Cortina will gegen Schweiz positive Reaktion sehen
Prag (dpa) - Fragen an Eishockey-Bundestrainer Pat Cortina nach dem 0:10-Debakel am Sonntag im zweiten deutschen WM-Spiel in Prag gegen Kanada. Noch am Samstag hatte Deutschland einen wichtigen 2:1-Auftaktsieg gegen Frankreich gefeiert.
Nächster Gegner ist am Dienstag die Schweiz (16.15 Uhr/Sport 1).
Sie haben eigentlich ganz gut begonnen, nach einer Situation in eigener Überzahl brachen dann alle Dämme. Warum?
Cortina: Das weiß ich noch nicht. Wir haben unser Selbstvertrauen verloren. Unser Kampfbereitschaft war auch nicht hoch genug. Das ist gegen eine Mannschaft wie Kanada sehr gefährlich.
Normalerweise überzeugt Deutschland gegen große Eishockey-Nationen immer durch Kampf und Leidenschaft. Warum hat das heute gefehlt?
Cortina: Keine Ahnung. Vielleicht war das erste Spiel gegen Frankreich am Samstag zu schwierig.
Was passiert jetzt bis zum Spiel gegen die Schweiz am Dienstag?
Cortina: Videoanalyse. Wir müssen den Spielern zeigen, was nicht gut war. Es geht weiter.
Haben sie sich heute manchmal auf der Bank ohnmächtig gefühlt?
Cortina: Nein. Manchmal kann man einfach nichts mehr tun. Wir haben ein paar Leader im Team. Niemand ist glücklich über das, was passiert ist. Ich bin sicher, dass wir gegen die Schweiz eine positive Reaktion zeigen werden.
Sie haben erst spät in Unterzahl gespielt. Wenn man schon früh so klar zurückliegt, muss man sich dann nicht mehr wehren?
Cortina: Wir haben vergessen zu kämpfen, das stimmt.
Was bedeutet diese Leistung für das Spiel gegen die Schweiz?
Cortina: Nicht viel. Das ist jetzt vorbei. Wir müssen einfach diese Lektion verstehen. Wenn wir nicht kämpfen, hart arbeiten und läuferisch alles bringen, dann wird es schwierig. Wir waren schon gegen Frankreich nicht gut, aber heute war es schlechter.
Was haben sie Ihren Spielern in der Kabine gesagt?
Cortina: Sie wollen dafür sorgen, dass das nächste Drittel besser wird als das vorherige. Wir müssen dafür sorgen, dass wir unsere Identität nicht aufgeben. Man kann mal ein Spiel verlieren, aber man darf nicht vergessen, wer man ist.
Sind sie lauter geworden?
Cortina: Vielleicht ja. Aber das ist nicht wichtig. Entscheidend ist, dass die Nachricht ankommt. Ich glaube nicht, dass Spieler in solchen Situationen laute Wörter brauchen. Sie wissen selbst auch, was jetzt wichtig ist.
Was können sie als Trainer jetzt tun, damit dieses Ergebnis aus den Köpfen kommt?
Cortina: Es wird jetzt Treffen mit den Führungsspielern geben. Es wird etwas an Videoanalyse geben. Was wir als Trainer tun, ist zu zeigen, wie wir Dinge auf dem Eis machen wollen. Dann kommt es auf die Spieler an. Ich bin zuversichtlich, dass sie gut reagieren.
Gibt es irgendetwas, was man als Positives mitnehmen kann?
Cortina: Es erinnert uns daran, wie hart wir arbeiten müssen.
Warum haben Sie Dennis Endras heute wieder spielen lassen, nachdem er schon 24 Stunden zuvor gegen Frankreich gespielt hat?
Cortina: Weil er sehr gut am Samstag war. Wenn ich nicht den Torhüter spielen lasse, der uns am Tag zuvor das Spiel gewonnen hat, welches Signal sende ich dann an die Mannschaft?
Haben sich die Torhüter im Stich gelassen gefühlt?
Cortina: Manchmal sicher. Das hat doch jeder gesehen.
Hat Sie jemand besonders enttäuscht?
Cortina: Ich gebe niemandem die Schuld. Wenn wir uns gegenseitig die Schuld zuweisen, ist es der Anfang vom Ende.