Cortina nach Abschlusspleite: „Coache nicht für jetzt“
Minsk (dpa) - Befreit vom Druck drehte Deutschlands Toptalent Leon Draisaitl bei der Eishockey-WM noch einmal auf. Im abschließenden Gruppenspiel beim 4:5-Spektakel gegen die USA lieferte der Youngster seine beste Turnierleistung ab.
Am mit Platz 14 schwächsten WM-Abschneiden seit 2009 änderte das zwar nichts mehr. Aber der 18-Jährige imponierte nicht nur, als er die US-Abwehr bei seinem ersten Länderspieltor zum 3:3 elegant stehenließ und Goalie Tim Thomas den Puck durch die Beine schob. Er krönte seinen Auftritt auch mit zwei famosen Assists.
Das 4:5 (0:0, 3:3, 1:2) gegen den Olympia-Vierten konnte Draisaitl indes nicht verhindern. Mut für die Zukunft des deutschen Eishockeys machte er aber schon - und nahm auch selbst eine Menge mit. „Das war die hilfreichste Erfahrung, die ich je gemacht habe in meinem Leben“, bilanzierte der Stürmer nach seiner ersten WM.
In der nordamerikanischen NHL soll der Youngster künftig eine Hauptrolle spielen. In den Worten von Bundestrainer Pat Cortina klingt stets Bewunderung mit. „Er ist gut genug, sich als Leon Draisaitl einen Namen in der Eishockey-Welt zu machen“, hatte Cortina schon vor WM-Beginn gesagt. Die WM in Minsk war Draisaitls erster Auftritt auf der großen Eishockey-Bühne nach einer überragenden Saison in der kanadischen Jugendliga WHL.
Nicht immer agierte Draisaitl fehlerlos, führte aber die anderen Talente mit Tobias Rieder, Marcel Noebels und Torhüter Philipp Grubauer an, die Cortina als Eckpfeiler für die WM 2017 aufbauen kann. Alle spielten eine überzeugende bis starke WM. So kann der Coach trotz des bescheidenen WM-Ausgangs am Mittwochmittag mit dem Gefühl zurück nach Deutschland fliegen, auf dem Weg zur WM in Köln und Paris einen Schritt weitergekommen zu sein. „Es sollte für jeden klar sein, dass ich nicht für jetzt coache“, sagte Cortina, der in Personalunion auch Sportdirektor ist, mit Blick auf die viele Eiszeit der Jungen auch in entscheidenden Momenten. In drei Jahren soll unbedingt ein ähnlicher Verlauf wie 2014 verhindert werden.
„Ich habe das Gefühl, dass ich jeden Tag das Gleiche sage“, meinte Cortina am Dienstag: „Gut gespielt, kein Glück.“ Aus der fünften Niederlage nacheinander resultierte am Ende mit Platz 14 das schlechteste Abschneiden seit fünf Jahren. Eine Enttäuschung sei das sicherlich, räumte Cortina ein.
Vor fünf Jahren war das Team als 15. nur als Gastgeber der WM 2010 nicht abgestiegen. Der Rückschritt nun wirkt sich auch auf die Weltrangliste aus, die in zwei Jahren über die Olympia-Qualifikation 2018 entscheidet. Im Ranking werden die bisher als Elfte geführten Deutschen hinter die Viertelfinalisten Frankreich und Weißrussland fallen. Das konnten neben Draisaitl auch die ersten WM-Tore des Kölner Alexander Weiß (24. Minute) und Rieder (58.) und der Treffer von Kai Hospelt (31.) nicht verhindern.
Immer wieder kämpfte sich das deutsche Team vor 11 845 Zuschauern zurück, am Ende war es ein Rückschlag zu viel. Justin Abdelkader (22./56.), Drew Shore (28.), Matt Donovan (33.) und Johnny Gaudreau (43.) trafen für den Favoriten. „Das ist sicherlich keine schöne Platzierung, aber die Truppe hat eine Basis, auf die man Jahr für Jahr aufbauen kann“, urteilte Kapitän Frank Hördler.
Auch Drasaitl bewertete die Aussichten für das deutsche Eishockey als „relativ gut“. Über seine eigene Zukunft wird am 28. und 29. Juni entschieden, wenn sich die Clubs der NHL bei der Draft an Talenten die Rechte sichern. „Ich spiele nicht für die Scouts, ich spiele für Deutschland und da bin ich stolz drauf“, betonte Draisaitl.