Cortina unter Druck: WM-Vorbereitung mit Personalsorgen

Oberhausen (dpa) - Pat Cortina startet seine persönliche „Mission Impossible“. Der Auftakt am Osterwochenende in die wohl letzte WM-Vorbereitung des Eishockey-Bundestrainers auf Abruf wird zusätzlich erschwert durch die erneut schwierige Personalsituation.

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Der Kader für die ersten WM-Tests gegen Rekord-Weltmeister Russland am Ostersonntag (20.00 Uhr) und Ostermontag ist alles andere als reif für die Weltmeisterschaft vom 1. bis 17. Mai in Tschechien. „Der Kader wird sich bis zur WM auf einigen Positionen noch verändern“, bestätigte Cortina.

Er wird sich auch noch verändern müssen, wenn der Italo-Kanadier eine halbwegs realistische Chance haben will, sich doch noch für eine Vertragsverlängerung empfehlen zu können. Cortinas Kontrakt läuft nach drei Jahren aus. „Danach ziehen wir Bilanz“, sagte der Präsident des Deutschen Eishockey Bundes (DEB), Franz Reindl.

Die Bilanz ist mau. In Cortinas Amtszeit fallen die erstmalig überhaupt verpasste Olympia-Qualifikation für Sotschi 2014, die miese WM 2014 mit Platz 14 und das Abrutschen in der Weltrangliste. Eine Direkt-Qualifikation für Olympia 2018 in Pyeongchang ist dadurch unmöglich geworden. Auch die Chance, eine Olympia-Qualifikation in Deutschland bestreiten zu können, ist schon vertan. Daran wird auch ein bestmögliches Ergebnis in Prag und Ostrau nichts ändern.

Um im internationalen Vergleich nicht noch weiter abzurutschen, ist ein gutes WM-Abschneiden Pflicht. „Das wird ein Meilenstein für die Zukunft. Da ist der Druck groß für alle, dass wir da erfolgreich sind“, mahnte Reindl: „Nach Möglichkeit sollten wir da Zehnter werden, am besten natürlich unter die ersten Acht kommen.“

Davon scheint das DEB-Team zu Beginn der WM-Vorbereitung allerdings weit entfernt zu sein. Verletzungsbedingte Absagen und kaum Hoffnung auf Verstärkung aus Nordamerika machen Cortina zu schaffen. Gegen Russland und bei der WM nicht dabei sind die verletzten Leistungsträger Felix Schütz (Omsk/RUS), André Rankel, Constantin Braun (beide Berlin), Jochen Reimer (Nürnberg) und Marcel Müller (Krefeld). Frank Hördler (Berlin) und der ehemalige NHL-Verteidiger Alex Sulzer (Köln) stehen zwar im vorläufigen DEB-Kader, sind aber ebenfalls noch verletzt. Ihr WM-Einsatz ist auch laut DEB fraglich.

In Torsten Ankert (Köln), Niklas Treutle (München), Andreas Driendl (Krefeld) und Tim Schüle (Nürnberg) fallen weitere Spieler aus. Auf Daryl Boyle (München) und Philip Gogulla (Köln) verzichtete Cortina freiwillig. Auch aus Nordamerika und der NHL kann Cortina in diesem Jahr kaum auf Unterstützung hoffen. Aufgrund der bevorstehenden Playoffs und der Tabellensituation kommen von den zahlreichen deutschen Spielern derzeit nur Tobias Rieder (Arizona), Torhüter Rob Zepp (Philadelphia) und eventuell David Wolf (Calgary) infrage. Eine echte Verstärkung wäre allerdings wohl nur Torjäger Rieder.

Umso wichtiger wäre eine WM-Teilnahme aller Leistungsträger der noch in den DEL-Playoffs gebundenen Clubs aus Mannheim, Ingolstadt und Düsseldorf und eine möglichst kurze Finalserie. Im Anschluss an die Spiele gegen Russland reist das DEB-Team nach Finnland, wo am 9. April in Lahti und einen Tag später in Espoo die nächsten Tests anstehen. Ob dann zumindest Spieler der im DEL-Halbfinale unterlegenen Grizzly Adams Wolfsburg dabei sind, ist noch unklar.