Aus der Traum: DEB-Team vor ungewisser Zukunft

Bratislava (dpa) - Die Großen geärgert, aber nicht gestürzt: Der Weg in die Weltspitze bleibt für Deutschlands Eishockey-Team steinig. Bei der WM in der Slowakei untermauerte die Auswahl von Bundestrainer Uwe Krupp ihren Anspruch auf einen Platz unter den Top acht der Welt.

Nach ganz oben fehlt aber noch viel. „Wir werden die Niederlage verdauen und erhobenen Hauptes nach Hause fahren“, fasste Patrick Reimer die Stimmung im Anschluss an die 2:5-Niederlage gegen Schweden im Viertelfinale zusammen. Nach furiosem Beginn mit zwei Sensationen ging es bergab, am Ende wurden der deutschen Truppe die Grenzen aufgezeigt. „Bei mir überwiegt der Stolz“, meinte Krupp trotzdem.

Wie es mit der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) weitergeht, ist unklar. Bei der Trainersuche läuft vieles auf Krupp hinaus. Dieser dämpfte die Hoffnung auf einen dauerhaften Höhenflug. „Wir haben viele Baustellen im deutschen Eishockey und daran müssen wir arbeiten. Die letzten zwei Jahre waren außergewöhnlich gut. Ich bin aber nicht davon überzeugt, dass das die Norm ist.“ Durch das Erreichen des Viertelfinals kletterten die Deutschen immerhin in der Weltrangliste einen Platz nach oben und sind nun Achte.

Als Krupp eine Nacht über die erneut durch schwache Abwehrarbeit, harmloses Überzahlspiel und Pech zustandegekommene Pleite geschlafen hatte, sah die Prognose schon nicht mehr ganz so düster aus. Der Bundestrainer saß am Donnerstag in einem Hotel in Bratislava, die Enttäuschung über das WM-Aus konnte er nur schwer verbergen. „Man ist jetzt schon ziemlich platt und ein bisschen k.o.“, räumte er ein.

Der Coach sagte aber auch: „Wir haben gezeigt, dass wir uns gegen die besten Mannschaften offensiv durchsetzen können.“ Verteidiger Korbinian Holzer ergänzte: „Wir haben attraktives Eishockey gespielt, sind eine junge Truppe, kaum jemand ist über 30 Jahre alt. Wir haben bestätigt, dass das letzte Jahr kein Zufall war. Da entwickelt sich etwas.“

Nach dem Halbfinale 2010 war in diesem Jahr eine Runde früher Schluss - unter anderem nach Niederlagen gegen Finnland, Tschechien und schließlich Schweden. „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“, sagte DEB-Präsident Uwe Harnos. „Wir haben einige gute Spieler, die auf dem Sprung sind in die Nationalmannschaft“, erklärte Krupp. Der Grund für den Abstand zu Kanada oder Tschechien? „Es fehlt die Anzahl an Spielern.“ Für ganz oben „musst du viele Topspieler haben“.

Gegen Russland und die Slowaken hatte Deutschland am Turnierbeginn noch das Überraschungsmoment auf seiner Seite und feierte den besten WM-Start seit 1930. Dann aber folgten die Zwischenrunden-Niederlagen im Penaltyschießen gegen Finnland und Dänemark - der Knackpunkt. „Das hat im Nachhinein Spuren hinterlassen“, räumte Krupp ein.

Bei der WM 2012 in Schweden und Finnland geht es zunächst wieder gegen den Abstieg, das betonte der Trainer mehrfach. „Da sollte man nicht zu euphorisch sein“, sagte Krupp. Auch in der Slowakei war der Klassenerhalt ursprünglich das Ziel gewesen.

Dass Krupp im nächsten Jahr wieder an der deutschen Bande stehen wird, ist wahrscheinlich. Der Verband hat keinen adäquaten Nachfolger gefunden und die Spieler sind ohnehin pro Krupp: „Er hat eine gute Basis geschaffen“, fand Verteidiger Holzer. Alexander Barta, einer der beiden Torschützen gegen die Schweden, betonte: „Die Spieler wären alle sehr, sehr froh, wenn Uwe noch ein Jahr dranhängen würde.“