DEB-Chef: Cortina „genießt unser vollstes Vertrauen“

Helsinki (dpa) - Pat Cortina war anzumerken, dass er über dieses Thema nicht reden wollte. Als der Bundestrainer in der unterirdischen Trainings-Eishalle von Helsinki auf das Interview angesprochen wurde, wiegelte er zunächst ab.

„Meine Gedanken sind beim Russland-Spiel“, sagte der Coach ausweichend. Auf die wiederholte Frage, was er von den überraschenden Aussagen des Verbandschefs Uwe Harnos halte, fand er dann doch einen knappen Kommentar: „Was Herr Harnos denkt oder nicht denkt, hilft mir als Coach nicht weiter“, sagte Cortina im TV-Sender Sport1. „Es ist sein Recht, über alles zu diskutieren, was ihm in den Sinn kommt.“ Entspannt klang er dabei nicht.

Ob den Trainer die Passagen in dem Interview oder das Nachhaken der Journalisten nervte, blieb unklar. Sicher war, dass Cortina die Debatte am ersten WM-Wochenende überhaupt nicht brauchen konnte - mal wieder kommt das deutsche Eishockey nicht ohne Störfeuer aus.

Harnos, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), hatte der „Süddeutschen Zeitung“ in einem am Freitag erschienenen Gespräch gesagt: „Möglicherweise muss man diese Doppelfunktion Sportdirektor und Bundestrainer hinterfragen.“ Was zunächst klang wie eine sich anbahnende Degradierung, soll so aber gar nicht gemeint gewesen sein.

„Die Gedanken waren von ganz allgemeiner Bedeutung“, beteuerte Harnos im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa und unterstrich: „Es ging doch dabei nicht um Pat Cortina.“ Der Italo-Kanadier, der erst im September als Trainer und Sportdirektor einen Dreijahresvertrag bekommen hatte, genieße „unser vollstes Vertrauen“, sagte Harnos.

Der DEB-Chef konnte die Aufregung um das Interview „überhaupt nicht“ verstehen. Seine Idee, eine Doppelfunktion zu überprüfen, habe doch „mit der aktuellen Situation überhaupt nichts zu tun“. Cortina hatte im Februar mit der Nationalmannschaft die Olympia-Qualifikation verspielt und damit für eine historische deutsche Pleite gesorgt.

Gleich nachdem die Auswirkungen des Interviews ersichtlich wurden, habe er Kontakt zu Cortina aufgenommen, erzählte Harnos. Christian Winkler, Mitglied des sogenannten Kompetenzteams Sport im DEB und im Winter noch zusammen mit Cortina beim DEL-Verein EHC München beschäftigt, sagte der Münchner „Abendzeitung“: „Wir alle wissen, dass Cortina der Richtige für den Job ist. Und ich kann versichern, dass Cortina weder im Verband noch im Präsidium zur Disposition steht.“

Womöglich ist alles nur ein großes Missverständnis - auf das der Coach bei der für das deutsche Eishockey so wichtigen WM in Finnland gerne verzichtet hätte. „Wenn ich mir darüber jetzt Sorgen mache, kann ich meinen Job hier nicht richtig machen“, betonte Cortina, der den Jobbezeichnungen aktuell ohnehin kaum Bedeutung beimisst. „Im Moment ist den Spielern egal, ob ich Coach oder Sportdirektor bin.“