Turnier nach Taylor benannt Darts-Legende Taylor tritt ab: „Ich bereue überhaupt nichts“

London (dpa) - Ein letztes Tänzchen für die Fans und ein schelmisches Lächeln, dann verließ Darts-Legende Phil Taylor zur Musik von Coldplay ein letztes Mal die WM-Bühne des Alexandra Palace.

Foto: dpa

„Now the old king is dead, long live the king“, schallte es aus den Lautsprechern in der großen Halle und „The Power“ sang selbst mit. Es war das Motto des denkwürdigen Abends, an dem der 16-fache frühere Weltmeister die Darts-Krone seinem 27 Jahre alten Landsmann Rob Cross überlassen musste. Der Debütant hatte den 57-jährigen Taylor mit 7:2 im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen lassen.

Die Enttäuschung beim Vize-Weltmeister schien sich allerdings in Grenzen zu halten. Gelassen und gut gelaunt erschien er zur Pressekonferenz, zu der sich ungewöhnlich viele internationale Journalisten im Medienraum versammelt hatten. „Ich muss das doch genießen, es ist mein letztes Mal“, betonte Taylor. Dass er überhaupt im Finale gestanden habe, sei für ihn „wie ein Titelgewinn“. „Mir war es nur wichtig, wenigstens ein Set zu gewinnen. Wenn ich 7:0 verloren hätte, wäre das niederschmetternd gewesen.“

Für den Gewinner hatte Taylor nur lobende Worte übrig. „Er war so wie ich vor etwa 30 Jahren, die anderen konnten da nicht mithalten“, erkannte er an. „Für mich bringt er frischen Wind rein.“ Die beiden Kontrahenten hatten sich noch auf der Bühne fair umarmt und dann gemeinsam den Pokal in die Höhe gehalten, den Taylor so gern ein letztes Mal gewonnen hätte. „Ich fühle mich großartig, aber es geht hier auch um Phils Abschied“, erklärte Cross, der 1990 geboren wurde. Es war das Jahr, in dem Taylor erstmals den WM-Titel holte.

Das Publikum würdigte den neuen Weltmeister mit „Robbie, Robbie Cross“-Gesängen. Aber nur kurz - dann sangen die rund 3500 Dart-Fans im „Ally Pally“ wieder vom „Taylor Wonderland“. Immer wieder hatten sie im Laufe des Abends die inoffizielle Hymne des erfolgreichsten Darts-Profis aller Zeiten angestimmt. Der Mann aus Stoke-on-Trent bedankte sich später mit einem eilig auf der Bühne gemalten Schild: „Danke! Danke! Ich habe es geliebt.“

Mit Blick auf seine lange Karriere stellte Taylor später zufrieden klar: „Ich bereue überhaupt nichts.“ Dann lachte er. „Naja, ich wünschte, ich hätte nie ein Finale gegen Barney (Raymond van Barneveld) und John Part verloren.“ Dem Sport habe er alles zu verdanken. Und über die Jahre habe er „viele herrliche Typen“ kennengelernt. „Ich hab diese Leute nicht alle gemocht. Einige hätte ich gern erwürgt“, scherzte er. „Rob Cross war heute Abend einer davon.“

Nach seinem letzten großen Auftritt wirkte der 57-Jährige aber auch ein bisschen müde. „Ich hab nicht mehr die Energie, um mit diesen Spielern mitzuhalten“, gab Taylor zu. Das sei auch im Duell gegen Cross deutlich geworden. „Ein alter Mann gegen einen jungen Mann, das war eine ungleiche Paarung.“ Außerdem seien ihm die Spielpläne der Profi-Turniere zu anstrengend geworden. „Fünf oder sechs Tage die Woche, das kann ich nicht mehr. Ich wünschte, ich könnte es.“

Der Abschied nach rund 30 Profi-Jahren fällt Taylor deshalb angeblich nicht schwer. „Um ehrlich zu sein, ich bin schon seit vergangenem Jahr bereit dafür. Wenn ich überhaupt eine Träne im Auge habe, dann ist es eine Freudenträne“, stellte er klar. „Ich freue mich auf den neuen Abschnitt.“ In Zukunft will er nur noch bei Exhibitions auftreten. Etwa 170 Auftritte auf der ganzen Welt sind laut Taylor in 2018 geplant. Es scheint also noch etwas „Power“ übrig zu sein.

Der Weltverband PDC hat den Rekord-Weltmeister nach seinem Karriereende mit einer besonderen Geste geehrt. Das World Matchplay, das als zweitwichtigstes Turnier nach der WM gilt, heißt zukünftig „Phil Taylor Trophy“, wie die PDC nach Taylors verlorenem WM-Endspiel gegen Debütant Rob Cross mitteilte. Auch beim World Matchplay ist „The Power“ mit 16 Siegen der Rekordgewinner.