DEG in Augsburg Überfahren wie ein Spielzeugauto

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Eishockey-Profis sind beim 1:7 im ersten Spiel in Augsburg körperlich komplett unterlegen. Vom angekündigten Neuanfang ist nichts zu sehen.

Ein gewohntes Bild am Dienstag: Augsburgs Matthew White (l.) und David Stieler jubeln, Düsseldorf Ryan McKiernan ist bedient.

Foto: dpa/Stefan Puchner

Am Mittwoch ging es an die Aufarbeitung. Die Spieler reagierten sich im Kraftraum ab, Manager Niki Mondt saß mit den Trainern Harold Kreis und Tobias Abstreiter beisammen, um zu erörtern, was da in Augsburg schief gelaufen war. Und es würde einen schon sehr überraschen, wenn die Analyse etwas anderes als „alles“ ergeben hätte. 1:7 (0:1, 0:2, 1:4) hatte die DEG das erste Viertelfinal-Spiel bei den Augsburger Panthern verloren. Die Play-offs der Deutschen Eishockey Liga hätten nicht schlechter starten können.

Natürlich bemühten alle Beteiligten hinterher die üblichen Floskeln, dass es in der Serie über maximal sieben Spiele lediglich 0:1 stehen würde. Und dass es ja egal sei, ob man unverdient in der dritten Verlängerung verliert oder hochverdient aus der Halle geschossen wird. Aber das ist im Fall der DEG nur die halbe Wahrheit.

Das erste Spiel der K.O.-Runde sollte ja der große Neuanfang werden. In den Tagen zuvor war immer wieder zu hören, dass es keine Rolle spiele, dass die DEG zum Ende der Hauptrunde in der Krise war. Dass sie fünf Spiele in Folge verlor und bis auf Rang sechs abrutschte. Dass sie personell wie physisch arg angeschlagen wirkte. All das sei Vergangenheit, „jetzt beginnt eine neue Saison“, sagte Kreis.

Seit 210 Minuten kein Tor bei Fünf-gegen-Fünf

Sein Problem: Die angeblich neue Saison schmeckt verdächtig nach der alten. Erneut schoss de DEG kein Tor bei Fünf-gegen-Fünf, das bislang letzte gab es vor 210 Spielminuten. Statt der Wende zum Guten gab es die schlechteste Saisonleistung. Nach einer halbwegs gelungenen Anfangsphase brach die DEG durch das 0:1 völlig ein. Sollte es überhaupt so etwas wie Aufbruchstimmung gegeben haben, sie war gleich wieder dahin. Das konnte auch Mondt nicht verhehlen: „Ich bin überzeugt, dass die letzten Ergebnisse für die Jungs keine Rolle mehr gespielt haben, aber klar hat so eine Klatsche eine Wirkung, das wirft dich ans Saisonende zurück“, sagte der Manager und ärgerte sich vor allem über die körperliche Unterlegenheit. „Wir wussten vorher, dass Augsburg klassisches, hartes Play-off-Hockey spielen wird. Das kam nicht überraschend.“ Doch aus irgendeinem Grund konnte die DEG nicht dagegenhalten. Die Augsburger waren nicht spielerisch besser, sie überfuhren die DEG einfach wie ein Monstertruck ein Spielzeugauto.

„Wir waren von vorn bis hinten nicht bereit“

Dabei konnten die Gäste zum ersten Mal seit Wochen wieder einen vollen Kader mit sechs Verteidigern und zwölf Stürmern aufbieten. Dennoch musste sich Stürmer Lukas Laub hinterher eingestehen: „Wir waren von vorn bis hinten nicht bereit.“ Augsburgs robuster Verteidiger Henry Hase hatte das bereits nach dem ersten Drittel am TV-Mikrofon festgestellt: „Ich glaube, wir haben 40 Checks gefahren, die kommen da überhaupt nicht mit.“

Die Frage ist: Wie kann das sein? Wie kann man in ein Play-off-Spiel gegen eine der aggressivsten Mannschaft der Liga gehen und keine Idee haben, wie man körperlich dagegenhalten soll? Am fehlenden Willen habe es nicht gelegen, wollte Kreis festgehalten wissen. Aber auch er hatte ein Spiel gesehen, in dem die Gastgeber „in den entscheidenden Momenten“ besser waren: „Ein Schritt hier, eine Körperposition dort, da mal schneller an der freien Scheibe, das hat denen einen Vorteil gegeben.“ Teilweise wirkte die DEG nicht nur überrascht bis genervt, sondern regelrecht überfordert, weil ihnen immer ein Gegner aus den Füßen stand. Zeit für einen kontrollierten Spielaufbau gab es kaum, hinzu kamen die vielen Strafzeiten.

In der Schlussphase entlädt sich der Frust

Das alles führte nicht nur zu Gegentoren – bei denen auch Torwart Mathias Niederberger nicht immer gut aussah –, das sorgte auch für Frust. Die letzten Minuten zogen sich fast endlos, weil es immer neue Raufereien gab, zwischenzeitlich saßen sieben Düsseldorfer gleichzeitig auf der Strafbank.

Bis zum ersten Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) muss die DEG den verpatzten Auftakt nun aus den Köpfen bekommen. Denn grundsätzlich stimmt es ja: Eine Niederlage bedeutet noch nichts. Zumindest dann nicht, wenn man daraus lernt und sich ein Rezept gegen die Stärken des Gegners überlegt. Gelingt das nicht, ist die schönste Zeit des Eishockey-Jahres für die DEG schnell wieder vorbei.