Bundesliga Ein Lichtblick in der BVB-Krise

Dortmunds Christian Pulisic stemmt sich mit Mut und Leidenschaft gegen die Niederlage. Und ist damit allein auf weiter Flur.

Dortmund. Wer einen Spieler so offensichtlich ins Schaufenster stellt, braucht sich nicht zu wundern, wenn irgendwann die Interessenten Schlange stehen. Viel Positives gibt es nach der 1:3 (0:2)-Niederlage Borussia Dortmunds gegen Bayern München aus Sicht des Gastgebers nicht zu berichten. Die Leistung von Christian Pulisic bietet die rühmliche Ausnahme. Der 19-jährige US-Boy war bester Spieler des nach wie vor kriselnden Gastgebers und hatte sich neben Torhüter Roman Bürki als einziger Borusse leidenschaftlich und vehement gegen die hochverdiente Niederlage gestemmt.

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Es war kein Zufall, dass dem Ehrentreffer der Schwarz-Gelben durch Marc Bartra (88.) eine tolle Einzelaktion Pulisics vorausgegangen war, der sich fast an der Eckfahne gegen mehrere Bayern-Spieler auf engstem Raum durchgesetzt hatte. „Christian hatte Mut auf dem Platz“, stellte Sportdirektor Michael Zorc einen der vielen Vorzüge des flinken Angreifers heraus. „Christian hat sehr gut gespielt und bis zum Ende gekämpft“, erklärte auch Trainer Peter Bosz.

Auch die Münchener werden den Auftritt des dribbelstarken Tempofußballers, der noch bis 2020 beim BVB unter Vertrag steht, genau registriert haben. Arjen Robben und Franck Ribéry sind mit ihren 33 beziehungsweise 34 Lenzen längst in die Jahre gekommen. Mit Kingsley Coman steht nur ein weiterer (junger) Flügelspieler zur Verfügung. Deshalb dürfte Pulisic längst auf der Fahndungsliste des deutschen Rekordmeisters stehen.

Dazu hätte es den Hinweis von Lothar Matthäus gar nicht gebraucht. Der Sky-Experte hatte sich nach dem Spiel schnell festgelegt: „Wenn die Bayern irgendwann mal Ersatz für Robben und Ribéry suchen, müssen sie die Fühler nach Pulisic ausstrecken. Mit seinem Selbstvertrauen und seiner Geschwindigkeit ist er zu Höherem berufen.“ Was man von den meisten anderen Dortmunder Spielern aktuell nicht sagen kann. Peter Bosz bestätigte, was alle gesehen hatten: „Wir sind in der ersten Hälfte immer zu spät gekommen. Da kann man nicht von einer Spitzenmannschaft reden.“

Die Bilder gleichen sich seit Wochen, und der BVB gibt Rätsel auf. Bei den Toren von Arjen Robben (17.), Robert Lewandowski (37.) und David Alaba (67.) leistete der Defensiv-Verbund höchstens passiven Widerstand. Die Abstände waren vor allem vor der Pause oft gewaltig, so dass es gar nicht erst zu ernsthaften Zweikämpfen kam. Die Folge: Aus fünf Punkten Vorsprung auf den FC Bayern München sind sechs Zähler Rückstand geworden. In nur vier Spielen.

Was auch mit mangelnder Effektivität zu tun hat. Der Statistikbogen spuckte (fast) keine schlechteren Werte für den BVB aus. Nicht bei Torschüssen, nicht bei Ballbesitz, nicht bei Großchancen. Nur die Tore, die machten die abgezockten Bayern. Effektivität nennt man das. Oder Klasse. Beim BVB sprechen viele davon, dass man jetzt alles wieder auf Anfang stellen muss. Wenn das so einfach wäre. Vielleicht fragen sie mal bei Christian Pulisic nach, wie man trotz trüber Herbsttage Leistung auf den Platz bringen kann.