Auch NHL-Star Seidenberg nicht zur WM
Bratislava (dpa) - Eishockey-Bundestrainer Jakob Kölliker ist nicht zu beneiden. Eine Woche vor dem Beginn seiner ersten Weltmeisterschaft als deutscher Nationalcoach hagelt es für den Schweizer weiter Absagen.
Vor den abschließenden WM-Tests in Bratislava gegen Weißrussland und gegen Gastgeber Slowakei verkündete Dennis Seidenberg von den Boston Bruins ebenso einen Verzicht wie die Berliner Meisterspieler Frank Hördler und Constantin Braun.
„Es war eine lange Saison, durch den Titelgewinn im Vorjahr hatte ich nur eine kurze Pause“, sagte Seidenberg der Nachrichtenagentur dpa unmittelbar nach dem Playoff-Aus des Stanley-Cup-Siegers des Vorjahres gegen Washington. Beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) und bei Kölliker waren die Hoffnungen groß, dass der Star-Verteidiger aus Schwenningen bei einem Ausscheiden Bostons Deutschland bei der WM in Finnland und Schweden (4. bis 20. Mai) verstärken würde. Doch Seidenberg will sich um sein im Februar geborenes drittes Kind und seinen Umzug in der kommenden Woche kümmern. „Das wird stressig genug“, sagte der Verteidiger.
Wenige Stunden später erreichte Kölliker dann auch die Absage der Leistungsträger Hördler und Braun aus Berlin, die am Dienstag mit den Eisbären gegen die Adler Mannheim Meister geworden waren. Das Abwehrduo sei gesundheitlich angeschlagen, teilte der DEB mit. Damit steigt die Zahl der Absagen auf acht - größtenteils Leistungsträger.
Zuvor hatte Kölliker bereits die Absage dreier weiterer Hochkaräter hinnehmen müssen: NHL-Superstar Christian Ehrhoff und Kapitän und Torjäger Michael Wolf aus Iserlohn sind verletzt. Zudem verzichtete Ehrhoffs Teamkamerad von den Buffalo Sabres, Alex Sulzer, aus privaten Gründe. Das gleiche gilt für Krefelds Patrick Hager. Russland-Legionär Eduard Lewandowski aus Mytischtschi zog sich am vergangenen Wochenende bei den Testspielen gegen Dänemark (3:1, 3:2 n. Penaltyschießen) einen Kreuzbandriss zu und fällt ebenfalls aus.
Eigentlich wollte Kölliker seinem Team beim Vier-Nationen-Turnier in der Slowakei den Feinschliff für die WM verpassen. „Defensiv müssen wir noch stabiler stehen und insgesamt einfacher mit der Scheibe spielen. Das schnelle, schnörkellose Spiel müssen wir noch einüben“, sagte Kölliker. Nur: Verstärkungen gibt es derzeit nur spärlich. Von den Finalisten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sind in Bratislava nur die Stürmer Frank Mauer (Mannheim) und André Rankel (Berlin) neu dabei. Aus der nordamerikanischen AHL kommt Justin Krueger (Charlotte) dazu.
Ob und wer von den DEL-Finalisten noch dazustößt, ist unklar. Unmittelbar nach ihrem Meister-Triumph am Dienstag wollten die Berliner Spieler noch ganz und gar nicht an die WM denken. Unmittelbar nach dem entscheidenden Spiel hatte Braun eine WM-Teilnahme noch offen gelassen. „Wenn das Telefon klingelt, dann klingelt es“, hatte er gesagt. Weitere Teamkameraden Rankels und Mauers würden ohnehin erst am Dienstag zum DEB-Team stoßen. Dann fliegt Kölliker mit dem WM-Kader, den er nach den Tests in der Slowakei benennen will, nach Stockholm. Dort steht drei Tage später das Auftaktspiel gegen Italien an. Gegen den Außenseiter müsste es trotz aller Absagen auch so reichen.
Für die folgenden Vorrunden-Spiele, unter anderen gegen die Top-Nationen Russland, Tschechien und Gastgeber Schweden, hofft Kölliker aber noch auf Verstärkung aus Nordamerika. „Ich nehme 25 Spieler mit. Ob wir alle sofort anmelden, lassen wir mal offen und warten ab, was mit Verletzten ist und was noch in der NHL passiert.“