentlich ein gesondertes Fitness-Programm. Man absolviert ein Zirkeltraining mit ein paar Kraftübungen — auch Yoga-Übungen werden mal mit einbezogen. Dazu macht man viel Rücken- und Oberschenkeltraining, um den Stand zu optimieren. Wir müssen mehrere Stunden stehen, bei bestimmten Events können das bis zu acht Stunden werden.
Sie haben als erster Deutscher ein PDC-Ranglistenturnier gewonnen. Geht es nach dem Erfolg nun nach ganz oben?
Hopp: Der erste Schritt ist natürlich gemacht, da bin ich sehr stolz drauf. Nichtsdestotrotz muss man sich den großen Jungs öfter unter Beweis stellen. Ich stehe jetzt in der Weltrangliste auf Position 40, da ist noch viel Luft nach oben.
Wie sehen denn Ihre langfristigen Ziele aus?
Hopp: In erster Linie möchte ich unter die Top 32 der Welt gelangen. Dann gilt man wirklich als Topspieler.
Dafür müssen Sie im Kopf stärker werden, hat Darts-Legende Phil Taylor über Sie gesagt. Was kann er damit meinen?
Hopp: Wahrscheinlich meint er die Erfahrung. Am Anfang war ich immer der Jüngste in der Runde. Man spielt gegen mehrfache Weltmeister mit jahrelanger Routine. Dementsprechend treten sie auch auf. Die nehmen mich eben als kleinen Schuljungen wahr, und in so einer Männerwelt musst du erst mal auf den Putz hauen und zeigen: „Jungs, nehmt mich auch mal ernst, ich bin gefährlich.“ Ich glaube, diese Message ist angekommen, und jetzt geht es darum, das öfter zu machen, dass man in 20 Jahren selbst so abgezockt ist.
Sie sprechen von 20 Jahren. Heißt das, es gibt für Sie nur ein Berufsleben als Darts-Spieler, oder gibt es einen Plan B?
Hopp: In erster Linie gibt es für mich nur das. Ich habe mit 16 den Entschluss gefasst, mich damit selbstständig zu machen — gegen den Willen der Eltern. Ich habe es geschafft, ich kann Profi sein, und das möchte ich noch viele Jahre weitermachen. Grundvoraussetzung dafür ist, dass man fit bleibt und auch den ganzen Erfolgsdruck und die Reiserei vertragen kann. Ich möchte Deutschland voranpeitschen, dass mehr Junge nachkommen. Ein Traum von mir ist, irgendwann eine Darts-Akademie für die Jugend zu errichten.
Was macht der Darts-Hype mit den Talenten in Deutschland?
Hopp: Wir haben sehr viele Talente. Die Zeit wird zeigen, wie viele sich durchsetzen. Man schläft über 270 Nächte im Jahr in einem anderen Bett. Man steht unter ständigem Leistungsdruck, es wird einem viel abverlangt. Ich hoffe, dass es viele anpeitscht zu sehen, dass man kann es schaffen und sich damit seinen Lebensunterhalt finanzieren kann.
Sie sprechen den Leistungsdruck an, wie gleicht man den auf diesem Niveau aus?
Hopp: Jeder hat da eine andere Methode. Mich peitscht es nur noch mehr an, wenn Leute sagen: „Du schaffst das nicht.“ Man sieht es auch im Fußball, da gibt es Spieler, die müssen in ihren Tunnel gelangen. Nach einem Turniersieg wie in Saarbrücken mache ich beispielsweise mein Handy nicht an, um mich einfach nicht ablenken zu lassen. Wenn mir das Drumherum zu viel wird, dann ziehe ich mich zurück.
Stichwort Tunnel: Sie stehen auf der großen Bühne, hinter Ihnen singen und grölen Tausende Fans.
Hopp: Man nimmt es natürlich wahr. Ich schaffe es aber, mich in den Tunnel zu bringen. Man kann das Publikum nicht ausblenden, dafür ist es zu laut und zu verrückt. Ich schaue meistens meine Pfeile an, spiele daran herum, sage mir irgendwas Positives.
Wie wird ein Amateurspieler besser?
Hopp: Er muss viele Turniere spielen. Die Wettkampfsituation bringt dich weiter, weil am Board zu Hause hast du einfach nicht den Druck, den du im Wettkampf hast.
Wir schreiben die ersten vier Monate nach Phil Taylors Rücktritt vom professionellen Darts-Sport. Wie sehr macht sich sein Fehlen bemerkbar?
Hopp: Allein seine Erscheinung, wenn er in den Raum kommt. Auch wenn er für zehn Minuten greifbar war, war das immer ein toller Moment. Er ist wirklich so ein alter, weiser Mann, der gerade Jugendspielern immer einen Tipp oder einen Schlag auf die Schulter mitgibt oder sie ein bisschen aufzieht. Er ist ein toller Mensch, das macht sich bemerkbar, wenn so einer fehlt. Nichtsdestotrotz geht unsere Reise weiter, wir wollen alle mal annähernd dahin kommen, wo er war.
Kann ihn jemand ersetzen?
Hopp: Meiner Meinung nach schafft es nie wieder ein Spieler, auch nur zehn Weltmeistertitel zu holen, denn die Leistungsdichte ist einfach viel zu groß geworden. Diese krasse Dominanz, die Taylor hatte, die kriegt nie wieder einer hin.