Krefeld Pinguine Ehrhoff: Und plötzlich wieder mittendrin
Der Verteidiger, der lange in Krefeld spielte, startet in der NHL einen Neuanfang bei Stanley-Cup-Sieger Chicago Blackhawks.
Chicago. So schnell kann es gehen: Die Rettung aus der Zweitklassigkeit ausgerechnet durch Stanley-Cup-Champion Chicago Blackhawks fühlt sich für Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff wie ein Sechser im Lotto an. „Ich freue mich riesig über die neue Chance. Chicago ist ein Top-Team, Titelfavorit“, sagte Ehrhoff glücklich nach seinem Wechsel am Wochenende aus der Organisation der Los Angeles Kings. Am Sonntagabend gegen das aktuelle NHL-Topteam Washington Capitals mit Nationalkeeper Philipp Grubauer sollte Ehrhoff bei seinem neuem Team noch zusehen. „Ich soll mir wohl erstmal das Spielsystem verinnerlichen“, verriet der 33 Jahre alte Abwehr-Routinier der Onlineausgabe des Fachmagazins „Eishockey News“.
Doch schon bald dürfte der gebürtige Moerser und ehemalige Star der Krefeld Pinguine endlich wieder auf dem NHL-Eis stehen. Die Saison des lange Zeit besten deutschen Spielers in der weltweit besten Liga glich bislang einer Achterbahnfahrt. Vor zwei Wochen hatte sein bisheriger Arbeitgeber Los Angeles Kings den Verteidiger nach einer schwachen Saison ins Farmteam Ontario Reign in der zweitklassigen AHL abgeschoben. Nun steht Ehrhoff im Kader des Champions, der zum vierten Mal seit 2010 den Stanley Cup holen will.
„Das ist nun die bestmögliche Situation für mich, ich bin in einem Team, das Chancen auf den Stanley Cup hat und habe neue Möglichkeiten“, sagte Ehrhoff. Es kam überraschend: „Ich war beim Mittagessen, als ich von meinem Agenten eine SMS bekam. Ich wusste zwar, dass Chicago sich um mich bemüht, dachte aber nicht, dass so schnell etwas passiert.“ Bereits im Sommer hatten der Deutsche nach dessen Vertragsende in Pittsburgh und Chicago miteinander gesprochen. Allerdings lagen die Blackhawks schon über der Gehaltsobergrenze. So unterschrieb Ehrhoff für ein Jahr in Los Angeles. Doch bei den Kings konnte er Trainer Darryl Sutter nie überzeugen.
Von seinem Wechsel erfuhr Ehrhoff in Austin. Dort sollte er am Freitag und Samstag mit Ontario bei den Texas Stars spielen. Statt im Unterhaus mit namenlosen Profis steht er künftig nun wieder mit Superstars wie Jonathan Toews oder Patrick Kane auf dem Eis.
Von Austin flog Ehrhoff umgehend nach Chicago. „Ich muss mir erstmal eine Winterjacke kaufen“, verriet er. Als Ehrhoff nach Texas reiste, hatte er leicht gepackt. Zwei T-Shirts, eine Jeans, einen Kapuzenpulli, einen Anzug. Schließlich wollte er Sonntag wieder in Los Angeles sein. Doch nun wohnt er nicht mehr in Manhattan Beach, wo die Temperaturen selbst im Februar nachts nur selten unter 15 Grad Celsius fallen, sondern in der „Windy City“, in der für die kommenden Tage Schneefälle vorausgesagt wurden.
Trotz des Wetters war Chicago schon immer jene Stadt, auf die sich der Routinier (854 NHL-Spiele) bei Auswärtsspielen am meisten gefreut hat. „Und das rote Blackhawks-Trikot ist für mich das Schönste“, betont Ehrhoff. Er wird die Rückennummer 55 bekommen - die habe ihm schon Glück gebracht, als er während des NHL-Lockouts 2012 für seinen Heimatverein Krefeld Pinguine spielte.
So großartig der sportliche Aufstieg ist, so einschneidend wird er für seine Liebsten sein. Wann er Ehefrau Farina und die drei Töchter wiedersehe, wisse er nicht, sagte Ehrhoff. Trotz der Einschulung der ältesten Tochter Leni (6 Jahre) in Los Angeles und eines Vertrages in Chicago vorerst nur bis zum Saisonende, könnte für die Familie bald der dritte Umzug seit 2014 anstehen. „Es ist ja schon noch einige Zeit bis Saisonende, daher tendieren wir dazu, dass sie auch hierherziehen“, verriet Ehrhoff. Es ist wieder ein Neuanfang, Ehrhoff spricht von der „vielleicht allerletzten Chance“.