Auftakt Russland: DEB-Auswahl will „Große ärgern“

Bratislava (dpa) - Auch 25 WM-Titel und ein 100-Millionen-Dollar-Mann versetzen die deutschen Eishockey-Cracks nicht in Angst und Schrecken. Vor dem WM-Auftaktspiel am Freitag in Bratislava gegen die schier übermächtigen Russen um Superstar Ilja Kowaltschuk glaubt die deutsche Truppe an ihre Chance.

„An einem guten Tag ist was möglich“, verkündete Korbinian Holzer forsch. Der Verteidiger aus Toronto sinnt auf Revanche für das WM-Halbfinale 2010, als Deutschland die „Sbornaja“ am Rand einer Niederlage hatte. Die Wunden aus dem Match, das die Deutschen aus ihren Medaillenträumen riss, sind noch nicht verheilt. „Natürlich ärgert man sich schon noch“, murmelte Kapitän Michael Wolf verkniffen.

Der Iserlohner hofft auf Überheblichkeit beim Team mit den Stars aus den beiden weltbesten Ligen - der nordamerikanischen NHL und der russischen KHL. „Vielleicht unterschätzen sie uns ein bisschen“, sagte Wolf und erinnerte an die knappen WM-Niederlagen (2:3 und 1:2) 2010: „Wir haben gegen Russland schon gezeigt, dass wir mitspielen können.“ Auch Bundestrainer Uwe Krupp lehnte sich überraschend weit aus dem Fenster: „Wir haben im letzten Jahr Geschmack daran gefunden, dass man auch einen großen Gegner schlagen kann.“

Der Coach legte sich am Donnerstagabend auf seinen Kader für die WM-Vorrunde fest. Mit 21 Spielern - davon 2 Torhüter - startet die deutsche Mannschaft in das Turnier. Aus dem vorläufigen Aufgebot strich Krupp den dritten Goalie Jochen Reimer und dessen Wolfsburger Teamkollegen Christopher Fischer sowie die drei Mannheimer Denis Reul, Marcus Kink und Frank Mauer. Die Spieler bleiben aber in Bratislava. Nach der Vorrunde kann Krupp nachnominieren.

Schon ein Punktgewinn gegen das russische Superteam von Trainer Wjatscheslaw Bykow wären Sensation und Novum zugleich. Noch nie hat Deutschland bei einer WM gegen die Sowjetunion respektive Russland gewonnen. Seit 1954 setzte es in allen Spielen gewaltige 87 Niederlagen - deutlicher kann ein Kräfteverhältnis kaum sein.

Dennoch verkündete Daniel Kreutzer: „Wir wollen die Großen wieder ärgern.“ Der Düsseldorfer, der in der Slowakei die Marke von 200 Länderspielen durchbrechen und damit auf Platz acht der deutschen Bestenliste vorrücken kann, kennt das Problem vermeintlicher Spitzenteams. „Oft können zu viele Stars eine Mannschaft kaputt machen“, erklärte er. Das Problem hat das DEB-Team nicht. Durch das Weiterkommen von Dennis Seidenberg (Boston) und Christian Ehrhoff (Vancouver) in den NHL-Playoffs muss es ohne Starspieler auskommen.

Bei den Russen dreht sich dagegen alles um Flügelstürmer Kowaltschuk, dessen Rekord-Vertrag über 100 Millionen Dollar bei den New Jersey Devils zwar in die Geschichte einging, ihn aber nicht vor einer mauen Saison ohne Playoff-Teilnahme bewahrte.

Krupp steht bei seiner vorerst letzten WM als Bundestrainer vor einer schweren Wahl. Weil das entscheidende Vorrundenspiel zur Zwischenrunden-Qualifikation wohl das letzte gegen Slowenien am kommenden Dienstag ist, könnte er gegen Russland noch experimentieren - zumal er seinen Kader noch keine Woche komplett beisammen hat.

Selbst Kapitän Wolf warnte: „Es wird noch nicht alles beim ersten Turnierspiel klappen.“ Dennoch erteilte Krupp einem Probelauf eine Absage: „Der Vorsatz hört sich immer gut an, aber man hat die Rechnung meistens ohne die Spieler gemacht. Unsere Spieler gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Wir wollen jedes Spiel gewinnen.“